Schwetzingen Francois-Xavier Roth und sein Orchester „Les Siècles“ bei den Festspielen

Francois-Xavier Roth und sein Orchester „Les Siècles“ kommen zwei Mal zu den Schwetzinger Festspielen.
Francois-Xavier Roth und sein Orchester »Les Siècles« kommen zwei Mal zu den Schwetzinger Festspielen.

Francois-Xavier Roth und sein Orchester „Les Siècles“ sind am Samstag und Sonntag bei den Schwetzinger Festspielen mit der Geigerin Isabelle Faust zu erleben. Es gibt Ligeti und Mozart.

20 Jahre ist das von dem Dirigenten Francois-Xavier Roth gegründete Orchester „Les Siècles“, („Die Jahrhunderte“) inzwischen alt und hat sich mit seinem höchst ungewöhnlichen Interpretationsansatz viele Fans und internationales Kritikerlob erspielt. Denn „Les Siècles“, die ein Repertoire vom 17. Jahrhundert bis zur Musik der Gegenwart interpretieren, spielt alle Partituren auf Instrumenten der jeweiligen Entstehungszeit.

Diese große Flexibilität lässt das Ensemble, das aus jüngeren Spitzenmusikern aus vielen französischen Ensembles besteht, auch in einer Zeit, in der viele Orchester auf historischem Instrumentarium musizieren, nahezu einzigartig erscheinen. Dieser von Roth, der ab 2025/26 Chefdirigent des SWR Symphonieorchester agieren wird, geforderte Ansatz, sich den Werken quasi aus der Klangwelt ihrer Entstehungszeit zu nähern, macht „Les Siècles“ zu einem Orchester für das 21. Jahrhundert, das hohes Niveau mit Vielseitigkeit verbindet. Inzwischen gastiert das Orchester nicht nur in Frankreich, wo es in beheimatet ist, sondern weltweit in den musikalischen Zentren, von den Salzburger Festspielen zu den Berliner Festwochen oder den Londoner Proms.

Expressiv-lebendiges Musizieren

Dass diese Vielfalt nicht ideologisch erstarrt, sondern in expressiv-lebendiges Musizieren mündet, ist der Verdienst von Francois-Xavier Roth. Der letzte Chefdirigent des zum SWR Symphonieorchester zwangsfusionierten SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg war schon für dieses Ensemble ein nahezu idealer Chefdirigent, der sich die Vielfalt der Musik vom Barock bis zur Gegenwart nicht als Lippenbekenntnis verbunden fühlt, sondern dies mit viel Engagement und Expressivität am Pult vorlebt.

Kein Wunder, dass Einspielungen von „Les Siècles“ schon drei Mal mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik und weiteren internationalen Auszeichnungen geehrt wurden. Besonderes Interesse verdienen dabei die Berlioz-Einspielungen, ebenso wie die von Werken von Ravel, aber auch die Russischen Ballette von Strawinsky (allesamt bei Harmonia mundi auf CD erschienen).

Neue Aspekte

Zum 20-jährigen Bestehen des von seiner Konzeption her einmaligen Orchesters ist nun eine Doppel-CD (Harmonia mundi HHM902614.15) erschienen, die Sinfonische Dichtungen von Camille Saint-Saens seinem „Le Carneval des animaux“ gegenüberstellt. Die Transparenz der auf Darmsaiten spielenden Streicher und die klangfarblich nuancierten Bläser verleihen Werken wie „Le Rouet d'Omphale“ oder dem „Danse macabre“ neue Aspekte, wobei der packende Zugriff von Roth das Vorurteil eines klassizistisch angehauchten Romantikers bei Saint-Saens ad absurdum führt. Für den musikalischen Scherz, als den der Komponist seinen „Le Carneval des animaux“ (Karneval der Tiere) immer gesehen hat, verwendet die Einspielung ein „Doppelpiano“ aus dem Pariser Musikinstrumenten-Museum, um der originalen Klangwelt des Werkes möglichst nahe zu kommen.

Musiker wie Hörer forderndes Programm

Für die Konzerte bei den Schwetzinger Festspielen am kommenden Wochenende hat sich Roth einmal mehr ein höchst interessantes, Musiker wie Hörer forderndes Programm einfallen lassen. Wobei er den 100. Geburtstag des großen ungarischen Komponisten György Ligeti im Mai des vergangenen Jahres zum Anlass einer Gegenüberstellung mit Mozart nimmt. Samstags erklingt das Violinkonzert Ligetis, danach Mozarts A-Dur Klavierkonzert KV 488 und dessen 40. Sinfonie g-moll KV 550, am Sonntag das Ligeti-Klavierkonzert im Kontrast zu Mozarts Violinkonzert G-Dur KV 216 und der „Haffner“-Sinfonie KV 385. Mit dabei sind für Ligeti der Pianist Jean-Frederic Neuburger sowie die Geigerin Isabelle Faust und Alexander Melnikov am Hammerflügel (Mozart A-Dur). Besonders diese beiden liegen künstlerisch auf der gleichen Wellenlänge wie Roth, Faust musizieren schon seit vielen Jahren teilweise auf Darmsaiten, Melnikov nutzt höchste unterschiedliche Instrumente gemäß der Entstehungszeit der von ihm gespielten Werke. Wobei der musikalische Radius von Isabelle Faust dem von Roth sehr ähnlich ist, spielt sie doch ebenso Bach wie Kurtag. Ihre geigerische Extraklasse unterstreicht ihre brandneue CD mit dem Violinkonzert von Benjamin Britten (Harmonia mundi HMM902668), hier sind ihr Jakub Hrusa und das Symphonieorchester es Bayerischen Rundfunks gleichgestimmt Partner. Die manuelle wie musikalische Souveränität, die Isabelle Faust bei Britten an den Tag legt, das Gestaltungsvermögen für dieses schwierige Werk macht diese Einspielung absolut empfehlenswert.

Info

„Les Siècles“ treten am Samstag , 4. Mai, 19.30 Uhr, und Sonntag, 5. Mai, 18 Uhr, mit Werken von Ligeti und Mozart bei den Schwetzinger Festspielen auf. www.schwetzinger-swr-festspiele.de

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