Sportler im Blick Ruder-Olympiasieger Alois Bierl wird 80 Jahre

Alois Bierl.
Alois Bierl.

Alles, was er in seinem Leben anpackte, endete mit einem Erfolg: Alois Bierl, der am Freitag in Ruchheim seinen 80. Geburtstag feiert, ist eine Legende im Rudern.

Bierl wurde am 2. September 1972 in München Olympiasieger im legendären „Bodensee-Vierer“, war 1970 Welt- und 1969 und 1971 Europameister sowie 13-mal deutscher Meister im Rudern im Vierer und Zweier mit und ohne Steuermann. Beruflich machte er beim Ludwigshafener Chemiekonzern BASF Karriere und widerlegte das Vorurteil, gleichzeitige Erfolge in Beruf und Sport seien so gut wie unmöglich: „Dazu braucht man Disziplin und Konzentration,“ verriet er schon vor Jahren sein Rezept für einen erfolgreichen Lebensweg.

Dabei war es dem 1,92 Meter großen Oberpfälzer aus dem kleinen Waldmünchen im Landkreis Cham im Bayerischen Wald nicht in die Wiege gelegt, einmal beruflich zu einem Weltreisenden und sportlich zu einem der besten Ruderer der Welt zu werden. Als er mit 16 Jahren zur Ausbildung zum Chemielaboranten zur BASF nach Ludwigshafen kam, wohnte er zunächst bescheiden in einem Lehrlingswohnheim in Limburgerhof. Die IHK-Prüfung bestand er mit Auszeichnung und machte damit seine Chefs auf sich aufmerksam. Er erhielt ein Stipendium für die Ingenieurschule, dem ein weiteres Stipendium an der Technischen Hochschule Berlin folgte. Dort wurde er 1972 Diplom-Ingenieur. Die BASF ermöglichte dem bienenfleißigen „Naturtalent“ ein weiteres Studium (Physik) an der Uni Kaiserslautern, wo er schließlich promovierte.

Viel unterwegs

Bei der BASF avancierte der Energie- und Anlagenspezialist mit seinem breiten Fach- und Hintergrundwissen zu einem beruflichen Globetrotter. Bierl wurde für seinen Arbeitgeber im belgischen Zweigwerk Antwerpen, dann auch bei der BASF in Münster tätig. Reisen nach China und Malaysia, in die USA und nach Japan, Mexiko und Russland, Kanada und Südamerika folgten. In diesen Jahren baute er auch mit viel Eigenleistung ein Haus in Ruchheim, in dem er noch heute lebt, und wurde Vater eines Sohnes und einer Tochter. Der BASF hielt Bierl bis zum Ende seiner beruflichen Laufbahn, die er als 60-Jähriger abschloss, die Treue.

Er saß erst mit 18 Jahren beim Ludwigshafener Ruderverein, der 1912 mit dem Vierer in Stockholm den ersten Olympiasieger der Stadt stellte, erstmals am Ruder. Seine Erfolge am Rhein machten die „Bosse“ des Deutschen Ruderverbandes auf sich aufmerksam – etwa „Ruder-Professor“ Karl Adam (Ratzeburg), der ihn gerne in den Deutschland-Achter geholt hätte. Doch Bierl winkte ab und entschied sich für den süddeutschen Trainer Karl-Heinz Bantle (Konstanz) und den „Bantle-Vierer“ mit Steuermann, der als „Bodensee-Vierer“ und despektierlich als „Bullen-Vierer“ deutsche Sportgeschichte schreiben sollte. Mit ihm im Olympia-Goldboot von 1972 saßen neben Bierl (der sechs Tage später 29 Jahre alt wurde) der Schlagmann Peter Berger (Konstanz), Hans-Joachim Färber (Wetzlar), Gerhard Auer (Ulm) und als Steuermann Uwe Benter (Hanau). Mit 31 Jahren sagte Bierl dem Rudern ade, blieb aber bis heute eine „Ruderlegende“.

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