Speyer Kindermusical „Max und die Käsebande“ mit jungen Ensembles der Gedächtniskirche

Szene aus dem Musical „Max und die Käsebande“.
Szene aus dem Musical »Max und die Käsebande«.

„Das höchste Gut für mich ist meine Freiheit“: Im Theaterstück für Kinder „Max und die Käsebande“, am Wochenende aufgeführt von Kinderchor und Kurrende im Martin-Luther-King-Haus, werden demokratische Werte vermittelt.

Im Land Käsien, bekannt für seinen herausragenden Käsegeschmack, herrscht Aufruhr: Die Mäuse, allen voran Max (Paula Schlosser) und seine Käsebande, machen sich immer wieder dreist über die besten Käsesorten her – und deren gibt es in Käsien mehr als genug, denn man legt Wert auf Vielfalt und guten Geschmack. Die Polizei, bestehend aus Mäusebussard Waldemar (Clara Storm) und Kater Schnurr (Lorette Müller), kann gegen die schlauen Mäuse allerdings nicht viel ausrichten. Aber es kommt noch schlimmer! Yogi Joghurt (Elisabeth Beyer) und Rolly Harzer (Amalia Appelmann) rebellieren und sperren sowohl Prinzessin Mozzarella (Lisbeth Gresch) als auch ihren Vater König Kurt (Lotta Eitel) ein, und lassen Don Mascarpone (Selima Riehle) und dessen Arbeiterschaft für geringen Lohn übelschmeckenden Einheitskäse herstellen, der bald die ganze Welt überfluten soll. Diese prekäre Lage verlangt nach einem ungewöhnlichen Bündnis: Käsien und die Käse-Länder Holland, Frankreich, Schweiz und Italien wollen sich mit Max und seiner Käsebande verbünden, um das Land von den Putschisten und deren Diktatur zu befreien. Aber kann so ein Bündnis gutgehen?

Spannend und kurzweilig

Das Stück nach Texten von Peter Schindler, Babette Dietrich und Christoph Mohr mutet nicht nur wie eine auf die Bühne gebrachte neue Disney-Version an – es enthält kurze Texte und viele Lieder – sondern ist von den Theater spielenden Kindern und Jugendlichen für ihr kleines und großes Publikum mindestens genauso spannend und kurzweilig auf die Bühne gebracht worden. Gerade die Kleinen waren ganz gebannt von der Handlung. Aber nicht nur die spannende Handlung spricht für das Stück, sondern auch dessen Tiefgang. Denn wenn man genauer hinschaut, vermittelt es viele Botschaften, die nach wie vor aktuell sind: Ausbeutung und Profitgier nicht nur im industriellen Zeitalter sondern auch heute noch zum Beispiel. Das wird durch Yogi Joghurt und Rolli Harzer symbolisiert. Die beiden stehen für reinen Kapitalismus ohne soziale Marktwirtschaft, in der nur die Gewinnmaximierung und eben nicht Umwelt, Tier und Mensch zählen. Letztere sind für die Profitgier nur Mittel zum Zweck, weswegen sich die Arbeiterschaft unter Don Mascarpone zur Gründung einer Gewerkschaft entschließt, um bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen.

Guter Geschmack

Mit dem Motto des Käsekönigs „Vielfalt der Käsesorten“ ist natürlich zum einen die lebendige Vielfalt der Nahrungsmittel gemeint, die eine qualitativ gute und genussvolle Ernährung sicherstellt. „Es lebe der gute Geschmack!“, „Käse international“ und „Auf die Liebe zu vielfältigem Geschmack!“ heißt es im Stück. Dagegen der billige, stinkende „Einheitskäse“: „Der liegt im Magen wie Beton“, „fader, öder Einheitsbrei“, „Einheitskäse ist doch alles Käse“ oder „Einheitsbrei, der größte Graus“ verdeutlichen die Tricks der Lebensmittelindustrie mit hochverarbeiteten, ungesunden Lebensmitteln, die auf Einheitsgeschmack getrimmt werden. Aber dahinter steckt noch ein Apell, nämlich der für Vielfalt im Allgemeinen. Die Natur ist unendlich vielfältig, so auch ihre Pflanzen, Tiere und selbstverständlich die Menschen. Vielfalt ist natürlich. Monokultur, Normativität, Rassenwahn, Speziesismus und Einheitsbrei nicht - sie schaden letztlich der Natur und damit auch dem Menschen. Kein Wunder, dass Max feststellt: „Ihr wollt keinen Einheitskäse und wir auch nicht!“

Und ist das ungewöhnliche Bündnis von Käsien mit den Mäusen nicht auch ein deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl an Politik und Wirtschaft, endlich in die Puschen zu kommen, um die Ecke zu denken und ungewöhnliche, aber letztlich ganzheitliche Wege zu beschreiten, um den Krisen dieser Zeit – wie Klimakatastrophe, Pandemien, zunehmender Extremismus, Diktaturen, Kriege - Einhalt zu gebieten? „Die Tyrannei ist nun vorbei“ – wenn „Mann und Maus zusammenstehen“.

Szene aus dem Musical „Max und die Käsebande“.
Szene aus dem Musical »Max und die Käsebande«.
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