Neustadt Asiatische Hornisse erreicht Gimmeldingen

Imker Matthias Frey weiß, wie er das Nest der Asiatischen Hornisse fachgerecht entfernen kann.
Imker Matthias Frey weiß, wie er das Nest der Asiatischen Hornisse fachgerecht entfernen kann.

Die invasive Asiatische Hornisse bedroht die heimische Insektenvielfalt – auch in Neustadt. Am Freitagabend hat Imker Matthias Frey ein Nest von beinahe Basketballgröße in einem Gartenhäuschen in Gimmeldingen entfernt.

Schwebfliegen, Wild- und Honigbienen: Die Asiatische Hornisse stellt eine große Bedrohung für heimische Bestäuberinsekten dar – was nicht nur zu großen Verlusten im Obst- und Weinbau führen kann, sondern auch in der gesamten Lebensvielfalt. Dass davon genauso die staatsbildenden Hummeln betroffen sein könnten, möchte Imker Matthias Frey nicht ausschließen. Die Hornissen patrouillieren vor den Einflugslöchern der Bienenstöcke, was durch die pure Präsenz zu Stress bei den Völkern führt. Sie fangen die Immen, ins Beuteschema der räuberischen Art passen zudem die fluggewandten Libellen, die sie aus dem Flug erbeuten.

Ein Gimmeldinger hat ein Nest der auch Gelbbeinige Hornisse genannten Insekten in seinem Gartenhäuschen entdeckt und sofort Imker Frey alarmiert. Geschützt durch Imkerschleier und Schutzkleidung macht sich Frey, der seit 30 Jahren imkert und über 30 Bienenvölker verfügt, an die Entfernung des Nests. Umsurrt von heimkehrenden Arbeiterinnen der Hornissenart trennt er beherzt mit einem Messer das an der Decke klebende Nest ab und verstaut es in einem 30-Liter-Eimer, den er sofort mit einem Deckel luftdicht verschließt. Die ganze Prozedur hat alles in allem nicht länger als drei Minuten gedauert.

Tiefgefroren für Forschung

Trotzdem ist die Aktion damit nicht vorbei. Den Fang hat Frey anschließend zu Hause bei minus 18 Grad tiefgekühlt. „Vielleicht gibt es Menschen, die daran forschen möchten“, erklärt er. Der Imker hat das Nest deshalb bereits dem Fachzentrum für Bienen und Imkerei am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Westerwald-Osteifel in Mayen zu Untersuchungszwecken angeboten.

In Europa landete die Asiatische Hornisse 2004 mit Warentransporten aus China zuerst in der südfranzösischen Hafenstadt Bordeaux an, wahrscheinlich war es damals nur eine einzige befruchtete Königin der Unterart Vespa velutina nigrithorax (zu deutsch etwa schwarzer Brustpanzer). Schon zehn Jahre später gab es mit Büchelberg (Kreis Germersheim) und Waghäusel (Kreis Karlsruhe) auf der anderen Rheinseite die ersten Funde in Deutschland. Die Europäische Union stuft die exotische Hornisse, die sich auf unserem Kontinent explosiv mit rund 80 Kilometern im Jahr ausbreitet, als invasiv ein.

Mehrere Millionen Nachkommen

Und sie vermehrt sich stark: Pro Nest geht man von mehr als 100 Jungköniginnen aus. Wenn davon gut die Hälfte den Winter überlebe, sei im nächsten Jahr mit etwa 50 neuen Völkern zu rechnen, erklärt Frey. Die Asiatische Hornisse ist der Ursprung von mittlerweile mehreren Millionen Nachkommen, die sich von Spanien bis Deutschland ausgebreitet haben. Dies ergaben Gen-Untersuchungen von Exemplaren aus Irland, Spanien, Portugal, Frankreich, Deutschland und den englischen Kanalinseln.

Bei dem Nest in Gimmeldingen habe es sich um ein Primärnest gehandelt, klärt Frey auf. Im Sommer würden dann hoch oben in Bäumen Nester angelegt, was das Auffinden und Bekämpfen der Asiatischen Hornisse erschwere. In solchen Fällen kommen dann – wie zum Beispiel im südhessischen Heppenheim geschehen – Drohnen und Hubsteiger zum Einsatz. Auf der Jagd nach der invasiven Art werden Einzeltiere auch gefangen und mit einem Peilsender versehen, mit dessen Hilfe das Nest lokalisiert werden kann. Trotz all der Mühen: „Wir werden die Asiatische Hornisse nicht mehr loswerden“, resümiert Frey.

Info

Bei Verdacht auf die Anwesenheit von Asiatischen Hornissen sollten Bürgerinnen und Bürger sofort die Umweltabteilungen der Stadt- oder Kreisverwaltung informieren. Am besten wird eine Meldung verbunden mit einem aktuellen Bild des Nests, um Verwechslungen mit der heimischen, unter Naturschutz stehenden Hornisse auszuschließen.

Kommentar: Der Preis der Globalisierung

Es gibt auch in unseren Breiten immer mehr Beispiele für tierische Eindringlinge, die heimische Arten verdrängen und Ökosysteme gefährden. Der aus Argentinien eingeschleppte Plattwurm macht sich über Regenwürmer und Schnecken her, wird wegen seiner Bitterstoffe von Vögeln und Igeln gemieden und ist mit seinem Vorkommen im Elsass und in Lothringen schon sehr nahe an Deutschland herangerückt. Der nordamerikanische Kalikokrebs räubert Gewässer in Baden und der Südpfalz leer, frisst Eier und Larven von Amphibien, Wasserinsekten und Libellen und gefährdet durch die Zerstörung von Lebensräumen die Wiederansiedlung der Europäischen Sumpfschildkröte. Die heimische Natur und der Mensch zahlen einen hohen Preis für die Globalisierung der Tier- und Pflanzenwelt, die sich auch vor unserer Haustür abspielt. Ein Ende dieser Entwicklung – siehe Asiatische Hornisse - ist nicht in Sicht.

Mehr zur Asiatischen Hornisse lesen Sie hier.

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