Neustadt Schülerinnen bei der SPD in Berlin: Wie ist das als Frau in der Politik?

Nahm Schülerin Florine Schnell (rechts) mit in ihren Arbeitsalltag in Berlin: Bundestagsabgeordnete Isabel Mackensen-Geis.
Nahm Schülerin Florine Schnell (rechts) mit in ihren Arbeitsalltag in Berlin: Bundestagsabgeordnete Isabel Mackensen-Geis.

Wahlkampf, Termine, Debatten: Der Alltag einer Politikerin ist abwechslungsreich, aber auch anspruchsvoll. Die Neustadter Schülerin Florine Schnell hat drei Tage lang Abgeordnete der SPD in Berlin besucht und festgestellt: „Politik ist ganz schön viel Arbeit.“

Um junge Frauen zu ermutigen, in die Politik zu gehen, lädt die rheinland-pfälzische Landesgruppe der SPD jedes Jahr zusätzlich zur Bundestagsfraktion zum Girls’ Day. Drei Tage begleitete die 17-jährige Florine Schnell aus Neustadt Ende April die Abgeordnete aus dem Wahlkreis Neustadt/Speyer, Isabel Mackensen-Geis, in ihrem Berufsalltag im Berliner Bundestag. Sie interessiere sich dafür, „wie unsere Demokratie aufgebaut ist“ und habe sich zuvor schon um ein Schülerpraktikum in der Politik beworben, erzählt die Elftklässlerin am Leibniz-Gymnasium. „Unter 18 ist das schwierig, deshalb habe ich es dann über den Girl’s Day versucht.“

Es klappt, mit zehn anderen jungen Frauen reist sie nach Berlin. Dort schaut sich die Gruppe den Bundestag und eine Plenardebatte an, besucht die Landesvertretungen der Sozialdemokraten und kann sehen, welche Aufgaben in den Büros der Abgeordneten auflaufen. Und wie dort gearbeitet wird – denn jeder Abgeordnete führt seine Mannschaft etwas anders, wie die Gymnasiastin beobachtet.

Die Jugendlichen dürfen auch selbst mithelfen. E-Mails vorsortieren, den Newsletter erstellen und das Profil von Mackensen-Geis in den sozialen Medien betreuen. Für Letzteres gibt es Tipps und Tricks in einem Social-Media-Workshop an die Hand, wobei es der 17-Jährigen als „Digital Native“ (also mit digitalen Medien Aufgewachsener) leicht fällt, die richtigen Bildschnitte und Effekte zu wählen.

Bekannte Gesichter hautnah

„Man hatte schon das Gefühl, bei etwas dabei zu sein, das größer ist als man selbst“, erinnert sich die Schülerin an den Ton, der anzeigt, dass die Abgeordneten gleich abstimmen müssen. „Es wird da über Gesetze entschieden, die unser Leben prägen.“ Dass das auch schon als junge Frau geht und wie man überhaupt in die Politik kommt, erklärt Emily Vontz, die mit 23 Jahren jüngsten Abgeordnete im Parlament, persönlich. „Das war spannend, weil sie uns vom Alter her näher ist.“ Ebenfalls Zeit für die jungen Frauen nimmt sich Ministerpräsidentin Malu Dreyer, und auch Bundeskanzler Olaf Scholz kommt für ein gemeinsames Foto vorbei.

Kam für ein Foto vorbei: Bundeskanzler Olaf Scholz.
Kam für ein Foto vorbei: Bundeskanzler Olaf Scholz.

Besonders in Erinnerung bleibt Florine Schnell aber das Gespräch mit der Parteivorsitzenden Saskia Esken. „Sie hat ganz offen erzählt, wie sie mit dem Druck in der Politik – auch aus den eigenen Reihen – umgeht und dass man gerade als Frau ein dickes Fell braucht.“ Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei ein Thema gewesen. „Frauen, die es wirklich wollen und die es geschafft haben, sind stark und selbstsicher“, hat Florine Schnell mitgenommen.

Termine eng getaktet

Vorurteile, dass Politiker nichts machen würden, kann Florine Schnell nicht bestätigen. Zumindest nicht, nachdem sie den vollen Terminkalender der Abgeordneten gesehen hat. „Jede Minute ist durchgetaktet, und das mindestens zwei Monate im Voraus. Zwischen Terminen gibt es wenig Pausen, man ist für viele Menschen verantwortlich. Ich habe auf jeden Fall unterschätzt, wie viel Arbeit hinter einem politischen Amt steckt.“ Und hinter dem Team aus wissenschaftlichen Mitarbeitern, die dafür sorgen, dass der Abgeordnete den Marathon an Terminen erfolgreich absolviert.

Abends war die Gruppe mit den Abgeordneten aus den Wahlkreisen Pizza essen und konnte sie dabei ganz ungezwungen kennenlernen. „Politiker wirken manchmal unnahbar, aber wir hatten gute Gespräche, wo man einfach gemerkt hat: Das sind ganz normale Leute.“

Weitere Praktika geplant

Für die 17-Jährige ist nach dem Girl’s Day klar, dass sie in zwei Jahren, wenn sie ihr Abitur hat, in die politische Richtung gehen will, vielleicht beim Auswärtigen Amt. „Der Einstieg ist für Frauen immer noch schwieriger, weil Politik noch immer eine Männerdomäne ist. Aber die Möglichkeiten sind da.“

Im Sommer steht für die Neustadterin als Nächstes ein Praktikum beim Landtagsabgeordneten Dirk Herber (CDU) aus Mußbach und im Herbst bei dem Bad Dürkheimer Bundestagsabgeordneten Johannes Steiniger (CDU) an.

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