Ludwigshafen Kommandozentrale neben der Küche

Ludwigshafen

. Die Kommandozentrale lag abgelegen in einer kleinen Straße in Friesenheim. Dort, im Haus von Günter Gleich, war über viele Jahre die Geschäftsstelle der TSG Friesenheim. In einem Zimmer von etwa 25 Quadratmetern Fläche neben der Küche saßen viele Trainer und Spieler auf der Couch, die heute teilweise Weltstars sind. Unter anderem verhandelte Alexander Petersson, heute Weltstar bei den Mannheimer Rhein-Neckar-Löwen, mit Gleich um ein Engagement. Letztlich scheiterte der Transfer am Geld – wie die von Holger Glandorf oder anderen Akteuren auch. In diesem Zimmer, dessen Wände voll mit Postern und Bildern der TSG Friesenheim hängen, wurde auch einmal Alt-Kanzler Helmut Kohl um Mithilfe gebeten. 1995, als die TSG in die Zweite Bundesliga aufgestiegen war, verpflichtete der Klub erstmals einen ausländischen Spieler. Sergej Ladigin aus Russland sollte kommen. Doch der saß mit Frau und Kind am Moskauer Flughafen fest – ohne Ausreisepapiere. „Wir riefen dann in Bonn bei der Sekretärin von Helmut Kohl an. Die halfen prompt“, erinnert sich Gleich. In diesem kleinen unscheinbaren Raum hat Günter Gleich sehr viele Stunden verbracht. Gleich war nämlich ein Mann der ersten Stunde bei der TSG. Mitte der 1980er Jahre begann der Aufstieg der Friesenheimer Handballer. Gleich, in Friesenheim geboren, hatte zuvor die Jugend trainiert, war dann Jugendleiter und Betreuer. 1985 gründete er zusammen mit Herbert Schuler und Günter Bugas den Freundeskreis – der Startschuss zum Höhenflug. „Unser erstes Ziel war, den besten Trainer zu holen, den es gibt“, sagte Gleich. Franz Hutter wurde verpflichtet. Er war der erste Trainer, der in Gleichs Kommandozentrale auflief. Es folgten fünf Aufstiege in zehn Jahren. Plötzlich, 1995, spielte die TSG in der Zweiten Bundesliga. Gleich übernahm fortan ehrenamtlich den Posten des Managers – und er wurde zwei Jahre später einer von sieben Gesellschaftern der extra gegründeten Spielbetriebs-GmbH. Der rasante Aufstieg gefiel nicht jedem. Es gab viele Neider. „Als Geldsäcke beschimpften sie uns“, erzählt Gleich. Mit den Aufstiegen stiegen nämlich die Sponsoren bei Friesenheim ein. „Wir hatten sozusagen jede Woche ein neues Plakat in der Halle“, sagt Gleich. Er hatte sich in dieser Zeit um mögliche Geldgeber gekümmert. Das lag Gleich. Das konnte Gleich. Denn in seinem eigentlichen Beruf – er war Vertriebsleiter des Minerölkonzerns Shell in der Sparte Schmierstoffe für Süddeutschland, Österreich und die Schweiz – hatte er viel mit Menschen zu tun. Günter Gleich begegnet den Menschen immer respektvoll. Er bleibt immer menschlich. Er, seit 53 Jahren verheiratet, ist kein Typ, der Konflikte sucht. Er legt Wert auf Harmonie. Bei den Heimspielen der TSG sucht er den Kontakt zu den Sponsoren. Er behandelt sie nicht als Geldgeber, sondern als Partner. Größter Coup war das Engagement von Europas größtem Zuckerhersteller Südzucker. Seit 1995 unterstützt das Unternehmen die TSG. „Theo Spettmann war ein Glücksfall für uns“, sagt Gleich, „und Alt-Oberbürgermeister Wolfgang Schulte. Der half uns sehr. Er fuhr manchmal mit zu Auswärtsspielen und übernachtete dort.“ Günter Gleich kann viele Anekdoten über die TSG Friesenheim erzählen. Doch nie würde er in der Öffentlichkeit schlecht über den Klub reden. „Es war ein Hobby von mir. Ich habe es gerne gemacht. Ich habe es aber nicht für mich gemacht“, sagt Gleich. Vor zwei Jahren hat er den Posten des Managers abgegeben. Seit Ende Dezember ist er auch kein Gesellschafter mehr. Die TSG Friesenheim hat in Günter Gleich im wahrsten Wortsinne die gute Seele verloren – einen Macher mit Menschlichkeit.

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