Neustadt Am Rande der Bande:

Die Freude war bei Reiner Schwartz riesig, als er vor einer Woche im Heimspiel des Fußball-Verbandsligisten VfL Neustadt gegen den TB Jahn Zeiskam drei Minuten nach seiner Einwechslung den 2:2-Ausgleich erzielte. Zumindest in einem Verbandsligaspiel war es zuvor einem Neustadter Torwart noch nie gelungen, einen Treffer zu landen. Im Profifußball ist dies allerdings keine Seltenheit. Der erfolgreichste Schlussmann als Torjäger ist der frühere brasilianische Nationaltorwart Rogério Ceni (41), welcher 1998, 2002 und 2006 auch dem WM-Kader angehört hat und 2008 als „Brasiliens Fußballer des Jahres“ ausgezeichnet worden ist. Ceni spielt seit 1990 für den FC Sao Paolo und erzielte am 14. Oktober im Heimspiel gegen den EC Bahia sein 123. Tor, allerdings alle entweder per Freistoß oder Elfmeter. Damit ist er ungefährdeter Inhaber des „Weltrekords“. Auf Platz zwei der Weltrangliste befindet sich José Luis Chilavert (49) aus Paraguay. Der Welttorhüter der Jahre 1995, 1997 und 1998 brachte es immerhin auf 62 Treffer, darunter wie bei Ceni allerdings kein Feldtor. Bei der WM 1998 in Frankreich wäre ihm im Gruppenspiel gegen Bulgarien fast das erste Tor eines Torwarts bei einer WM gelungen, aber er traf mit seinem Freistoß nur die Latte. In der deutschen Bundesliga führt Hans-Jörg Butt (40) klar die Rangliste der torhungrigsten Schlussmänner an. Für den Hamburger SV und Bayer Leverkusen verwandelt er in der Zeit von 1997 bis 2007 26 Elfmeter. Für seinen letzten Verein FC Bayern München traf er zwar in keinem nationalen Pflichtspiel, aber am 8. Dezember 2009 im letzten Gruppenspiel der Champions League gegen Juventus Turin per Strafstoß und wurde dadurch zum ersten Bayern-Torwart, der in der regulären Spielzeit getroffen hat. Acht deutsche Torhüter schafften es bisher auch, die seit März 1971 im ARD-Fernsehen durchgeführte Wahl zum „Tor des Monats“ zu gewinnen. Der bekannteste davon ist der frühere Nationaltorhüter Jens Lehmann, der am 19. Dezember 1997 für Schalke 04 im Bundesligaspiel gegen Borussia Dortmund ein Kopfballtor erzielt hat und damit der erste Bundesligatorwart war, der wie jetzt Schwartz einen Treffer aus dem Spiel heraus erzielt hat. Die beiden spektakulärsten Tore gab es im September 1989 in der Oberliga Bayern: ein Fallrückzieher von Gerald Hillringhaus im Spiel SV Türk Gücü München gegen den MTV Ingolstadt und im September 2006 ein Seitfallzieher von Dieter Paucken in der Begegnung der Oberliga Niederrhein zwischen dem 1. FC Köln II und der SSVg Velbert. Manche Torhüter machten auch dadurch auf sich aufmerksam, dass sie mit Abschlägen trafen. Einer der größten Helden dieser Kategorie ist der Portugiese Bruno Fonseca. Im einem Spiel um die Lissaboner Kreismeisterschaft zwischen Aguias da Musgueira und Lourel im Frühjahr 2013 hielt er zehn Minuten vor Schluss einen Strafstoß und traf mit dem anschließenden Abschlag aus knapp 100 Metern direkt zum 2:0. Ebenfalls per Abschlag war Stephan Kuhnert (54) in der Partie der Oberliga Südwest am 29. Oktober 1989 für den FSV Mainz 05 gegen Borussia Neunkirchen erfolgreich und wurde dadurch als zweiter Schlussmann „Torschütze des Monats“ bei der ARD. In unserer Region nimmt Reiner Schwartz fast eine Ausnahmestellung ein. Zwar schalten sich auch auf den hiesigen Amateurplätzen zunehmend Torhüter in der Schlussphase einer Partie in das Angriffsspiel ihres Teams ein, wenn dieses sich in Rückstand befindet, aber bisher mit kaum bekannten Erfolg. In diesem Jahr war aber immerhin dem Geinsheimer Schlussmann Sebastian Schindler dieses Glück beschieden. Im Landesligaspiel des SVG bei Hassia Bingen am 18. Mai traf Schindler in der fünften Minute der Nachspielzeit per Kopfball zum Endstand von 2:2. Ohne diesen dadurch erreichten Punkt wären die Geinsheimer in die Bezirksliga abgestiegen. Vielleicht ist der vor einer Woche von Schwartz gesicherte Zähler gegen Zeiskam am Ende auch noch ganz wichtig ... (dil, Foto: afp/2 x Archiv lm/Kunz) Bunt wie derzeit die Blätter an den Laubbäumen war das Angebot rund um den Martinslauf in