Pirmasens Firma Rampf: Pirmasenser Know-how für die ganze Welt

Produktionsleiter Sebastian Bockmayer (links) und Prokurist Marco Werth bei der Firma Rampf in Gersbach.
Produktionsleiter Sebastian Bockmayer (links) und Prokurist Marco Werth bei der Firma Rampf in Gersbach.

Seine Anfänge hatte das Unternehmen in der Pirmasenser Schuhindustrie. Längst ist der Wandel geglückt; heute ist Rampf in Gersbach führend beim Kunststoff-Recycling.

Es begann mit Abfällen aus der Produktion von Schuhsohlen: 1992 errichtete die 1983 gegründete Firma Regra auf ihrem Betriebsgelände in Gersbach eine Anlage zur Wiederverwertung der Reste, die bei der Herstellung von Schuhsohlen anfielen. Heute finden recycelte Kunststoffe und Pläne für den Bau und Betrieb moderner Recyclinganlagen ihren Weg aus Gersbach hinaus in die ganze Welt.

Als 2003 die Rampf-Gruppe aus Grafenberg in Baden-Württemberg den Standort übernahm, stand dort die weltweit erste Anlage zur Wiederverwertung von Polyurethan-Kunststoffen (PU). Der Geschäftskontakt mit Regra bestand seit 1996, als Rampf eine Möglichkeit suchte, Abfälle und Frässtaub wiederzuverwerten, die bei der Herstellung von Platten für den Modellbau anfielen.

Führend auf dem Weltmarkt

Der damals manuell betriebene Reaktor in Gersbach hatte eine Tageskapazität von einer Tonne. Darin wurden Polyurethan-Abfälle in qualitativ hochwertige recycelte Polyole umgewandelt; Polyol und Isocyanat sind die beiden chemischen Reaktionspartner, aus denen Polyurethan entsteht. Firmengründer Rudolf Rampf erkannte die Potenziale dieser neuen Technologie und investierte in Forschung und Anlagen: 2011 entstand der zweite Reaktor, diesmal multifunktionell, er recycelt zusätzlich zu Hart- auch Weichschäume. Mittlerweile sind die Anlagen voll automatisiert und verarbeiten nicht nur vorab sortierte Kunststoffabfälle, sondern auch gemischte. Der Betrieb entspricht allen Anforderungen der Gesetzgebung, darunter der Europäischen Chemikalienverordnung.

Rampf Eco Solutions, wie die Firma seit 2014 heißt, ist heute Weltmarktführer in der Technologie des Polyol-Recyclings. Außer der Produktion wird auch geforscht sowie Systeme und Anlagen für Kunden in der ganzen Welt geplant. Die 13 Mitarbeiter am Standort Gersbach sind etwa zur Hälfte jeweils in Forschung und Entwicklung sowie in der Herstellung tätig.

In der Produktion werden neben PET-Material (gebrauchte Plastikflaschen) auch Polyurethan-Produkte recycelt, die in vielfältiger Form anfallen. Dabei spalten sich die Polymere auf, es entsteht Polyol als flüssiges Grundprodukt, das dann wieder in den Produktionskreislauf eingespeist werden kann. Außerdem entstehen in Gersbach Bio-Polyole aus nachwachsenden Rohstoffen, die aus der Region kommen.

Sie liefern einen vollwertigen Rohstoff

„Unser recyceltes Produkt geht wieder in die Produktion unserer Kunden“, betont Marco Werth, Bereichsleiter Vertrieb und Marketing bei Rampf Eco Solutions. „Wir machen kein Downcycling, vielmehr liefern wir einen vollwertigen Rohstoff.“ Dies erfülle die immer wichtiger werdenden Anforderungen an ein nachhaltigeres Wirtschaften. „Der Trend geht immer weiter weg vom Verbrennen von Kunststoffabfällen hin zu deren Wiederverwertung,“ sagt Werth. „Wir leisten somit einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft.“

Kunden in aller Welt

Neben dem Verkauf der recycelten Grundstoffe handelt die Firma aus Gersbach auch mit ihrem Wissen. „Wir verkaufen maßgeschneiderte Recycling-Lösungen an Kunden in aller Welt,“ erläutert Marco Werth. „Unser großer Vorteil dabei ist, dass wir keine Pläne von der Stange anbieten, sondern zusammen mit dem jeweiligen Kunden genau die Lösung entwickeln, die er vor Ort braucht.“ Mit dem Know-how aus Pirmasens entstanden bereits Anlagen unter anderem in Dubai, Belgien, Frankreich und Spanien.

Im Labor arbeitet Jonas Giehl mit einem Basismaterial zur Herstellung von PU-Polsterstoff.
Im Labor arbeitet Jonas Giehl mit einem Basismaterial zur Herstellung von PU-Polsterstoff.

Das Unternehmen aus Gersbach ist auch gefragter Partner für die Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung. So gibt es größere Projekte etwa mit dem Fraunhofer-Institut, dem Hochschulstandort Pirmasens sowie dem Bundesforschungsministerium und der Europäischen Union.

Und die Geschichte geht weiter: Die Kapazität in Gersbach wird von derzeit zehn auf 60 Tonnen pro Tag in drei Ausbaustufen erweitert. Kürzlich erteilte die in Neustadt ansässige Genehmigungsbehörde SGD (Struktur- und Genehmigungsdirektion) Süd die entsprechende Genehmigung. Rampf plant dafür Investitionen von rund 18 Millionen Euro bis 2027 in Pirmasens. Bis zu 20 neue Arbeitsplätze sollen entstehen.

Stichwort: Rampf-Gruppe

Die Rampf-Gruppe mit Sitz im baden-württembergischen Grafenberg beschäftigt rund 930 Mitarbeiter an Standorten in Deutschland, in den USA, Kanada, Japan, China und Südkorea. Angeboten werden Produkte und Lösungen rund um Reaktionsharze, Maschinensysteme und den Leichtbau mit Composites. Der Umsatz im Geschäftsjahr 2022/23 (30. Juni) betrug 220,5 Millionen Euro. Die Rampf-Gruppe ist mit sechs Geschäftsbereichen auf den Märkten vertreten. Drei davon – darunter Rampf Eco Solutions am Standort Pirmasens – werden zum 1. Juli in der neuen Firma Rampf Advanced Polymers GmbH & Co. KG zusammengeführt. Das Unternehmen soll damit noch stärker auf das Thema Nachhaltigkeit ausgerichtet werden.

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