Speyer Musik im Mai im Dom

Das Gnadenbild der Muttergottes im Speyerer Dom bei Nacht.
Das Gnadenbild der Muttergottes im Speyerer Dom bei Nacht.

Im Mittelalter gehörte der Speyerer Dom zu den bedeutendsten Marienwallfahrtsorten des Reiches. Das wundertätige Gnadenbild, Ziel zahlreicher Pilger, wurde 1794 von französischen Revolutionären vor dem Dom zerstört. Nur ein Füßchen des Jesuskindes konnte gerettet werden und ist heute im Dom- und Diözesanmuseum zu sehen. Papst Pius XI. schenkte dem Dom 1930 zur Feier der Domgründung vor 900 Jahren ein neues Gnadenbild, vor dem heute noch täglich zahlreiche Kerzen entzündet werden. Zu den größeren und bekannteren Marienkirchen im Bistum gehören die Wallfahrtskirche Maria Schutz Kaiserslautern, die Wallfahrtskirche Oggersheim sowie das Wallfahrtskloster Blieskastel. Ein besonderer Ort der Marienverehrung ist der auch der Wallfahrtsort Maria Rosenberg bei Waldfischbach.

Im Speyerer Dom finden im Marienmonat an jedem Samstag um 18 Uhr unter dem Titel „Halte.Punkt.Maria“ Maiandachten mit besonderer musikalischer Gestaltung statt.

Auftakt mit dem Bischof

Die Andachten beginnen am 6. Mai unter der liturgischen Leitung von Bischof Karl-Heinz Wiesemann. Die musikalische Gestaltung übernehmen der Domchor, die Sopranistin Anabelle Hund und das Domorchester. Es erklingt das Magnificat für Sopran, Chor, Kammerorchester und Orgel des zeitgenössischen englischen Komponisten John Rutter aus dem Jahre 1990. Der Komponist fühlte sich inspiriert von „jubilant celebrations of Mary in Hispanic cultures“ (fröhlichen Marienfesten in lateinamerikanischen Kulturen) und legte das Werk als mehrsätziges Werk an. Zusätzlich zum liturgischen lateinischen Text des Lobgesang Mariens wählte Rutter ein englisches Gedicht des 15. Jahrhunderts, das Maria mit einer Rose vergleicht. Das Stück ist seit seiner Uraufführung in der New Yorker Carnegie Hall sehr populär und zählt zu den herausragenden Werken der zeitgenössischen Kirchenmusik.

Am Samstag, 13. Mai, singt wieder die Sopranistin Annemarie Pfahler, die zuletzt beim Passionskonzert begeisterte. Begleitet von einem Instrumentalensemble singt sie eine Magnificat-Kantate von Georg Melchior Hoffmann „Meine Seele erhebt den Herren“.

Die Altistin Susanne Scheffel gestaltet gemeinsam mit dem Organisten Adrian Brech die Marienandacht am Samstag, 20. Mai 2023 mit Werken für Singstimme und Orgel von Felix Mendelssohn Bartholdy, César Franck und Josef Gabriel Rheinberger.

Gregorianik zum Abschluss

Den Abschluss der Reihe „Halte.Punkt.Maria“ bildet die Andacht am 27. Mai. Diese wird mit Gregorianischem Choral und deutschen Wechselgesängen gestaltet. Die Frauenschola MusicaInSpira singt unter der Leitung von Monika Keggenhoff, der Zweite Domorganist Christoph Keggenhoff spielt die Orgel.

Schon im frühen Christentum wurde der Mutter Jesu eine besondere Verehrung zuteil, weil sie im Besonderen die menschliche Seite des Glaubens verkörperte. Etwa seit dem 17. Jahrhundert wird in der katholischen Kirche den ganzen Mai über Maria täglich besonders verehrt. Die Gottesmutter wird in der christlichen Spiritualität als Sinnbild für die lebensbejahende Kraft des Frühlings verstanden. Die Mariensymbolik des Mai ergibt sich aus dem Aufblühen der Natur in dieser Zeit. Maria gilt in der katholischen Spiritualität die als „die erste und schönste Blüte der Erlösung“, weshalb sie häufig mit zahlreichen Blumen dargestellt ist.

Schon im Mittelalter wurden Maifeste heidnischen Ursprungs christlich umgedeutet. Im Laufe der Zeit kristallisierte sich die marianische Prägung dieser Feste heraus. Die Form der Maiandachten ging von der italienischen Stadt Ferrara aus. Dort, in der Kirche der Kamillianer, wurden 1784 erstmals öffentlich Maiandachten abgehalten. Von Italien aus verbreitete sich die Maiandacht schließlich nach Frankreich und in andere europäische Länder. Die Blütezeit der Maiandacht war zwischen 1850 und 1950.

Marianische Musik

In der Musik gibt es in einer nahezu unüberschaubaren Vielzahl Vertonungen der zentralen lateinischen Texte der Marienverehrung: Die marianischen Antiphonen Salve Regina, Regina Coeli, Ave Regina coelorum, Alma Redemptoris Mater, Sub tuum praesidium, Ave Maria und das Stabat Mater, das Magnificat und die Lauretanische Litanei sind die wichtigsten, auch Liebesgedichte aus dem Hohen Lied wurden auf Maria hin interpretiert. Nahezu alle katholischen Komponisten haben Kompositionen zu Ehren der Muttergottes geschaffen, im evangelischen Kontext finden sich vor allem Vertonungen des Lobgesang Mariens, etwa von Schütz und Bach. Auch außerhalb des Gottesdienstes spielt die Marienverehrung in der Musik eine Rolle. Die bekanntesten Beispiele sind die berühmten Ave-Maria-Kompositionen von Franz Schubert und Charles Gounod. Ein Beispiel aus neuerer Zeit sind die beiden Vertonungen von Rilkes Gedichtzyklus „Das Marienleben“ durch Paul Hindemith.

Mehr Musik im Mai

Neben den genannten Musikprogrammen zu den Maiandachten und der Gestaltung von Gottesdiensten gibt es bei der Dommusik auch zwei Konzerte im Mai.

Am Mittwoch, 17. Mai, dem Tag vor Christi Himmelfahrt, spielt beim Orgelzyklus Jaroslav Tuma aus Prag Werke von Bach, Michna, Reger, Tuma, Wiedermann und anderen. Karten in der Dom-Info und unter www.reservix.de.

„O Clap Your Hands“ heißt es dann am Donnerstag, 25. Mai, um 19 Uhr im Dom zu Speyer. Mädchenchöre begegnen sich hier bei Chormusik für gleiche Stimmen aus Renaissance, Romantik und Moderne. Es singen die Schulchöre des Edith-Stein-Gymnasiums Speyer unter der Leitung von Dieter Hauß und Dagmar Wolf-Hauß sowie der Nachwuchs-, Aufbau- und Konzertchor des Mädchenchores am Dom zu Speyer unter Leitung von Markus Melchiori. Joachim Weller spielt Klavier und Orgel. Eintritt ist frei. Um eine Spende wird gebeten.

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