Pirmasenser Brunnen Ein Kulturfreund und die Sage vom Rappenfelsen

Entstanden ist der Brunnen nahe der Winzler Schule auf Betreiben des ehemaligen Schulleiters Konrad Flechsig.
Entstanden ist der Brunnen nahe der Winzler Schule auf Betreiben des ehemaligen Schulleiters Konrad Flechsig.

Es ist eine Sage mit tragischem Ausgang, die jener Brunnen erzählt. Entstanden ist der Brunnen nahe der Winzler Schule auf Betreiben vom ehemaligen Schulleiter Konrad Flechsig.

Wohl kein anderer Winzler hat es so sehr verdient, einem Brunnen seinen Namen zu geben, wie Konrad Flechsig. „Er war ein großer Europäer und ein Kulturtreiber im besten Sinne“, versucht Michael Gehring, der in Obersimten wohnende Künstler, in einem Satz den 1997 verstorbenen Flechsig zu charakterisieren. Gehring war nicht nur ein Freund des ehemaligen Leiters der Grundschule Winzeln. Er war es auch, der dem Bitten seines Freundes nachkam und eine Brunnenskulptur schuf, dabei den Entwurf und die Fertigung übernahm, um diese ganz dicht bei der Schule aufzustellen.

Flechsig stellte die Sage um den Rappenfels in den Mittelpunkt seiner rechteckigen Skulptur. Die Kurzfassung: Bauerstochter liebt jungen Mann, mit dem ihr Vater nicht einverstanden ist. Die Tochter solle den Knecht heiraten. Als sich die Liebenden heimlich treffen, verrät der Knecht die Beiden. Bauer und Knecht wollen das Liebespärchen in flagranti erwischen. Das Liebespaar weiß sich nicht anders zu helfen, als sich vom Rappenfels zu stürzen.

Gleich drei Namen für den Brunnen

Die vier Seiten des Brunnens lesen sich fast wie ein Buch. Und zwischendrin fließt Wasser an den Figuren vorbei in ein Buntsandsteinbecken. Um den Brunnen mittels einer alten Technik selbst fertigen zu können, hatte Gehring zusammen mit seinem Vater, der in Adenau (nahe Nürburgring) ein Atelier unterhielt, nach langer Suche eine passende Vorrichtung aus Großbritannien importiert. 1994 baute er den Brunnen, der am 5. März 1995 eingeweiht wurde. Einen Namen hatte der Brunnen auch, oder besser gleich drei: Dorfgemeinschaftsbrunnen, Dorfbrunnen und Rappenfelsbrunnen. Dorfgemeinschaftsbrunnen, weil der Brunnen unter anderem mit den aus den Dorffesten erwirtschafteten Gewinnen mitfinanziert worden war. Dorfbrunnen, weil sich dieser Namen im Ort etablierte und Rappenfelsbrunnen eben wegen der abgebildeten Sage.

Wie viel Mark für den Brunnen ausgegeben wurde, konnte indes nicht (mehr) ermittelt werden. Nur so viel: Die Stadt hat gezahlt, wie die Ortsvorsteherin Heidi Kiefer weiß. Im April 2012 stellte dann die SPD-Fraktion im Ortsbeirat den Antrag, den Brunnen in Konrad-Flechsig umzubenennen. Erst immerhin sieben Jahre später, im Juni 2019, bekam der Brunnen den Namen seines Geburtshelfers.

Wer Konrad Flechsig war

Geboren wurde der überzeugte Europäer 1911 in Falkenstein im Vogtland. Er machte 1931 sein Abitur, studierte in Leipzig Pädagogik und absolvierte dann die ersten Jahre an den Schulen mehrerer kleiner Orte im Vogtland. 1939 heiratete er seine Frau Erna, mit der er drei Kinder hatte. Kurz nach der Hochzeit riss der Krieg den 28-Jährigen aus seiner pädagogischen Laufbahn. 1949 kehrte er aus der Gefangenschaft zurück. Es zog ihn in die Pfalz, wo er in Rittersheim bei Kirchheimbolanden eine erste Lehrerstelle antrat. 1955 kam er nach Winzeln und leitete die Volksschule bis 1977. Er verknüpfte seine Tätigkeit bei der Europa-Union mit seiner pädagogischen Tätigkeit. 19 Mal beteiligte er sich an einem Wettbewerb der Europa-Union und wurde mit seiner Schule dreimal Landessieger.

1977 schied er, mit der silbernen Stadtehrenplakette ausgezeichnet, aus seinem Beruf aus, wobei an dieser Stelle zu vermeiden ist, „in Ruhestand“ zu schreiben. 18 Jahre lang leitete er den Kirchenchor und spielte über Jahrzehnte hinweg die Kirchenorgel. Er engagierte sich im Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge und leitete das örtliche Volksbildungswerk. Er gab eine 26-seitige Broschüre über Winzeln heraus. Zudem war er Mitglied des TuS Winzeln und in dessen Ausschuss tätig. Es wird Konrad Flechsig nachgesagt, dass er mal mit dem ehemaligen Bundestrainer Helmut Schön in einer Mannschaft gespielt habe. „Er war sehr kulturbewusst, überaus engagiert auf vielen Gebieten und einfach ein netter Mensch“, blickt sein Freund Gehring auf Flechsig zurück. Flechsig starb 1997 in Winzeln.

x