Ludwigshafen „Haben unglaublich ehrgeizige Mannschaft“

Herr Grimm, Sie sind von Trainer Ben Matschke zum Kapitän bestimmt worden. Hand aufs Herz: Haben Sie je daran gezweifelt?

Nein, das habe ich nie. Ben Matschke hat sich schon vor seiner Verpflichtung als Friesenheimer Trainer intensiv mit mir ausgetauscht. Er hat mich damals um meinen Rat gefragt. Wären Sie lieber gewählt worden oder ist es egal, wenn man bestimmt wird? Das ist mir egal. Ich weiß, dass die Mannschaft zu 100 Prozent hinter mir steht. Ich wäre wohl auch bei einer Wahl ohne Gegenstimme Kapitän geworden. Schon bei unseren Testspielen hat sich das abgezeichnet. Ich habe da als Kapitän fungiert und die Arbeit eines Spielführers von mir aus angenommen. Neun neue Spieler hat die TSG Friesenheim verpflichtet. Ist da auf den Kapitän Schwerstarbeit zugekommen, was die Integration angeht? Da haben wir schon sensationelle Arbeit geleistet. Hauptverantwortlich dafür, dass wir alle so toll zusammengefunden haben, war unser Trainer. Aber alle haben ihren Teil dazu beigetragen. Wir haben ganz feine Kerle dazubekommen. Wir haben in den fünf Wochen Vorbereitung sehr gut zusammengefunden. Diese Saison wird viel mehr über das Kollektiv gehen müssen. Mehr denn je muss das unser Pfund sein. Egal wer spielt, das Pendant auf dieser Position hat bislang immer angefeuert und motiviert. Das muss so bleiben. Trainer Matschke hatte ja schon mehrmals angedeutet, dass kein Spieler einen Stammplatz gewinnt oder verliert. Was für ein Gefühl ist es denn, nicht von Beginn an zu spielen? Wichtig ist doch, dass dies offen kommuniziert wird. Das war bei mir der Fall und damit habe ich keine Probleme. Ich kann sagen, dass Matschke kommunikativ sensationell arbeitet. Das klingt nach einer besseren internen Kultur. Was hat sich denn verändert, seit ein neues Führungsduo an der Spitze der TSG steht? Ganz klar die Kommunikation. Benny war schon als Spieler ein Freund von mir. Wir reden viel. Das ist top. Er pflegt ein freundschaftliches Verhältnis zu den Spielern. Doch wenn es darauf ankommt, dann wird er ernst und er hat die Autorität des Trainers. Ich hätte nie gedacht, dass er nach zwei Jahren als Trainer so weit ist. Die Mannschaft hat nicht die Qualität wie der HC Erlangen oder GWD Minden. Mit wem würden Sie sich diese Runde vergleichen? Das ist aktuell schwer zu sagen. Die Handschrift von Ben Matschke ist erkennbar. Entscheidend wird sein, wie wir als Team funktionieren. Gelingt das, dann können mehr Plätze nach oben in der Tabelle rausspringen. Was wäre denn das Maximum in dieser Saison? Ich will im vorderen Mittelfeld landen, also eher Platz sechs als zwölf. Verena Dietrich sprach bei der Mannschaftspräsentation vor einigen Wochen davon, dass die TSG nicht mit einem Leitspruch in die Saison starten wird, sondern mit Schlagworten. Wie lauten diese denn? Ein großes Schlagwort wird Mannschaft lauten. Der Teamgedanke steht über allem. Das hat sich in den fünf Wochen schon mehrfach gezeigt. Wir haben eine unglaublich ehrgeizige Mannschaft. Ich merke es auch an mir, wie viel Lust ich in meinem fortgeschrittenen Alter verspüre, noch Neues zu lernen. Was ist denn der Unterschied zwischen Matschke und Ex-Coach König? Vorneweg: Thomas König und Ben Matschke sind sehr gute Trainer. König wollte viel in der Halle arbeiten. Ben geht raus, bringt frischen Wind rein, bringt Spaß in die Trainingsarbeit. Bei Thomas fehlte am Ende die Eigenmotivation wegen des Hickhacks. Ben sucht den Kontakt zu den Spielern. Bei ihm kennt die Eigenmotivation momentan keine Grenzen. Motivatoren können manchmal Berge versetzen. Heute startet die TSG in Essen in die Saison. Dann kommen Aue und Minden. Wie viele Punkte aus den drei Spielen sind realistisch? Wir hatten in der Vorbereitung wenig Gradmesser. Es wird ganz schwer in Essen. Minden hat wohl die stärkste Mannschaft, die es in den vergangenen 20 Jahren in der zweiten Liga gab. Gegen Aue müssen wir gewinnen. Sollten wir in Essen siegen, wären es vier Punkte. Dann will ich persönlich sechs Zähler nach drei Spieltagen. Ist diese Saison eine Runde der Konsolidierung, des Neuanfangs oder des Umbruchs? Ich würde es mit neuen Impulsen überschreiben. Es ist kein kompletter Umbruch. Alles ist zur rechten Zeit gekommen. Der Schnitt musste gemacht werden. Gut ist, dass wir einen neuen Trainer und eine neue Geschäftsführerin haben. Ich sehe dem Neuanfang positiv entgegen.

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