Speyer Nach Angriff der Hamas: Entsetzen und Trauer in Jüdischer Kultusgemeinde Rheinpfalz

Am Stadthaus: israelische neben ukrainischer Flagge.
Am Stadthaus: israelische neben ukrainischer Flagge.

Nach dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel sind die Auswirkungen des neuen Kriegs im Nahen Osten auch in der Domstadt spürbar. Es herrsche Entsetzen und große Trauer in der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz mit Sitz in Speyer, sagte Geschäftsführerin Marina Nikiforova. Dazu kommen Sorgen um die israelische Partnerstadt Yavne.

Sie persönlich fühle sich in Speyer „eigentlich“ nicht bedroht, sagte Nikiforova: „Aber ich bin auch kein ängstlicher Mensch.“ Andere der rund 650 Mitglieder der Jüdischen Kultusgemeinde – davon mehr als 70 in Speyer – hegten hingegen die Befürchtung, dass Juden und jüdische Einrichtungen auch hierzulande angegriffen werden könnten.

Ihre Familie sowie Gemeindemitglieder hätten darauf gedrängt, dass Nikiforova zu ihren Sprechstunden Polizeischutz anfordere. Momentan würden zudem jüdische Versammlungsstätten in Speyer, Ludwigshafen und Kaiserslautern stärker als bisher überwacht. Ohnehin stehe man „in ständigem Kontakt“ mit der Polizei. Denn bei Veranstaltungen in der Synagoge Beith Shalom am Speyerer Weidenberg zeige die Polizei stets Präsenz. Es werde „immer wieder“ nach dem Rechten gesehen.

Wie eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Rheinpfalz auf Anfrage mitteilte, würden die Sicherheitsmaßnahmen laufend angepasst. Um dem vermehrten Schutzbedürfnis der jüdischen Gemeinde Rechnung zu tragen, werde die Polizei nun wohl häufiger als bisher deren Einrichtungen in den Blick nehmen.

Stadt hisst israelische Flagge

In der Jüdischen Kultusgemeinde herrsche tiefe Trauer über die Geschehnisse in Israel. Dazu komme die Sorge um geliebte Menschen. „Jeder von uns hat Verwandte und Freunde dort“, sagt Nikiforova. Beispielsweise lebe ihr Cousin mit seiner Familie im Heiligen Land. Ihnen gehe es den Umständen entsprechend gut. Auch habe sie noch von keinem Mitglied der Kultusgemeinde gehört, dass Angehörige unter den Opfern des Angriffs seien. Doch sei die Lage unübersichtlich. Ihrem Cousin habe sie angeboten, zu ihr nach Deutschland zu kommen, doch er wolle in seiner Heimat bleiben.

Die Stadtverwaltung hat am Montag als Zeichen der Solidarität die israelische Flagge am Stadthaus gehisst. Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD) zeigte sich „tief erschüttert“. Sie betonte: „Antisemitismus hat in Speyer keinen Platz.“ Bürgermeisterin und Kulturdezernentin Monika Kabs (CDU) steht mit dem Freundeskreis Yavne in Kontakt. Sie berichtet von einer „verheerenden“ Lage in Israel. Die Partnerstadt Yavne sei im Notstand, aber wohl nicht direkt von Angriffen betroffen. Kabs: „Zwar sind in dieser Stadt Trümmerteile heruntergekommen, allerdings hat es glücklicherweise keine Verletzten gegeben.“

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