Rhein-Pfalz Kreis „Vereine müssen in die Schulen gehen“

Herr Brand, Sie haben mit sechs Jahren mit dem Handballspielen angefangen. Wie war das damals?

Ich war für damalige Verhältnisse früh dran. Ich bin durch meine beiden älteren Brüder zum Handball gekommen. Es gab auch noch keine Unterscheidung zwischen C-, D- oder E-Jugend. Ich habe teilweise mit Kindern zusammengespielt, die doppelt so alt waren. Manchmal bin ich nur die Linie rauf- und runtergerannt. Das war nicht immer lustig. Das war in der Halle? Oder waren Sie auch auf dem Feld aktiv? Ich habe viele Bundesligaspiele noch auf dem Feld gesehen. Und in der Jugend auch noch das eine oder andere Mal draußen gespielt. Warum ist Handball als Teil des Schulsports wichtig? Der Sportunterricht insgesamt ist wichtig. Ich denke, wir sind uns einig, dass es derzeit zu wenig Sportunterricht an den Schulen gibt. Bewegung ist wichtig für die Gesundheit. Sport fördert aber auch die Bildung der Persönlichkeit. Für Handball speziell gilt, dass der Mannschaftssport eine große soziale Bedeutung hat. Die Kinder lernen, sich unterzuordnen, sich durchzusetzen, Respekt und Fair Play. Welche Wirkung kann so eine Aktion wie Handball-Stars go School haben, bei der Sie in die Schulen gehen? Ich mache ja das Training nicht selbst. Aber ich war jetzt schon bei 13 solcher Veranstaltungen. Und nach meiner Erfahrung sind die Kinder da mit Begeisterung dabei. Wir denken ja auch nicht daran, das nächste Supertalent zu finden. Wenn der eine oder andere sich dann entscheidet, im Verein zu spielen, ist das schon was. Aber wenn Sie den nächsten Patrick Groetzki oder Uwe Gensheimer finden, würden Sie sich auch nicht wehren? Klar, das wäre mir nicht unrecht. Aber in so einem jungen Alter – die Kinder sind gerade mal zwölf Jahre alt – ist die Entwicklung ohnehin schwer vorherzusagen. Da müssen in der weiteren Entwicklung dann viele Dinge zusammenkommen. Wie läuft die Veranstaltung am Mittwoch ab? Die Schüler üben rund 90 Minuten mit einem Trainer des Landesverbandes. Danach gibt’s eine Fragerunde mit mir. Da kommen manchmal ganz kuriose Sachen bei raus, bei denen ich schon schlucken oder schmunzeln muss. Nämlich? Einmal hatte eine Gruppe Fragen aus sechs Kategorien vorbereitet. Unter anderem waren da Weltmeisterschaften und Schnäuzer mit dabei. Das war nicht so einfach. Wie gehen Sie an so eine Veranstaltung ran? Ich bin immer mit Freude dabei. Wenn die Kinder mit Begeisterung dabei sind, habe ich auch meine Freude. Da spreche ich auch aus der Erfahrung als fünffacher Opa. Sie sind auch als Manager des Deutschen Handballbundes unterwegs. Da schauen Sie aber doch ein bisschen genauer hin, wenn bei solchen Aktionen trainiert wird. Ja, aber die guten Spieler sind in der Regel schon im Verein. Solche Aktionen werden in der Regel auch von Vereinen begleitet. Die haben jetzt leider Pause, die Spieler sind im Urlaub. Aber die Vereine müssen in die Schulen gehen. Die Zeiten, in denen die Kinder von sich aus kommen und sagen: Hier bin ich, ich will Handball spielen, sind vorbei. Wie ist der deutsche Handball im Nachwuchsbereich aufgestellt? Sehr gut. Der Deutsche Handballbund hat rund 850.000 Mitglieder. Darum beneiden uns andere Länder. Über 40 Prozent davon sind Kinder und Jugendliche. Das ist eine sensationelle Quote. Aber man darf das nicht als selbstverständlich hinnehmen. Es muss jedem bewusst sein, dass wir immer wieder darum kämpfen müssen. Und die Zeiten, in denen es Trainer en masse gab, sind auch vorbei. Die Vereine sind immer mehr auf ehrenamtliche Arbeit angewiesen. Sehen Sie Handball als Nummer zwei hinter Fußball? Nein, als Nummer eins hinter Fußball. (lacht) Am Fußball dürfen wir uns nicht orientieren. Das ist eine andere Dimension. Sie kommen am Mittwoch in die Pfalz. Das ist ja auch eine Handballregion. Hm, ich habe mit Schifferstadt immer nur Ringen verbunden. Erwischt. Aber es gibt auch gute Handballvereine: Hochdorf, Haßloch, Friesenheim. Haben Sie eine spezielle Erinnerung, die Sie mit der Region verbinden? Oh, das ist schwer. Ich war häufiger da. Wir haben dort ja Andreas Thiel entdeckt, der dann später zu uns nach Gummersbach gekommen ist. Ich weiß auch noch, dass Gummersbach 1967 im Endspiel gegen Hochdorf stand. In der Regel ist es so: Ich fahre durch die Region, und dann fällt mir immer wieder ein, wo ich mal gespielt habe. Ich kann Sie natürlich nicht entlassen, ohne zu fragen, welche Chancen Sie der TSG Ludwigshafen-Friesenheim kommende Saison in der Bundesliga einräumen. Reicht’s für den Klassenerhalt? Für eine genaue Prognose kenne ich die Mannschaft nicht gut genug. Aber für einen Aufsteiger wird es immer schwer. Erstes Ziel ist natürlich, nicht abzusteigen. Wenn ich mich richtig erinnere, hat die Mannschaft beim letzten Mal in der Bundesliga einen guten Eindruck hinterlassen – trotz des Abstiegs.

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