St. Martin. So war etwa „Vogelflüsterer“ Achim Häfner mit seinen Greifvögeln direkt am Rathaus und damit im Zentrum des Laufs ein besonderer Anziehungspunkt. Auch wenn sich die Kinder und Jugendlichen zunächst hochkonzentriert auf ihre Runde über 1,3 Kilometer machten, später staunten sie doch bei den Vorführungen des Falkners aus Duttweiler, der mit seinen Uhus schmuste und Küsschen austauschte. Die drei Schwestern Marlene, Lilly und Johanna Sona aus Neustadt starteten im Jugendlauf. Sie waren etwas überrascht vom steilen Anstieg zu Beginn des Kurses, im Ziel waren sie jedoch wieder schnell regeneriert und genossen die Martinsbrezel sowie die Greifvögelschau. Für viele Buben und Mädchen aus St. Martin hingegen ist der Martinuslauf eine alte Tradition. „Ich bin dabei, seit ich laufen kann, sagt meine Mutter“, erzählte der 13-jährige Finn Strasser. Er wollte gar nicht mitmachen, wurde aber mit sanfter Überredungskunst seiner Mutter von der Teilnahme überzeugt. Emily Mäuslein durfte auf dem Motorrad mitfahren. Mit dem Megafon forderte sie auf dem Sozius ihres Vaters Heiko Christmann die Zuschauer auf, die Strecke freizuhalten. Vermisst wurden in diesem Jahr die Spaßvögel des Club-Club St. Martin. Die Erklärung lieferte Tobias Daum, Mitglied des Vereins. „Wir haben dieses Jahr einige Ausfälle und hätten nur mit drei Läufern starten können. Also kümmern wir uns lieber darum, ein bisschen bei der Streckensicherung zu helfen“, erzählt der 30-Jährige. Immerhin konnte man aus der Unterhaltung mit ihm ein bisschen mehr über die Hintergründe des Club-Clubs erfahren. Nein, es ist keine Stammtisch-Mannschaft, bei der mehr ans Trinken als an etwas anderes gedacht wird, betont er. Der Stammtisch findet überhaupt nicht statt, weil die 21 Mitglieder im Alter zwischen 18 und 35 Jahren gar keine Zeit für so etwas haben. Viel lieber engagieren sie sich für ihren Ort, sind bei Benefiz-Veranstaltungen als Helfer dabei, sammeln beim Schorlefest Geld für einen sozialen Zweck und machen beim Winzerfestzug in Neustadt mit. „Die Erlöse gehen etwa an die Krebshilfe oder nach Tansania“, informiert Daum. So war es doch mal gut, dass die Cluberer nicht mitgelaufen sind. Jetzt haben wir etwas mehr über diese bunte Gruppe erfahren, die ansonsten immer mit lustigen Verkleidungen für Stimmung auf der Strecke gesorgt hat. Wer weiß, vielleicht sehen wir die jungen Männer 2015 wieder auf dem Kurs. Irgendwie packt eben jeder auf seine Art und Weise in solch einem kleinen Dorf an. So auch EDV-Chef Martin Spatz. Er ist beim TuS für die Datenverarbeitung während des Laufs zuständig. Und er war besonders kreativ. Spatz hat die Siegerurkunde entworfen, bei der zwei muntere Martinsgänse einen Bezug zum Ort und zum Lauf herstellen. (kle) Der vor eineinhalb Wochen von der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ausgerufene Bahnstreik hatte Auswirkungen, an die wahrscheinlich nicht einmal deren streitlustiger Bundesvorsitzender Claus Weselsky gedacht hat. Nicht nur Pendler, Wochenendausflügler und Fußballfans von Profivereinen, die ihr Team gerne mit dem Zug zu den Spielen begleiten, waren betroffen. Auch das regionale Fußballgeschehen musste die Auswirkungen von ausgefallenen Zügen spüren. So wollte wollte Demir Hotic, Trainer des Fußball-Verbandsligisten VfL Neustadt, Neuzugang Cem Tunc erstmals von Beginn an spielen lassen. Der von Viktoria Herxheim an die Haidmühle gewechselte Türke hätte auch gerne sein Debüt in der Anfangsformation gegeben. Zum vereinbarten Treffpunkt der Mannschaft um 13 Uhr am Clubheim war er jedoch nicht erschienen, weshalb Hotic A-Junior Torunay Demir statt Tunc nominierte. Der in Mutterstadt wohnhafte Türke saß zu diesem Zeitpunkt noch in einem Ludwigshafener Bahnhof und wartete sehnsüchtig auf die S-Bahn nach Neustadt, die aber streikbedingt nicht kam. Immerhin traf der Fußballer rechtzeitig zum Anpfiff ein und durfte ab der 62. Minute doch noch mitwirken. Und was lernen wir daraus? Mit der Bahn zu fahren, schont zwar die Umwelt, aber nicht immer die Nerven von Fußballtrainern und -spielern. (dil)

x