VG Rheinauen Für den Fall von Starkregen: Bürger bekommen Tipps zur Vorsorge

Folgen eines extremen Starkregens: überflutete Straßen und Keller im Mai 2023 in Mechtersheim.
Folgen eines extremen Starkregens: überflutete Straßen und Keller im Mai 2023 in Mechtersheim.

Extremwetter wie Starkregen und Überflutungen werden aufgrund des Klimawandels häufiger. Die Verbandsgemeinde Rheinauen möchte deswegen ihre Bürger für das Thema sensibilisieren und sie ermutigen vorzusorgen. Im April sind Workshops in allen vier Ortsgemeinden geplant.

„Es ist alles darauf ausgerichtet, die Bevölkerung mitzunehmen. Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger nicht verrückt machen, sondern ihnen zeigen, wie Selbsthilfe und Vorsorge aussehen können“, sagt Patrick Fassott (SPD). Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rheinauen spricht über das Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzept, das die Verwaltung nach einem Votum des Verbandsgemeinderats beim Büro Björnsen Beratende Ingenieure (Speyer) im Oktober 2021 in Auftrag gegeben hat. Als Kosten wurden rund 69.000 Euro veranschlagt, das Land übernimmt 90 Prozent davon.

Das Ingenieurbüro hat Daten zusammengetragen und die Situation vor Ort bei Begehungen mit Gemeindevertretern und der Feuerwehr analysiert. Jetzt sollen die Bürger einbezogen werden. Am Ende entsteht ein Konzept, das laut Simon Schneider, stellvertretender Fachbereichsleiter in der Verbandsgemeindeverwaltung, aus verschiedenen Teilen bestehen wird: Kartenmaterial, Alarm- und Einsatzpläne, die die Feuerwehr erarbeitet, Entwässerungspläne sowie konkrete Vorschläge für die Bürger, wie sie vorsorgen können, damit bei Starkregen kein Wasser ins Haus läuft. Schneider rechnet damit, dass dem Verbandsgemeinderat nach den Sommerferien ein Entwurf vorgelegt wird und das Konzept dann im Spätjahr in weiteren Bürgerversammlungen in jeder Ortsgemeinde vorgestellt werden kann.

Feuerwehr kann nicht überall sein

Über allem stehe das Ziel, die Resilienz in der Bevölkerung zu steigern. Für Rheinauens Wehrleiter Michael Jaspers besteht sie aus zwei Faktoren: der Vorsorge, damit es gar nicht erst zu Schäden kommt und der Befähigung zur Selbsthilfe, damit sich die Bevölkerung bei kleineren Wasserschäden selbst helfen kann. „Die Bürger sollen sich Gedanken machen, wie sie aktiv werden können, weil wir bei einem extremen Wetterereignis viele größere Einsatzstellen haben werden und nicht überall sofort hinkommen können“, macht der Leiter der Feuerwehr deutlich.

Im April wird das Ingenieurbüro bei Bürgerworkshops in allen vier Ortsgemeinden die bisherigen Grundlagendaten vorstellen. Nach Angaben der Verantwortlichen bekommen die Bürger bei den Terminen anhand von Gefahrenkarten gezeigt, wie hoch das Wasser bei einem Starkregen- oder einem Hochwasserereignis vor ihrer Haustür stehen würde. Die Bürger sind außerdem eingeladen, von ihren Erfahrungen bei Starkregen und etwaigen Problemstellen zu berichten sowie Vorstellungen und Vorschläge einzubringen. Wer Fotos von Hochwasser- und/oder Starkregen-Ereignissen idealerweise mit Datum und der Örtlichkeit hat, darf diese mitbringen.

Viel Niederschlag in kurzer Zeit: Hauseigentümer können für Starkregen-Ereignisse vorsorgen.
Viel Niederschlag in kurzer Zeit: Hauseigentümer können für Starkregen-Ereignisse vorsorgen.

Tipps für die Bürger

„Wir zeigen Bereiche, in denen gut vorgesorgt wurde, indem zum Beispiel Kellerfenster baulich entsprechend geschützt sind, und wir zeigen schlechte Beispiele“, sagt Fassott. Schlecht sei etwa, wenn eine Einfahrt so abschüssig gepflastert ist, dass das Wasser zum Fenster in den Keller eindringen könnte.

Die Kommune selbst sorgt vor, indem das Kanalsystem und die Pumpwerke instandgehalten sowie Gräben gereinigt werden. „Da sind wir gut aufgestellt“, sagt Bürgermeister Fassott. Doch die Schutzmaßnahmen des Staats sind endlich. „Wenn innerhalb kurzer Zeit extrem viel Regen fällt, kann der Kanal das Wasser irgendwann nicht mehr aufnehmen und die Gemeinde hat keinen Einfluss mehr“, sagt Schneider. Er zielt mit dieser Aussage darauf ab, dass Hochwasser- und Starkregenvorsorge immer ein Zusammenspiel von vielen Akteuren ist. Die Schutzmaßnahmen von Bund, Land und Kommune können im Extremfall nicht mehr ausreichen, weshalb der Eigenvorsorge der Bevölkerung eine besondere Bedeutung zukomme. Zumal Hauseigentümer nach dem Wasserhaushaltsgesetz selbst verantwortlich sind, in dem ihnen möglichen und zumutbaren Maße Vorsorge zu treffen und Schäden zu minimieren.

Wehrleiter Jaspers gibt den Tipp, dass Bürger darauf achten sollen, dass Rückschlagklappen und Hebeanlagen funktionsfähig und Elektroinstallationen geprüft sind. Denn wenn Steckdosen im Keller so tief liegen, dass sie sich bei einer Überflutung im Wasser befinden und kein FI-Schutzschalter vorhanden ist, bestehe die Gefahr eines Stromschlags, sagt Jaspers.

Absolute Sicherheit nicht möglich

Fassott und Schneider erhoffen sich von den nun anstehenden Workshops, dass die Bürger mitnehmen, dass die Verwaltung das Thema Hochwasser- und Starkregenvorsorge ernst nimmt. „Wir wollen dem Bürger helfen, auch wenn er selbst etwas tun muss“, sagt Schneider und verdeutlicht gleichzeitig, dass es 100-prozentige Sicherheit beziehungsweise ein null Prozent Risiko nicht gibt.

Der Hochwasserschutz wird ebenfalls zur Sprache kommen. „Wir werden aber nicht über den Polder oder nicht ertüchtigte Deichabschnitte diskutieren“, sagt Fassott angesichts der politischen Debatten in Altrip und Otterstadt. Zumal es sich bei einem extremen Hochwasser mit einem drohenden Deichbruch um eine Katastrophe handeln und die Einsatzleitung ab einem gewissen Szenario an den Kreis und später an das Land übergehen würde. Schneider macht darauf aufmerksam, dass sich eine solche Hochwasserkatastrophe im Gegensatz zu einem Starkregen meistens anbahne, besser vorhersagen lasse und Fassott ergänzt, dass die Verbandsgemeinde im Rahmen des Katastrophenschutzes ihren Teil zur Vorsorge für ein solches Szenario beisteuere.

Termine

Bürgerworkshop zum Thema „Erstellung eines örtlichen Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepts“
am Donnerstag, 4. April, ab 18.30 Uhr in der Kulturhalle in Waldsee,
am Montag, 8. April, ab 18.30 Uhr im Neuen Hof in Neuhofen,
am Montag, 15. April, ab 18.30 Uhr im Remigiushaus in Otterstadt,
am Montag, 29. April, ab 18.30 Uhr im Regino-Zentrum in Altrip


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