Mannheim Kammerorchester: Klassiker und Seltenheiten

Das Kurpfälzische Kammerorchester (hier im Hambacher Schloss) spielt seine Konzerte in Mannheim im Schloss.
Das Kurpfälzische Kammerorchester (hier im Hambacher Schloss) spielt seine Konzerte in Mannheim im Schloss.

Am 23. September startet das Kurpfälzische Kammerorchester im Mannheimer Barockschloss seine Konzertsaison. Sechs Doppelkonzerte sind angesagt. Außerdem gibt es „Traumkonzerte“, die die Zuhörer auf besonderer Art verfolgen können.

Bei fünf der sechs Doppelkonzerte steht Chefdirigent Paul Meyer am Pult, bei einem, dem dritten, hat Konzertmeister Hans-Peter Hofmann die Leitung. Das Programm bietet ein tönendes Panorama von drei Jahrhunderten abendländischer Musikgeschichte: von Corellis und Vivaldis Spätbarockzeit über deutsche Klassik und Romantik bis zur Moderne des 20. Jahrhunderts, zu Dmitrij Schostakowitschs Kammersinfonie in c-Moll (op. 110a), in der von Rudolf Barschaj erstellten Fassung für Streichorchester seines achten Streichquartetts. Mit der wiederkehrenden Tonfolge D-Es-C-H als Chiffre für die Initialen vom Namen seines Schöpfers darf dieses Werk als Schostakowitschs erschütterndes Requiem für sich selbst verstanden werden.

Insgesamt präsentiert das Programm für 2023/24 eine Mischung aus Standardklassikern und Seltenheiten. So wird das erste Konzert mit Mozarts „Jupiter-Sinfonie“ ausklingen – klassischer geht es wirklich nicht. Vorausgehen werden diesem Gipfelwerk und abendländischen Kulturmonument ausgesuchte Raritäten: Carl Maria von Webers erste Sinfonie, die Sinfonia concertante in B-Dur des in Frankreich im ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhundert erfolgreichen Komponisten und Unternehmers österreichischer Herkunft Ignaz Pleyel und ein „Andante grazioso e capriccioso“ für Kammerorchester des Wiener Tonsetzers und Konservatoriumsprofessors Robert Fuchs (1847-1927).

Pflege der Mannheimer Schule

Zum Selbstverständnis des Kurpfälzischen Kammerorchesters gehört freilich unverzichtbar die Verpflichtung zur Pflege der Tradition der Mannheimer Schule im 18. Jahrhundert, ihrer großen Zeit, zu der Kurfürst Carl Theodors Hof als Werkstatt der neuen – klassischen – Musik galt. Dementsprechend nehmen Musiken der Hofkomponisten Johann Stamitz, Franz Xaver Richter, Anton Fils, Christian Cannabich und Carlo Giuseppe Toeschi exponierte Stellen in den Programmen ein.

Schließlich zu den Solisten der Saison. Das Jahresprogrammheft des KKO präsentiert sie als hoch profilierte junge Vertreter ihrer Instrumente – vermutlich zu Recht. Im ersten Konzert wird der taiwanesiche Bratschist Tse-Hung Su den Part der Soloviola in Ignaz Pleyels Sinfonia concertante in B-Dur an Seite von Konzertmeister Hans-Peter Hofmann (Violine) übernehmen. Nach dem Studium in Taipeh und München kann er bereits auf Erfolge als Solist zurückblicken.

Senkrechtstarterin übernimmt Solopart

Solist in residence ist in der nächsten Saison der japanische Geiger Daishin Kashimoto, als Erster Konzertmeister der Berliner Philharmoniker und Sieger renommierter Wettbewerbe bereits etabliert in der Instrumentalistenelite. In Mannheim wird er Mozarts Violinkonzert in A-Dur (KV 219) und Schuberts Rondo für Violine und Orchester in A-Dur (D 438) spielen.

Eine Senkrechtstarterin übernimmt dann im vierten Schlosskonzert den Solopart in Cellokonzerten zweier Komponisten der Mannheimer Schule, von Johann Stamitz (in C-Dur) und Anton Fils (in G-Dur): die in der Presse in höchsten Tönen gerühmte junge Frankfurterin Annabel Hauk. In der englischen Presse erntet dagegen die unter anderem von Andras Schiff intensiv geförderte indisch-britische Pianistin Mishka Rushdie Momen – Nichte von Schriftsteller Salman Rushdie – überschwängliches Lob, die in Mannheim Haydns Klavierkonzert in G-Dur (Hob XVIII:4), Mozarts Es-Dur-Konzert („Jeunehomme“, KV 271) und eine Novellette des dänischen Romantikers Nils Gade vorstellen wird.

Allein das Orchester

Im fünften Schlosskonzert präsentiert sich dann die junge Mezzosopranistin Valerie Eickhoff von der Düsseldorfer Rheinoper in Mannheim mit Wagners Wesendonck-Liedern und „Il Tramonto“ (Der Sonnenuntergang) von Ottorino Respighi. Am dritten Abend mit Musiken von Corelli, Vivaldi, Sammartini und Carl Reinecke hat schließlich das Orchester mit Hans-Peter Hofmann an der Spitze allein das Wort.

Sieben „Traumkonzerte“ ergänzen das Angebot, bei denen die Zuhörer die Musik „auf gemütlichen Ruhebereichen liegend“ verfolgen können.

Termine

Die Termine und Programme der Konzerte finden sich unter
www.kko.de

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