Speyer Auftritt im Bürgerhaus kommt auf Live-CD

Mit seinem letzten Konzert in diesem Jahr hat der Kulturverein Dudenhofen schon die stilistischen Weichen für 2015 gestellt. Blueslastig ging es am Donnerstagabend im Bürgerhaus zu. Zu Gast waren die früheren Ten-Years-After-Musiker Leo Lyons und Joe Gooch mit ihrem neuen Projekt Hundred Seventy Split.

Als Gründungsmitglied von Ten Years After war Bassist Lyons schon an einigen Meilensteinen der Rockgeschichte selbst beteiligt – etwa am Woodstock-Festival 1969. Mit dem inzwischen verstorbenen Gitarristen Alvin Lee hatte er in den frühen 60er Jahren einige Zeit in Deutschland verbracht. Im Hamburger Star Club waren sie engagiert, kurz nachdem die Beatles dort gastiert hatten. Zwar ist das Dudenhofener Bürgerhaus kein verrauchter Rotlichtclub in Hamburg, aber Leo Lyons bearbeitet seine dicken Saiten noch immer mit derselben Energie, die ihm und seinen Bands Multi-Platin-Status eingebracht haben. Joe Gooch ist um einiges jünger. Der Gitarrist und Sänger kam vor elf Jahren als Ersatz für Lee zu Ten Years After und bildete mit Lyons schnell ein Songschreiber-Team. Das Trio vervollständigt Schlagzeuger Damon Sawyer, ein vielbeschäftigter Sessionmusiker, der von Muddy Waters bis Paul Rodgers und Bill Wyman einer Heerschar an Blues- und Rockmusikern den Takt geschlagen hat. Hundred Seventy Split konnten sich in relativ kurzer Zeit mit ihrem knackigen, jazzlastigen Gitarrenblues viel Aufmerksamkeit erspielen. Das Bürgerhaus war beinahe ausverkauft, und als hätten sie es vorher geahnt, schnitten die Musiker die Show mit, um Teile davon für ein geplantes Livealbum zu verwenden. Auf Nachfrage erklärte Lyons auch den Hintergrund des Bandnamens. „Hundred Seventy Split“ bezieht sich auf eine Straßenkreuzung in der Nähe von Nashville im US-Bundesstaat Tennessee, an der die Highways 100 und 70 voneinander abzweigen. Dort lebte der Bassist für längere Zeit, bevor er zurück in die walisische Hauptstadt Cardiff zog. Die alte Adresse benutzte er als passendes Markenzeichen für seine Blues-Interpretationen. Lyons und Gooch machen aus ihrer Ten-Years-After-Vergangenheit keinen Hehl und hatten auch einige Stücke ihrer ehemaligen Band im Gepäck. Obwohl „I’m Going Home“ längst zur Blues-Rock-Allgemeinbildung zählt, konnten auch die eigenen Stücke durchaus gleichwertigen Applaus ernten. Auch der Andrang am Verkaufsstand zeigte eine Band, die nicht nur von vergangenen Meriten ihrer prägenden Mitglieder zehrt, sondern sich erfolgreich freigeschwommen hat und immer noch Spaß an der Basisarbeit findet. Noch lange nach Konzertschluss standen die Musiker am Verkaufsstand, signierten die frisch verkauften Alben und plauderten mit Zuschauern.

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