Rhein-Pfalz Kreis Geschichten aus dem Müll

Rumtopf und Madonna: Was die Leute so alles wegwerfen.
Rumtopf und Madonna: Was die Leute so alles wegwerfen.

Vom Müll kann Thomas König vom Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Bad Dürkheim auf die Wirtschaftslage schließen. Bei Hochkonjunktur zum Beispiel falle mehr Holzmüll an, weil sich die Leute neue Möbel leisteten. König weiß, was die Leute so alles wegwerfen und hat einiges zu erzählen.

Einmal habe ein Kunde Sperrmüll auf dem Wertstoffhof abgeladen und sei weggefahren, erinnert sich Thomas König. Später kam er noch mal, völlig aufgelöst. „Ich kaufe den ganzen Container auf“, sagte er. Doch der war schon längst in Ludwigshafen in der Verbrennung. Der Kunde war am Boden zerstört. Er hatte in einer Matratze 20.000 Mark versteckt. Solche Geschichten sind nicht alltäglich, aber sie kommen vor, sagt König bei einem Rundgang über den Friedelsheimer Wertstoffhof. Am Altpapiercontainer hat er professionelle Entrümpler beobachtet, wie sie jedes einzelne Buch durchblättern und nach Geld suchen, bevor sie es entsorgen. Wenn Geld das Einzige wäre, was dort landet, wo es nicht hingehört, wäre König froh. Vor Jahren habe mal jemand zwei Behälter Sonderabfälle im Restmüll verschwinden lassen. Die Geschichte endete mit einer Rauchwolke und einem ABC-Feuerwehreinsatz – also mit Spezialisten, die sich um atomare, biologische oder chemische Gefahrstoffe kümmern. Am wichtigsten ist auf dem Wertstoffhof, dass alles richtig getrennt wird. Das macht auch preislich einiges aus: 80 Euro kostet die Entsorgung einer Tonne verunreinigten Bauschutts. Verwertbarer Bauschutt, der zu Recyclingmaterial verarbeitet werden kann, kostet dagegen nur zehn Euro. Nur durch diese selektiven Anreize bekomme man die Kunden dazu, ihren Müll zu trennen, so König. Aber: Auch für den Wertstoffhof macht es einen Unterschied, denn der müsse es ja auch wieder weiterverkaufen. Wenn etwa Rigipsplatten, die sich mit Wasser vollsaugen, im Bauschutt seien, könne dieser nicht mehr zu Recyclingmaterial weiterverarbeitet werden. Gerrit Merk lädt gerade seinen Anhänger ab. Der Winzer baut seinen Verkaufsraum in Ellerstadt um. Mit seinem Schmalspurschlepper bringt er Bauschutt. Dem Bio-Winzer ist es wichtig, was mit seinem Müll passiert. Er kann nicht verstehen, wieso manche Leute ihren Müll illegal entsorgen. Es gebe doch extra Einrichtungen wie den Wertstoffhof. Da der Friedelsheimer Hof über eine Waage verfügt, können dort – einzigartig im Landkreis – auch größere Mengen abgegeben werden. Viele Firmenkunden machten davon Gebrauch, berichtet König. Sein Lieblingsplatz ist der alte Müllberg hinter dem Wertstoffhof. Von dort aus kann er über ganz Bad Dürkheim blicken, aber auch in die andere Richtung bis Speyer und Worms. Von oben sieht man, dass die Container mit System angeordnet wurden. An den Seiten gibt es große Boxen, in denen der Nutzer ebenerdig seinen Müll ablegen kann. Ein Radlader sammelt alles auf und verlädt es in Container. Der sogenannte Rollpacker presst den Müll noch einmal, indem er mit einer Walze hin und her fährt. „So bekommen wir doppelt so viel rein“, sagt König über das Gerät, das vor etwa zwei Jahren angeschafft wurde. Überwacht und geleitet wird alles von einem Gebäude am Eingang aus. Dort werden auch die Fahrzeuge gewogen, die hineinfahren. In einer Ecke dort steht ein Schlagzeug. Auch dazu gibt es eine amüsante Geschichte, wie Thomas König weiß. „Das hat eine Mutter gebracht, die es nicht mehr ertragen hat, wie ihr Sohn spielt.“ Serie Was wird im Kreis Bad Dürkheim wie entsorgt? Was passiert mit den Abfällen, und wie groß ist das Problem der illegalen Entsorgung? Fragen wie diesen gehen wir in der Serie „Unser Müll“ nach.

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