Speyer Grundton-D-Konzert zum Denkmaltag

 Quartett des NDR-Vokalensembles und Elbtonal Percussion in der Speyerer Gedächtniskirche.
Quartett des NDR-Vokalensembles und Elbtonal Percussion in der Speyerer Gedächtniskirche.

Außergewöhnliches war zum Abschluss des bundesweiten Denkmaltages in der Gedächtniskirche zu hören und zu sehen: Das Quartett des NDR-Vokalensembles und Elbtonal Percussion begeisterten unter dem Titel Voice’n’Rhythm“ das Publikum.

Ausgangspunkt für diese seltene Kooperation ist das Projekt „VoiceXchange“ der vier Hamburger Sängerinnen und Sänger, bei dem sie neue Partner suchen, den traditionellen Konzertsaal verlassen, klassische Musik neu interpretieren und damit auch ein jüngeres Publikum ansprechen. Elbtonal Percussion, bekannt durch ihre fulminanten Schlagwerk-Konzerte, ist dafür eine gute Wahl. Beide Ensembles haben am Sonntag bei „Voice’n’Rhythm“ ihr jeweiliges musikalisches Können spektakulär fusioniert. Ergebnis war eine innovative musikalische Reise durch alle Epochen, in der Klassisches und Zeitgenössisches – vom Schuhmann Lied, über ein Bach-Präludium, bis hin zu modernen Lied – und Percussion Kompositionen bearbeitet wurden.

Vermutlich hat die Kirche in ihrer 120-jährigen Geschichte noch nie so viele Schlagwerk-Instrumente gesehen. Der vordere Chorraum war gefüllt mit Trommeln, Becken. Glocken, Marimba und Vibrafon, japanischen Taiko-Drums, Gongs, einer von Matthias Kaul entwickelten „Green Tube“ und einer Sammlung zweckentfremdeter Alltagsgegenstände. Elbtonal hat die ganze Palette moderner Percussion-Instrumente in der Kirche aufgeboten, auf denen die virtuosen Schlagwerker aus Hamburg zusammen mit dem international erfolgreichen Vokalensemble ihren kreativen Crossover aus Klassik, Jazz und Weltmusik entwickelten.

Völlig neue Interpretationen

Das Zusammenwirken der beiden Ensembles im Kirchenraum kann nur als kongenial bezeichnet werden, wobei in den einzelnen Liedern zahlreiche Varianten in der Besetzung ausgelotet wurden: Solostimme mit vier Schlagwerkern, Singstimmen ohne Percussion, Vokalensemble mit einem Schlagwerker, Elbtonal alleine oder auch die komplette Besetzung beider Ensembles gemeinsam. So entstanden im Klangraum der Gedächtniskirche eindringliche und völlig neue Interpretationen von Clara Schumanns „Ich stand in dunklen Träumen“, Robert Schumanns „Im wunderschönen Monat Mai“ oder Gustav Mahlers „Der Tamboursg’sell“. Die urtümliche Kraft der Percussion-Instrumente zeigte sich in Beiträgen wie Stephan Krauses „Li“, einer zeitgenössischen Komposition für Schlagzeug und japanische Taiko Drums oder auch einem Händel-Medley, bei dem Marimba und Vibrafon zu den melodietragenden Instrumenten wurden. Wie weit die Verschmelzung beider Ensembles gehen kann, zeigte der letzte Beitrag des Konzertabends, der „Pseudo-Yoik“ des zeitgenössischen Komponisten Jaakko Mäntyjärvi, in dem die Gesangsstimmen neben ihrem Gesang durch Klatschen und Stampfen rhythmisierende Aufgaben übernahmen und auch die Schlagwerker ihre Komfortzone verließen, indem sie in den Gesang einstimmten. Alles in allem ein spektakulärer Konzertabend in der Gedächtniskirche, der von einem begeisterten Publikum dankbar aufgenommen wurde.

Erlös für Orgel der Dreifaltigkeitskirche

Die Benefizkonzerte der Reihe „Grundton D“ werden traditionell vom Deutschlandfunk und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ausgerichtet. Dahinter steht die Idee, Kulturdenkmäler mit Musik zu außergewöhnlichen Klangräumen zu machen und Musik- und Denkmalfreunde zusammenzubringen. Es ist längst gute Tradition, dass die bundesweite Eröffnung zu Denkmaltag durch ein Grundton-D-Konzert einen besonderen Abschluss findet.

Der Erlös des diesmal wird der Instandsetzung der Orgel in der Speyerer Dreifaltigkeitskirche zugutekommen. Wer am Sonntag in der Gedächtniskirche nicht dabei war, kann es im Radio nachhören: Der Deutschlandfunk hat es aufgezeichnet und wird es am Sonntag, 25. Januar 2025, ab 21.05 Uhr in der Sendereihe „Konzertdokument der Woche“ mit einem Bericht über den Aufführungsort ausstrahlen.

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