Speyer Postplatz: Ein Projekt, das Bürger grübeln lässt

Redaktion vor Ort: Patrick Seiler (links) und Stefan Heimerl im Gespräch mit Leserinnen.
Redaktion vor Ort: Patrick Seiler (links) und Stefan Heimerl im Gespräch mit Leserinnen.

Die Umgestaltung des Postplatzes und der damit verbundene Verkehrsversuch in der Gilgenstraße werden ein großes politisches Thema der kommenden Jahre. Wie gut, dass die „Redaktion vor Ort“ der RHEINPFALZ am Dienstag genau am Postplatz gastierte und ein Stimmungsbild zum Veränderungsbedarf erhalten konnte.

Michael Fritzsche aus Speyer lacht, als er am Stand der Lokalredaktion neben dem Postgalerie-Eingang auf die Umgestaltung des Postplatzes angesprochen wird. Aber eigentlich sei er ärgerlich, weil es nach seiner Auffassung nicht vorangeht, sagt er: „Ich bin skeptisch, dass sich da etwas tut“, sagt er. „Das wird der Berliner Flughafen in Speyer.“ In diesem Zusammenhang wünsche er sich „Akkordarbeit in Amtsstuben“ und dass in der Politik nicht immer gesagt werde: „Die anderen waren es.“ Dass der Platz freundlicher gestaltet werden müsse, sei unstrittig, meint Fritzsche: „Besser als jetzt geht es auf jeden Fall.“ Vom geplanten Verkehrsversuch bis 2024 ist er wenig angetan: „Das wird wieder ein langes Hickhack.“ Wichtig wäre ihm jedoch, dass der Busverkehr weiter über die Maximilianstraße fließt.

Der Ur-Speyerer Axel Elfert outet sich als Fußgängerzonen-Fan – gerne auch an der Durchfahrtsstraße neben dem Platz, „wenn da nicht die Frage der Verkehrsverlagerung wäre“. Eine Patentlösung habe er auch nicht, würde sich aber freuen, wenn der Platz stärker als heute zur „Kulturzone“ und zum Treffpunkt würde. Seine Prognose zum Gesamtprojekt: „Das wird noch ein längeres, für die Stadt sehr teures Thema.“

Erinnerung an Apfelbäumchen

Bei Elferts Appell für mehr Aufenthaltsqualität könnte Birgit Hoffmann-Jaberg einhaken. Sie erinnere sich an die Zeit, als an der Stelle des heutigen Ex-Brezelhäuschens ein Apfelbäumchen stand: „Das wäre heute groß und mit Bänken darunter richtig beliebt.“ Überhaupt, das Brezelhaus. „Es war das teuerste der Welt“, sagen Axel Elfert und Roland Kern und blicken kritisch hinüber. Mit Kern macht ein früherer städtischer Beigeordneter und OB-Kandidat bei der „Redaktion vor Ort“ Station. Er habe die ganzen Debatten mitbekommen. Eine Sperrung der Gilgenstraße für Durchgangsverkehr würde anderen Stadtteilen große Probleme bereiten, meint er. Die optimale Lösung kenne auch er nicht. Umso entschiedener ist er dafür bei seinem Vorschlag für den Bereich vom Postplatz bis zum Dom: „Hier fehlen Bänke und Bäume.“ Wenn stets gesagt würde, dass sich nichts verändern dürfe, wäre Speyer noch im Mittelalter und auf Plumpsklos angewiesen, fügt er hinzu. Norbert Hauck blickt über den Postplatz und grübelt: Aufwertung ja, dann aber bitte fahrradfreundlich und nicht mit Diffamierung der geparkten Gefährte als „Blechhaufen“, wie kürzlich geschehen! Aber wie genau? „Das weiß ich auch nicht.“

Die Dudenhofenerin Christiane Grimm fährt täglich mit ihrem Fahrrad in die Speyerer Innenstadt zur Arbeit. „Ich find’ diese Ecke am beschwerlichsten“, sagt sie und deutet auf den Postplatz. Es seien sehr viele Autos unterwegs, der Platz sei für sie unübersichtlich. In der Gilgenstraße sei es schwer auf die andere Seite zu gelangen, weil der Verkehr so dicht ist. Auch wenn sie die Details zu den Plänen des Postplatz-Umbaus nicht kenne, hält sie es „für ein gutes Projekt“, den Verkehr in diesem Bereich zumindest etwas zu beruhigen. Werner Christoph wünscht sich „auf jeden Fall eine Aufwertung des Platzes. Er gibt heute ein chaotisches Bild ab.“ Ob eine Sperrung der Gilgenstraße sinnvoll sein könnte, vermöge er aber nicht zu beurteilen.

„Die Idee ist unmöglich“

Eine Innenstadt-Bewohnerin hat eine klare Meinung, will aber ihren Namen nicht lesen: Sie sei skeptisch, ob die Meinung der Bürger trotz von der Stadt angekündigter Dialogveranstaltung am Ende wirklich zähle. Die Bürger müssten ernsthaft einbezogen werden. „Die Idee ist unmöglich“, kommentiert sie eines der möglichen Szenarios, die Gilgenstraße für motorisierten Durchgangsverkehr komplett zu sperren. „Das belastet dann die anderen Straßen umso mehr.“ Den Postplatz an sich hält sie im jetzigen Zustand für „unattraktiv und schlecht genutzt.“

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