Neustadter Straßennamen An der Seite Napoleons: Über den Namensgeber der Geitherstraße

Die Geitherstraße erinnert an einen ehemaligen General.
Die Geitherstraße erinnert an einen ehemaligen General.

Zwischen Ortsverwaltung und Kirche St. Peter und Paul zweigt die Geitherstraße in Geinsheim nach rechts ab – bis sie am Ende in die Böbinger Straße übergeht. Über das spannende Leben von Michael Geither.

Früher gab es in der Geitherstraße in Geinsheim einige Läden wie das Haushaltswarengeschäft von Franziska Hoffmann, sozusagen ein Warenhaus im Kleinformat, ein Lebensmittelgeschäft und einen Bäcker. An allen ehemaligen Geschäftsräumen sind schon lange die Jalousien geschlossen. Namensgeber für die Geitherstraße ist der 1769 geborene Johann Michael Geither, dem eine beispielhafte Karriere bis zum Brigadegeneral in der französischen Armee gelang.

Schon mit 14 Jahren, seine Familie lebte damals in Maikammer, schloss er sich einem französischen Regiment an. Nach der französischen Revolution schlug er erfolgreich zahlreiche Schlachten unter Napoleon und wurde mehrmals schwer verwundet. Nach der letzten großen Niederlage des napoleonischen Heeres in Russland kehrte Geither mit nur noch einem Arm zurück. Nach Napoleons Abdankung in den Ruhestand versetzt, lebte Geither in Straßburg.

Verliebt in Geinsheim

Doch als Napoleon von seinem Verbannungsort Elba zurückkehrte, war auch Geither sofort wieder zur Stelle. Bevor er 1815 dann vom französischen König endgültig zur Aufgabe gezwungen wurde, hielt er die Festung Landau bis zum bitteren Ende. Danach lebte er zeitweilig in Weißenburg, Speyer, Geinsheim und Straßburg. In Geinsheim fand er dann eine späte Liebe – die 15-jährige Tochter seiner verwitweten Schwester hatte es ihm angetan. So schloss er 1820 mit seiner Geinsheimer Nichte Eva Elisabeth Anna die Ehe, aus der drei Töchter und ein Sohn hervorgingen. Sein damaliges Wohnhaus existiert leider nicht mehr, es ist vor vielen Jahren dem heutigen Kerweplatz gewichen.

In Geinsheim erinnern an General Geither außer der Straße mit seinem Namen noch das Schul- und Gemeindehaus, das zum großen Teil mit Mitteln aus seinem Nachlass errichtet wurde. Auf dem Geinsheimer Friedhof ist das stattliche Grabmal des napoleonischen Generals kaum zu übersehen. „Ehre und Treue“ ziert als Wahlspruch seinen Grabstein, die Grabfläche ist liebevoll bepflanzt mit Stiefmütterchen – ältere Pfälzer nennen sie vielleicht noch mit ihrem französischen Namen „Pensées“ was übersetzt heißt: Gedanken oder Gedenken. Für Fritz Hoffmann, einen älteren Geinsheimer, der lange Jahre die Blumen auf dem Grab gegossen hat, ist es auch heute noch selbstverständlich, dem General die Ehre zu erweisen: „Ich war auch Soldat, deshalb ist es für mich ganz normal, meine militärische Ehrenbezeigung zu machen, wenn ich vor dem Grab stehe – auch wenn dann manche Leute komisch gucken.“

Die Serie

Neustadt zählt 650 Straßen. 150 davon sind nach Persönlichkeiten benannt, andere nach Gewannen, historischen Begriffen, Partnerstädten, Orten oder allgemeinen Dingen. Die Serie stellt einige dieser Namen und die Geschichte dahinter vor.

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