Rhein-Pfalz Kreis Ein enges Korsett

Im Gewerbegebiet Am Weisenheimer Weg steht unter anderem ein Supermarkt. Die Fläche rundherum will Fußgönheim in den Flächennutz
Im Gewerbegebiet Am Weisenheimer Weg steht unter anderem ein Supermarkt. Die Fläche rundherum will Fußgönheim in den Flächennutzungsplan aufnehmen.

«Fussgönheim.» Da muss Marie-Luise Klein (SPD) dann doch entschieden dazwischen gehen. Die Kritik kommt von der CDU, ausgesprochen von Heike Seifert-Leschhorn, ihres Zeichens Bewerberin um den Posten der Ortsbürgermeisterin, wenn es bei der Kommunalwahl im Mai um die Nachfolge Kleins geht. Es sei nicht zielführend, Flächen von Ortsgemeinde zu Ortsgemeinde zu schieben, sagt Seifert-Leschhorn in der Ratssitzung am Mittwochabend. Und lässt mehr oder minder direkt durchklingen: Fußgönheim solle selbstbewusst auftreten und bei der Fortschreibung des Flächennutzungsplans, um den es an diesem Abend geht, durchaus in einer Größenordnung denken, die über den eigentlichen Bedarf des Orts hinausgehen. „Warum beschränken wir uns auf die Eigenentwicklung?“, fragt sie. Heißt: Fußgönheim kann durchaus wachsen. Doch Bürgermeisterin Klein tritt ein wenig auf die Bremse: Wachsen, ja, aber bitte mit Bedacht. Es gehe nicht um einen Handel mit Flächen, sondern darum, nachzufragen, ob die Maxdorfer Nachbarn bereit wären, einen Teil ihrer zugestandenen Flächen abzutreten. „Das setzt eine gewisse Einigkeit unter den Orten voraus“, sagt sie. Der Ablauf würde so aussehen: Der Bitte Fußgönheims folgt die Zustimmung Maxdorf, die finale Entscheidung liegt beim Verbandsgemeinderat. „Nur so können wir über Bedarf planen mit der Aussicht auf Genehmigung“, sagt Klein. 1,2 Hektar, diese Fläche hat die Regionalplanung Rhein-Neckar als Bedarf für zusätzlichen Wohnraum in Fußgönheim in den nächsten 15 Jahren ermittelt. Grundlage für die Berechnung ist die Einwohnerzahl zum Jahresende 2015. Damals wohnten 2591 Menschen in Fußgönheim. „Es gilt nur Eigenentwicklung“, sagte Ulrich Villinger vom Ludwigshafener Planungsbüro Piske, das die Fußgönheimer berät, bereits im Dezember. Das heißt: „Keine Wohnbaufläche, die zur Steigerung der Bevölkerung führt.“ Maxdorf hingegen wurden im Regionalplan 9,8 Hektar zugestanden. „Die Sitzgemeinde der Verbandsgemeinde hat meistens einen größeren Anspruch“, ist Klein überzeugt. Bei der Idee, ein bisschen was von der Maxdorfer Fläche zu übernehmen, „würde die Regionalplanung wohl ein stückweit mitgehen“, vermutete Villinger. Die Flächen, die Fußgönheim nun in den Flächennutzungsplan aufnehmen möchte, sind rund dreimal so groß wie das, was die übergeordneten Stellen für die Gemeinde vorgesehen haben. Bei ihren Wünschen legen die Kommunalpolitiker den Fokus auf den Bereich rund um das Gewerbegebiet Am Weisenheimer Weg, zwischen Autobahn 650 und Rhein-Haardtbahn-Trasse sozusagen. Dort sollen künftig weitere Wohnhäuser, aber auch Gewerbe möglich werden. Auch Villinger sah in diesem Bereich eine „grundsätzliche realisierbare Baufläche“. Auch Wohnbau sei nicht ausgeschlossen, obwohl dort ein Supermarkt in direkter Umgebung ansässig ist, Autobahn sowie Bahnlinie in unmittelbarer Nähe sind und Lärm verursachen. „Vielleicht ist dort auch ein Ärztehaus möglich“, sagt Jürgen Kuß (FWG), „vielleicht findet sich ein Investor, der Standort wäre ideal.“ Weil der Beschluss mehrgeteilt ist, fällt er nicht einstimmig. Dass dieses Gebiet aber höchste Priorität genießt, darin sind sich am Ratstisch alle einig. Zudem soll die Kurzgewanne, eine Fläche am westlichen Ortsrand, beidseits der Straße nach Ellerstadt, als Wohnbaufläche vorgemerkt werden. „Das Korsett ist sehr eng“, sagt Klein, „wir dürfen nicht zu viel über den Bedarf hinaus planen.“ Denn zu viel zu fordern, birgt Gefahren. „Die Entscheidung treffen letztlich andere“, sagt Klein. Ihre Befürchtung ist, dass die Ideen der Ortsgemeinde von übergeordneten Behörden abgelehnt werden oder die Kommune nachbessern muss. Das würde die Fortschreibung des Flächennutzungsplans ungemein in die Länge ziehen. Mehrere Jahre seien da keine Seltenheit, sagt Klein. Und das möchte die Bürgermeisterin, die Ende Mai aus dem Amt scheidet, auf jeden Fall verhindern.

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