Irgendwo in Lu Warum Patrick Jaskolka für seine Ausbildung jeden Werktag um 4.50 Uhr aufstehen muss

Schillerplatz in Oggersheim: Volker Endres (links) im Gespräch mit Patrick Jaskolka, rechts Luna Rupp.
Schillerplatz in Oggersheim: Volker Endres (links) im Gespräch mit Patrick Jaskolka, rechts Luna Rupp.

Irgendwo in Lu sind wir jede Woche auf der Suche nach interessanten Gesprächspartnern. Am Sonntag haben wir auf dem Schillerplatz in Oggersheim Patrick Jaskolka (21) und Luna Rupp (17) getroffen. Die beiden freuten sich auf einen Ausflug nach Bad Dürkheim.

Jaskolka klingt polnisch. Sie stammen aus Ludwigshafen?
Ich selbst ja. Ich lebe schon immer in der Notwende. Aber meine Eltern stammen aus Schlesien. Daher kommt der Name, den ich wirklich immer buchstabieren muss.

Heute ist traumhaftes Wetter. Was haben Sie vor?
Wir wollen entspannen. Nachher fahren wir eventuell nach Bad Dürkheim, und wenn das Wetter dort auch so sonnig ist, dann gehen wir vielleicht ein bisschen im Wald spazieren.

Entspannung klingt gut. Von was erholen Sie sich denn? Studium, Ausbildung oder stehen Sie schon im Beruf?
Ich mache gerade eine Ausbildung zum Ergotherapeuten und stehe dort im zweiten von drei Ausbildungsjahren.

Wo wird man denn zum Ergotherapeuten ausgebildet?
Das ist genau das Problem. Die Ausbildung ist in Heidelberg, und auch dort nicht im Zentrum, sondern in einem Industriegebiet von Rohrbach. Also ein wenig am „Arsch der Welt“ und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht so gut zu erreichen. Ich muss jeden Tag um 4.50 Uhr aufstehen, damit ich rechtzeitig zum Unterricht dort bin. Und selbst wenn ich alle Bahnen erreiche, heißt das noch nicht, dass ich auch pünktlich dort ankomme.

Wäre ein Auto keine Alternative?
Dafür habe ich leider kein Geld. Für das Deutschland-Ticket reicht es aber.

Ich komme gerade von der Iglso, der Integrierten Gesamtschule. War das ihre alte Schule?
Nein. Ich weiß auch nicht mehr warum, aber ich war auf dem Wilhelm-von-Humboldt-Gymnasium in Edigheim.

Sie mussten schon damals pendeln?
Sozusagen. Aber dort habe ich irgendwann gemerkt, dass ich genau so schnell bin, wenn ich die drei Kilometer nach Hause gelaufen bin, als die 20 Minuten auf den Schulbus zu warten. Und körperlich hat mir das Laufen außerdem gutgetan

Wie kommt man denn ausgerechnet auf den Beruf des Ergotherapeuten?
Ich habe nach der Schule, unter anderem zur Überbrückung, ein FSJ, ein Freiwilliges Soziales Jahr, in einer Einrichtung für Behinderte in Ludwigshafen gemacht. Das habe ich außerdem als praktischen Teil der Fachhochschulreife gebrauchen können. Dass ich gerne in einem sozialen Beruf arbeiten möchte, war sowieso klar. Und da ist die Ergotherapie sehr vielseitig. Man kann dort in verschiedene Richtungen gehen. Vom Kind mit Sprachproblemen bis zu älteren Menschen mit Demenz ist da alles dabei.

Aktuell gibt es die Diskussion, so ein „Soziales Jahr“ als „Jahr für Deutschland“ verpflichtend einzuführen. Hat Ihnen das Freiwillige Soziale Jahr etwas für die persönliche Entwicklung gebracht?
Ich habe auf alle Fälle gemerkt, dass ich gerne mit Menschen arbeiten möchte. So ein verpflichtendes Jahr könnte ich mir schon vorstellen. Allerdings nicht so, wie es zur Zeit der Wehrpflicht war. Damals hat der Zivildienst ja ein paar Monate länger gedauert als der Wehrdienst. Das finde ich nicht gut. Ich bin überhaupt kein großer Freund der Bundeswehr. Die haben teilweise Mitgliederwerbung auf Spielemessen gemacht. Das fand ich ziemlich widerlich. Aber wenn jeder selbst entscheiden kann, wo er das Jahr verbringt, finde ich die Idee prinzipiell nicht schlecht.

x