Pirmasens Pfälzer Cannabis-Plantage: Mutmaßliche Betreiber vor Gericht

Die Gersbacher Cannabis-Plantage.
Die Gersbacher Cannabis-Plantage.

Anfang März hatten sich die „Gärtner“ einer Gersbacher Cannabis-Plantage vor dem Landgericht Zweibrücken verantworten müssen. Seit Dienstag sind nun die mutmaßlichen Betreiber dieser und weiterer Plantagen dran – vor dem Schöffengericht Pirmasens.

Auf der Anklagebank des Amtsgerichts Pirmasens sitzen zwei 26- und 27-jährige Männer mit deutschem Pass. Sie wurden aus der Untersuchungshaft vorgeführt. Die Anklage lautet auf gewerbsmäßigen Drogenhandel, gewerbsmäßige Einfuhr von Drogen, beides in nicht geringer Menge, und Entziehung elektrischer Energie. Am Dienstag wurde nur die Anklage verlesen und die Männer wurden zu ihren persönlichen Verhältnissen vernommen.

Die Anklage geht davon aus, dass die beiden mindestens seit 7. August 2023 mehrere Cannabisplantagen in Gersbach, Ludwigshafen-Helmshof und in Menden betrieben haben. Gegen 6 Uhr am 25. Oktober hatte die Polizei eine leerstehende Halle im Pirmasenser Vorort Gersbach durchsucht. In der 400 Quadratmeter großen Anlage fanden die Beamten in verschiedenen Aufzuchträumen über 1000 Cannabispflanzen, die bereits zwischen 180 und 200 Zentimeter hoch waren.

12,5 Kilo rauchbare Trockenmasse in Ludwigshafen

Zeitgleich durchsuchten die Fahnder auch ein unbewohntes Wohnhaus in Ludwigshafen-Helmshof. Dort fanden sie auf zwei Etagen etwa 600 Cannabispflanzen mit einer Wuchshöhe von 140 Zentimetern. Am 22. Januar schlugen die Fahnder auch in Menden zu. In einer Halle fanden sie 60 Säcke mit jeweils einem Kilogramm Cannabis sowie weitere noch nicht abgeerntete 45 Kilo Cannabis. Die Ernte in Pirmasens hätte eine „rauchbare Trockenmasse“ von 200 Kilo Cannabis, in Ludwigshafen von 12,5 Kilo ergeben.

Die Staatsanwaltschaft beschuldigt die beiden Angeklagten für den Betrieb der drei Plantagen verantwortlich gewesen zu sein. Sie sollen die „Gärtner“ für die Plantagen organisiert, beliefert und versorgt haben. Und sie sollen den gewinnbringenden Verkauf der Drogen geplant haben. Als die Polizei das Duo in ihren Wohnungen in Ludwigshafen festnahm, sollen sie auch geringe Mengen Marihuana und bei dem Jüngeren auch Folien und Einschweißgeräte gefunden haben.

Angeklagte sind beste Freunde

Zum Betrieb der Cannabisplantagen sollen die Angeklagten auch Strom illegal aus dem öffentlichen Stromnetz abgezapft haben und dafür durch Unbekannte die elektrotechnische Installation in den Hallen haben verändern lassen. Den Stadtwerken Pirmasens soll ein Schaden von über 83.000 Euro entstanden sein, in Ludwigshafen einer von fast 48.000 Euro.

In einer weiteren Anklage wirft die Staatsanwaltschaft den beiden Angeklagten vor, am 19. September 2023 aus den Niederlanden Cannabisprodukte im Wert von 6000 Euro in die Bundesrepublik eingeführt und sofort im Raum Ludwigshafen an verschiedene Abnehmer weiterverkauft zu haben.

Die beiden Angeklagten kennen sich seit der Grundschulzeit und sind beste Freunde. Der Jüngere hatte eine Elektriker-Lehre begonnen – bis zu einem Arbeitsunfall auf dem Heimweg. Nach Operation und Reha seien aber Einschränkungen beim Heben und Schmerzen verblieben. Dagegen habe er bis zu fünf Joints pro Tag geraucht und auch Kokain konsumiert, sagte er. Das habe zu Geldproblemen geführt. Aber seine schwangere Verlobte habe ihm ein Ultimatum gestellt bezüglich Drogen und Freundeskreis. Deshalb habe er beides reduziert. Zuletzt sei er mit einem Hausmeisterservice selbstständig gewesen.

Bürojob zu fad

Der ältere Angeklagte erzählte, dass er nach dem Abitur eine kaufmännische Ausbildung absolviert und auf dem Büro gearbeitet habe. Aber das sei ihm zu fad gewesen. Er habe sich selbstständig gemacht, sei aber in der Insolvenz gelandet. Dank Restschuldbefreiung habe er aber keine Schulden mehr. Als Hobby helfe er seiner Frau in deren Geschäft. Zu seinem Drogenkonsum wollte er noch nichts sagen. Die Verhandlung wird am kommenden Montag fortgesetzt.

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