Ludwigshafen Mehr als nur ein Physiotherapeut

91-89208159.jpg

LUDWIGSHAFEN. Wolfgang Corbie (48) gehört neben Co-Trainer Frank Eckhardt zu den „Urgesteinen“ bei der TSG Ludwigshafen-Friesenheim. Für den Physiotherapeuten ist es die 20. Saison beim Handball-Zweitligisten.

Im zweiten Jahr in der Zweiten Bundesliga unter Trainer Wilfried Job fand der gebürtige Mannheimer, der bei der SG Post Mannheim „erfolglos, aber mit viel Spaß selbst Handball spielte“, wie er sagt, den Weg zur TSG Friesenheim. Corbie kann viele Geschichten aus all den Jahren erzählen. Lernte er doch neben Wilfried Job Frank Eckhardt, Michael Biegler, Atli Hilmarsson, Alexander Rymanow, Thomas König und Ben Matschke zahlreiche Coaches mit unterschiedlichen Trainingsmethoden kennen. Besonders beeindruckt haben ihn die Fähigkeiten und Motivationskünste vom heutigen Frauenbundestrainer Michael Biegler. „Beagle hat aus einer Mittelklassentruppe ein Spitzenteam mit Aufstiegsambitionen entwickelt. Das hat mich von außen so fasziniert und war gleichzeitig ein Meilenstein, mich selbst auf dem mentalen und psychologischen Weg ausbilden zu lassen“, erinnert sich Corbie. Er besuchte daraufhin diverse Seminare in Hypnose. Mit Mentaltraining und psychologischer Beratung hat der gelernte Physiotherapeut Schritt für Schritt seinen Horizont erweitert. Die Mannschaft kann sich in freiwilligen Sitzungen dieser Erfahrung bedienen. Corbie: „Es gibt Spieler, die benötigen kein Mentaltraining. Dann gibt es auch wieder Typen, die sich damit identifizieren und ihre Leistung dadurch steigern. Ein Ben Matschke beispielsweise hat als Spieler regelmäßig an diesen Sitzungen teilgenommen“, erzählt Corbie. In der vergangenen Saison waren seine mentalen Kenntnisse weniger gefragt: „Ben Matschke und das Team haben so einen erfolgreichen Job gemacht. Da halte mich gerne auch zurück. Die Stimmung passt einfach.“ Nur zweimal in zwanzig Jahren musste der 48-Jährige bei Spielen der TSG passen. Die Gründe kann man nachvollziehen. Einmal war seine Frau Claudia schwanger. Im letzten Jahr lockte ein AC/DC-Konzert. Kontakte zu ehemaligen TSG-Spielern sind ihm wichtig und werden noch gehalten. Sehr gerne hat es Corbie mit Lew Woronin, dem russischen Olympiasieger, der zwischen 1998 und 2008 Station in Ludwigshafen machte, zu tun. Corbie: „Seit seiner Zeit bei der TSG sind wir Freunde und pflegen diese Freundschaft auch heute noch. Um ein Haar wäre ich durch Lew’s Kontakte als Physiotherapeut der russischen Nationalmannschaft zu Olympia nach Sydney mitgefahren. Dann hat sich leider ein Funktionär dazwischen gemischt. Schade.“ Seine Arbeit macht Wolfgang Corbie sehr gerne. Das Wort Stress kennt er nicht. Der Vater einer Tochter (13) und eines Sohnes (6) hat es gerne mit den Spielern der TSG Friesenheim zu tun. Die haben ihm aufgrund seiner vielseitigen Fähigkeiten schon einmal ein spezielles Mannschaftszeugnis ausgestellt. „Mit Wolfgang gehe ich jetzt zusammen in die zehnte Saison. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Anfänge. Er hat es verstanden, meine damalige Knorpelverletzung im Knie in den Griff zu bekommen. Das schweißt zusammen und vergisst man nicht so einfach“, ist Torwart Kevin Klier dankbar. Auch David Schmidt ist Corbie dankbar. „Er hat mich öfter gesehen als seine Frau in den vergangenen Wochen. Ihm habe ich meine Fortschritte zu verdanken“, sagt Schmidt, der seit Wochen mit seiner Schulter Probleme hat. Bei Coach Ben Matschke hat Corbie ohnehin ein Stein im Brett. Matschke: „Er ist viel mehr als nur ein Physio. Für mich ist Wolfgang ein wichtiger Ansprechpartner, den ich sehr schätze und gerne in die Trainingssteuerung mit einbeziehe. Er hat ein Gespür für Stimmungen innerhalb der Mannschaft und besitzt gute Menschenkenntnisse.“ Mit seinem Know-how und Arbeitsmethoden hat sich Wolfgang Corbie auch außerhalb von Ludwigshafen einen guten Namen geschaffen. Neben der TSG hält Corbie auf Anfrage Kontakt zu anderen Vereinen und Sportlern. Behandlungen im physischen und mentalen Bereich mit Schwerpunkt Hypnose bei Privatkunden gehören ebenso zu seinem Spektrum.

x