Ludwigshafen Klee blüht wieder auf

Hochdorf-Assenheim. Die Patellasehne ist die Schwachstelle von Christopher Klee. Die Sehne im Knie des Handballers des Drittligisten TV Hochdorf hatte ihm in den vergangenen Jahren immer wieder kleinere und größere Probleme bereitet. Das ging so weit, dass der 2,04 Meter lange Abwehrspezialist fast zwei Jahre ausgefallen ist.

Christopher Klee hatte die vergangenen zwei Jahre nicht nur körperliche Schmerzen. Seine Verletzung nagte auch an der Psyche des jungen Mannes, dessen ganze Leidenschaft der Handball ist und der am liebsten nichts anderes tun würde, als Handball zu spielen. Das tat er auch viele Jahre auf einem hohen Niveau. 2009 kam der in Mühlheim an der Ruhr geborene Klee von der SG Saulheim zur TSG Friesenheim. Ein Jahr später wurde er mit den A-Junioren der TSG deutscher Vizemeister. Schon damals zwickte die Patellasehne immer mal wieder, allerdings nicht so sehr, dass Klee pausieren musste. Der sportliche Werdegang von Klee bei der TSG schien vorgezeichnet. Er verlief steil nach oben, Klee debütierte in Minden im Bundesliga-Team von Thomas König. Weil sich Ognjen Backovic während der Runde an der Achillessehne verletzte, schlug die Stunde des damals 19 Jahre alten Christopher Klee. Er spielte in der Abwehr. Zusammen mit Erik Schmidt (18) und Christian Klimek (22) bildete das Trio den jüngsten Abwehrblock in der zweiten Bundesliga. Doch am 21. März 2013 änderte sich alles schlagartig. Klee zog sich im Training ohne gegnerische Fremdeinwirkung einen Einriss in der Patellasehne zu. Was er zu diesem Zeitpunkt nicht wusste. Es sollte der Anfang einer Leidensgeschichte werden. „An mir hat man doch gesehen, wie schnell alles gehen kann.“ Ein Satz, den Christopher Klee über Christopher Klee sagt. Ein Satz, der ihm die Augen öffnete und ihn umdenken ließ. Vielleicht zum Umdenken zwang. Immer noch spielte Klee leidenschaftlich gerne Handball, doch er durfte nicht und er wusste nicht, ob er es jemals wieder konnte. Die Ärzte hatten ihm damals geraten, auf eine Operation zu verzichten und es mit einer Eigenblutbehandlung zu versuchen. Doch sie wiesen Klee darauf hin, dass es durchaus sein könnte, dass diese Therapie nicht anschlägt und man danach doch operieren müsste. So kam es letztendlich auch. Klee aber hatte zwischenzeitlich eine Ausbildung zum Finanzassistenten bei der VR Bank Rhein-Neckar begonnen und diese im Juni diesen Jahres erfolgreich abgeschlossen. Die VR Bank hat ihn auch übernommen. „Eine abgeschlossene Ausbildung nimmt einem den Druck“, sagt Klee: „ein Jahr Pause ist schon ein großer Einschnitt.“ Klee verlor aber nie den Glauben. Die TSG stand hinter ihm, verlängerte seinen Vertrag. Klee kam zurück, bekam zwischenzeitlich ein Zweitspielrecht für den TV Hochdorf. Im ersten Saisonspiel, gleichzeitig die erste Partie Klees für den TVH, riss wieder die Patellasehne. Nach zehn Minuten. Dabei hatte Klee sich alle Zeit der Welt genommen, um fit zu werden. Das war er auch, empfand er. Er hatte extra zwei Wochen lang eine Pause eingelegt, um nach der ganzen Schinderei Kraft für den Saisonauftakt zu sammeln. Denn der war etwas ganz Besonderes für Klee. Die TSG Friesenheim war mittlerweile in die Bundesliga aufgestiegen und bestritt das Auftaktspiel in Flensburg. Da wollte Klee unbedingt dabei sein. TSG-Trainer König hatte ihn für den Kader auch nominiert. Doch fünf Tage zuvor riss in Horkheim die Patellasehne beim Spiel mit dem TVH. Klee war frustriert. Aber Klee ist ein Kämpfer. „Er ist ein klarer Junge mit strukturierten Gedanken“, beschreibt ihn Trainer Ben Matschke. Matschke hatte ähnliches durchgemacht. Er riss sich zweimal das Kreuzband – an der gleichen Stelle innerhalb eines Jahres. Matschke musste seine Laufbahn beenden. Matschke wusste, worauf es bei einem jungen Menschen in so einer Lebensphase ankommt. „Ich habe ihm Bilder aus der Vergangenheit gezeigt, die Glücksmomente bei ihm hervorriefen“, erzählt Matschke. Er sprach ihm immer wieder Mut zu. „Das half sehr und tat gut“, sagt Klee. Nun ist Klee wieder schmerzfrei. Er hofft, dass er am 30. August das erste Saisonspiel des TV Hochdorf mitspielen kann. „Ich werde aber nichts übertreiben. Ich habe jetzt so lange pausiert, da kommt es auf eine Woche auch nicht an.“ Klee spielt mittlerweile ganz für den TV Hochdorf. Er hatte damals die Möglichkeit, bei der TSG Friesenheim zu bleiben. „Doch Hochdorf mit Matschke als Trainer hat sich sehr um mich bemüht. Ich hatte das Gefühl, dass ich dort besser aufgehoben bin nach meiner Verletzung.“ Hochdorf sei das Beste, was ihm in der jetzigen Situation passieren kann. „Hier herrscht eine Aufbruchstimmung, Keiner spielt wegen des Geldes hier, sondern weil wir so eine geile Mannschaft haben“, betont Klee. Er wolle sich jetzt wieder an den Wettkampfrhythmus gewöhnen, an die ganzen Abläufe und Belastungen. Das Ziel, irgendwann, wieder Bundesliga zu spielen, hat Klee nicht aufgegeben. „Die TSG ist mein Herzensverein. Wenn es da klappen würde, wäre das super“, sagt Klee. „Christopher ist eine Option“, betont der neue Friesenheimer Chefcoach Matschke. Ein Satz, dem Klee gut tut.

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