Maikammer Jenseits von Zahlen: Warum Bank-Mitarbeiter auf dem Friedhof helfen

 Sabine Ferckel, Sena Gedik, Rosina Schwaab, Dennis Herzog, Johann Rollhäuser und Sabine Heil verschönern den Friedhof in Maikam
Sabine Ferckel, Sena Gedik, Rosina Schwaab, Dennis Herzog, Johann Rollhäuser und Sabine Heil verschönern den Friedhof in Maikammer.

Mit 400 Pflanzen haben elf Mitarbeiter eines Geldinstituts jetzt den Friedhof in Maikammer verschönert. Die im vergangenen Jahr barrierefrei gestaltete Ruhestätte hat einige Besonderheiten. Und die Frau, die den Mitarbeitern der Bank an diesem Tag die Anweisungen gibt, hat einen ganz besonderen Grund, warum sie sich so engagiert.

Es ist Samstagmorgen, 9 Uhr: Elf Mitarbeiter der VR Bank Südpfalz treffen sich zum alljährlichen Aktionstag. Regelmäßig helfen sie, ein Projekt in ihrem Einzugsgebiet zu realisieren. Heute soll der Friedhof in Maikammer bepflanzt und verschönert werden. Erst im vergangenen Jahr wurde der Friedhof für 550.000 Euro barrierefrei umgebaut. Doch noch immer gibt es viel zu tun und Rosina Schwaab ist froh um jede helfende Hand. Die ehemalige Beigeordnete der Gemeinde engagiert sich in Sachen Friedhof. Ein moderner Friedhof soll es sein, der den Anforderungen und Bedürfnissen der Menschen gerecht wird. Mehr Urnengräber, Stelen, ein Gemeinschafts-Urnenfeld, ein Rasengrab, ein Weinfried, wo die Urnen unter Bögen von Weinreben ruhen, und die erdbestatteten Einzel-, Familien- und Kindergräber finden hier Platz. Sogar ein trostreicher Ort für „Leere Wiegen“ wurde gestaltet. Dort finden jene einen Platz zum Trauern, die ein Kind noch vor seiner Geburt verloren.

400 Pflanzen kommen in die Erde

Integriert sind teils monumentale Ehrengräber verblichener Maikammerer, aber auch Opfer der Weltkriege. An sechs junge Männer, die den Russlandfeldzug im Zweiten Weltkrieg nicht überlebten, wird hier erinnert. Heute am Aktionstag pflanzten die Ehrenamtlichen ihnen zu Ehren je einen Baum pro Grab. Rund 400 Pflanzen, Büsche und Bodendecker besorgte Rosina Schwaab für den Aktionstag. Der Werkhof stellte das benötigte Werkzeug. Doch die Helfer waren bestens ausgerüstet. „Ich habe selbst einen Garten und wusste, was ich brauchen werde“, sagt ein Mitarbeiter. Er sei beim Aktionstag immer gerne dabei. „Man lernt das Gebiet genauer kennen. Ich wohne zwar in Edenkoben, aber den Maikammerer Friedhof mit seinen Besonderheiten und der außergewöhnlich schönen Lage war mir nicht bekannt“, sagt er. Und sein Kollege ergänzt: „Jenseits der Zahlen, mit denen wir täglich jonglieren, kommen wir am Aktionstag unseren Kunden näher und entwickeln ein anderes Verständnis für ihre Sorgen und Probleme.“

Schwaab teilt die Arbeitsgruppen ein, gibt Anweisungen, lobt und wuselt ständig zwischen den Einsätzen herum. Sie ist eine Team-Spielerin, die konkrete Vorstellungen von den Ergebnissen hat und trotzdem Freiraum für eigene Ideen lässt. Auf die Frage, wie die Pflanzen gesetzt werden sollen, antwortet sie: „An dieser Stelle. Aber so angeordnet, wie Sie es für richtig halten.“ Schwaabs Energie ist der Motor für die Gestaltung des Friedhofs. Sie hört den Leuten zu und realisiert Wünsche, wenn es möglich ist.

Friedhof als Ort der Begegnung

„Wir bieten für alle Menschen eine bezahlbare Bestattung ihrer Angehörigen. Und einen Raum für Trauer, die sehr individuell ausfallen kann“, sagt sie. Schwaab holt sich die Gestaltungsideen auf Landes- und Bundesgartenschauen, die sie immer wieder besucht. Der Friedhof sei ein Ort der Kommunikation und Begegnung, sagt sie. Sie deutet auf eine Seniorin, die sich um ein Grab kümmert. „Diese Dame ist mehrmals täglich auf dem Friedhof. Hier trifft sie immer Bekannte auf ein Schwätzchen. Bliebe sie zu Hause, wäre sie einsam“, sagt Schwaab.

Die Aktionshelfer haben den Platz um die Stelen gesäubert und mit Bodendeckern bepflanzt. „Das soll ein schöner Ort sein, der ordentlich und würdevoll gestaltet ist“, sagt sie. Sie ist zufrieden, hat Pflanzen gewählt, die pflegeleicht sind. Denn sie weiß, dass der Friedhof viel Arbeit für den Gärtner bedeutet. Deshalb ist ihr ein Trick eingefallen, mit dem alle gut leben können: Wo der Gärtner noch nicht war, steht ein Schild „Insektenwiese“. „Und damit sind alle zufrieden“, sagt sie augenzwinkernd.

Woher nimmt Rosina Schwaab ihre Energie und Motivation? „Ich war 32 Jahre alt, als ich die Diagnose Leukämie erhielt. Das war schrecklich. In dieser Zeit habe ich viel Zuwendung, Hilfe und Unterstützung bekommen. Das Dorf hat mich getragen. Mir wurde klar, dass ich etwas zurückgeben werde. Und das ist mein Antrieb.“

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