Ludwigshafen In einer anderen Welt

Mannheim

. Hannes Laskawy dachte vor ein paar Jahren, dass sein Handball-Traum vorbei sei. Nach einem einjährigen Gastspiel im Kader der Rhein-Neckar Löwen löste der Linkshänder seinen Vertrag im Juni 2009 auf, nachdem er nur in der zweiten Mannschaft der Badener zum Einsatz gekommen war. Die Lust an seinem Sport hatte der Hüne aus dem rechten Rückraum verloren und begann zu studieren. Heute leuchten seine Augen wieder, wenn er vom Handball spricht – und das liegt an dem Team des Sydney University HC. Mit dem Selfmade-Team aus „down under“ spielte Laskawy im September bei der Klub-Weltmeisterschaft in Katar, trat unter anderem gegen den großen FC Barcelona an und wurde mit den Australiern überraschend Vierter. Doch das alleine ist nicht der Grund, warum der gebürtige Hamburger so von dem Team aus Sydney schwärmt, denn neben der Möglichkeit, wieder mit Freude Handball zu spielen, gaben die Australier ihm die Chance, eine andere Welt kennenzulernen. „Das Leben dort ist nur schwer mit dem in Deutschland zu vergleichen. Es hat mich in vielen Bereichen weitergebracht“, schwärmt Laskawy. Als er vor einem knappen Jahr nach Australien kam, wurde ihm der Einstieg am anderen Ende der Welt durch die Kontakte zu den Handballern erleichtert. Dem 27-Jährigen wurden Jobs vermittelt, mit denen der Student zum Wirtschaftsingenieur seinen Lebensunterhalt verdiente. Und beim Training bereitete sich Laskawy darauf vor, beim Super Globe mitzuspielen. Was zuvor nicht geklappt hatte, erfüllte sich Anfang September. Zumindest für eine Woche maß sich der Deutsche in einem multinationalen Team mit den Weltbesten. „Das war Wahnsinn“, sagt Laskawy, der inzwischen nach Deutschland zurückgekehrt ist, in der Nähe von Göttingen studiert und jetzt, kurz vor Weihnachten, wieder zur Mannschaft stieß, die sich gerade auf einer kleinen Europatournee befindet. Nach einigen Testspielen gegen deutsche Viertligisten stand bis gestern ein international besetztes Turnier im niederländischen Limburg auf dem Programm. Dort traten die Australier beispielsweise auf Viking Stavanger aus Norwegen, Dukla Prag aus Tschechien oder die OCI Lions, den holländischen Meister – und verloren alle Partien. „Es ist toll, wieder mit den Jungs zusammen zu sein und gegen diese Gegner anzutreten“, freut sich Laskawy auf die Herausforderung. Den ersten Einsatz hatten Laskawy und sein Team kurz vor Weihnachten bei der HG Oftersheim/Schwetzingen. Beim BW-Oberliga-Tabellenführer gewannen die Australier knapp mit 27:26, nachdem sie einen zwischenzeitlichen Sechs-Tore-Rückstand aufgeholt hatten. „Die meisten Jungs hatten noch Probleme mit dem Jetlag“, sagte Laskawy anschließend. Für das Team der Sydney University bietet sich in Limburg die Gelegenheit, wieder einmal auf sich aufmerksam und Werbung in eigener Sache zu machen. Und darum geht es in erster Linie, denn die Handballverrückten aus Australien sind Pioniere am anderen Ende der Welt und auf Hilfe aus der „alten Welt“ angewiesen. Die Erfolgsgeschichte der Mannschaft startete vor ein paar Jahren, als einige Europäer begannen, an der Universität in Sydney Handball zu spielen. Einige Jahre darauf hatten sie eine Ozeanien-Meisterschaft auf die Beine gestellt, diese gewonnen. Weil sich zu dieser Zeit der Super Globe in Katar etablierte und die internationale Handball-Föderation (IHF) darauf bedacht war, Teilnehmer aus allen Konföderationen dabei zu haben, wurden die Australier eingeladen. „Seither ist das die Karotte, mit der wir Spieler aus Europa zu uns locken“, sagt Pascal Winkler. Der Schweizer ist inzwischen Manager des Teams, nachdem er als Spieler selbst für Sydney spielte, mit der Familie seit vielen Jahren in Australien lebt und Spaß daran gefunden hat, eine Sportart in seiner neuen Heimat zu etablieren, die dort zuvor niemand kannte. „Wir haben einen Leistungsanspruch, arbeiten vor allem in der Vorbereitung auf den Super Globe semiprofessionell, sind aber weit davon entfernt, Profis zu sein“, sagt Winkler. Geld verdienen die Spieler nicht, das Jahresbudget beträgt knapp 15.000 Euro und geht für Material und Hallenmiete drauf. Deutsches Drittliga-Niveau attestiert er seiner Mannschaft, was allerdings schwankt und davon abhängig ist, wie sich das Team gerade zusammensetzt. Entscheidend für die Qualität sind nämlich Verstärkungen aus Europa, mit denen Sydney Jahr für Jahr aufgestockt wird. Auch der frühere Friesenheimer Torwart Stephan Pfeiffer half einmal aus. Es handelt sich jedoch meist um Studenten, die eine Zeit lang nach Australien kommen, um dort zu leben und zu jobben, und parallel dazu Handball in Sydney spielen – wie Hannes Laskawy eben.

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