Pirmasens Energiekrise bereitet auch der Tafel Sorgen

Die Pirmasenser Tafel feiert ihren 20. Geburtstag: Tafel-Vorsitzender Gerhard Herrmann (links) und sein Team danken ihren Unters
Die Pirmasenser Tafel feiert ihren 20. Geburtstag: Tafel-Vorsitzender Gerhard Herrmann (links) und sein Team danken ihren Unterstützern und Spendern. Zu den Gratulanten gehört auch Dezernent Denis Clauer.

Unter den sozialen Initiativen der Stadt ist die Tafel eine der wichtigsten. Die Feier zum 20. Geburtstag am Wochenende nutzte der Vorsitzende Gerhard Herrmann für einen Rückblick. Wie es mit der Nachfrage weitergeht, hängt stark von der Energiekrise ab. Dezernent Denis Clauer warnt daher auch vor noch mehr Armut im Herbst.

Zum Feiern ist dem Tafel-Team in der Werner-Egk-Straße wirklich nicht zumute, hat sich die Kundenzahl im Laufe des Jahres doch verdoppelt. Waren es am Jahresanfang nur 1000, stehen aktuell 2000 Namen im Tafel-Register. Steigende Preise sowie der Krieg in der Ukraine lassen das Team die Grenzen des Machbaren spüren. Die Tafel muss sparen. Es werden sogar schon kleinere Tüten verteilt.

Jeden Dienstag und Donnerstag fahren die Tafel-Helfer Supermärkte und Bäckereien an, um Lebensmittel einzusammeln und an Bedürftige abzugeben. Doch allein mit Warenspenden kommt die Tafel schon lange nicht mehr aus. Ohne Großspender geht es nicht mehr. 25.000 Euro allein kommen pro Jahr von der Rheinberger-Stiftung. Warenspenden gibt es von der Schokoladenfabrik Wawi. „Außerdem bekommen wir von der Hager-Stiftung 3000 Euro, manchmal 4000 Euro pro Jahr“, freut sich Tafel-Vorsitzender Gerhard Herrmann. Dabei handele es sich um Spenden von den Mitarbeitern der Firma Tehalit. „Die Firmenleitung rundet das noch ein anständiges Stück auf, damit es volle Tausender gibt“, erklärt Herrmann.

Statt Blumen oder Kränze Spenden an die Tafel

Brot, Milch und Butter gebe es immer reichlich, erzählt er weiter. Ganze Großgebinde kämen vom Pfalzgut Frischdienst in Waldfischbach. Überraschend hingegen sei die Warenspende von der Zweibrücker Firma John Deere gewesen: 420 Tüten mit Reis, Milch und Nudeln und sogar Deo und Seife.

Immer wieder erhält die Tafel Spenden von runden Geburtstagen und Todesfällen, bei denen statt Blumen und Kränze zu kaufen, an die Tafel gespendet wird. Oft kommen da 3000 bis 4000 Euro zusammen.

Puffreis auch für andere Tafeln in der Region

Manchmal gebe es aber auch Spenden, die ihn schmunzeln lassen, sagt Herrmann: 500 Dosen von Convar, Pfannkuchen mit Schokoladencreme-Füllung sowie Bratwurst-Sauerkraut und Kartoffelbrei etwa. Oder 483 Kartons Puffreis von Wawi. „Einen solchen Überfluss an Schokolade können wir beim besten Willen nicht verteilen.“ Der Puffreis wurde schließlich an die Tafeln in Zweibrücken, Homburg, Baumholder, Kusel und Idar-Oberstein weitergereicht.

Von der Wasgau AG wurden um die Weihnachtszeit Unmengen geräucherter Lachs geliefert – und zwar „von dem Guten“, wie Hermann betont. Momentan kämen von dort auch kiloweise Wurstwaren, kostspielige Süßigkeiten und Wasabi-Nüsse. Was hingegen momentan öfter fehle, sei Obst und Gemüse. Wegen der aktuellen Preissteigerungen, vermutet er. Und mit den gerösteten Heuschrecken und exotischen Früchten, die ihnen kürzlich gespendet wurden, hätten sie leider wenig anfangen können.

Zwei zusätzliche Räume angemietet

220 Tüten werden jeden Dienstag und Donnerstag auf dem Kirchberg ausgegeben. Dazu kommen weitere 110 Tüten mittwochs beim CVJM in der Schachenstraße, denn die Geflüchteten Ukrainer wurden dorthin ausgelagert, weil die Situation logistisch am Stammort nicht zu bewerkstelligen war. Hinzu kommen 30 Tüten für Waldfischbach, 30 Tüten, die an Bedürftige nach Hause geliefert werden und 40 Tüten Halal für Menschen muslimischen Glaubens.

Ab sofort hat die Tafel zwei Räume der Matthäus-Kirchengemeinde angemietet. Sogar ein Konzept wurde gemeinsam erarbeitet, wie man weg von den Tüten wieder mit normalem Publikumsverkehr arbeiten kann. Doch die steigenden Coronazahlen bereiten Bauchschmerzen. Am liebsten wäre Hermann, wenn alles wieder so wäre wie vor Corona – und wenn die Tafel größere Räumlichkeiten bekäme. Wenn sich Herrmann etwas zum Geburtstag der Initiative wünschen könnte, wäre das weniger Bürokratie.

Schreckgespenst Energiekrise

Und dann gibt es ein Schreckgespenst, das noch mehr Tafel-Kunden befürchten lässt: „Wenn das mit der Energiekrise so kommt, wie wir befürchten, müssen wir vorbereitet sein“, sagt Dezernent Denis Clauer. Das könne im Oktober oder November schnell gehen, wenn die Leute dann noch weniger Geld haben. Für die Tafel würde das einen weiteren Zulauf bedeuten, dabei musste sie schon wegen des Ukraine-Kriegs einen Neukunden-Stopp verhängen.

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