Speyer Theaterstück „Die autonome Republik“

Teilen sich die vielen Rollen in dem Stück: Angela Pfenninger und Bernhard Weller.
Teilen sich die vielen Rollen in dem Stück: Angela Pfenninger und Bernhard Weller.

Die Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz bot im Alten Stadtsaal eine Aufführung des Stücks „Die autonome Republik“ von Tino Leo und Angela Pfenninger, die zusammen mit Bernhard Weller auf der Bühne stand. Thema ist die Geschichte des pfälzischen Separatismus vor 100 Jahren.

Theater und historische Wirklichkeit waren an diesem Abend ganz nah beieinander – und das ganz räumlich konkret: Führte nach der Vorstellung des Stücks „Die autonome Republik“ der Weg aus dem Alten Stadtsaal durch die Ludwigstraße, so ging es an einem Originalschauplatz der Geschehnisse von vor 100 Jahren vorbei, am Wittelsbacher Hof als dem Ort des Attentats auf den Separatistenführer Heinz-Orbis. Dieses jährte sich in der vergangenen Woche zum 100. Mal. Da war die Aufführung des von Angela Pfenninger und Tino Leo geschriebenen Stücks in Speyer folgerichtig.

In Pirmasens war diese Produktion schon im November zu sehen gewesen. Dort ist erst am 12. Februar 2024 der 100. Jahrestag des Sturms auf das Bezirksamt, der ja das Ende der separatistischen Bestrebungen in der Pfalz bedeutete.

Spannende Szenenfolge

Schon in Pirmasens wurde die Produktion mit großem Beifall bedacht. In Speyer war es nicht anders. Mit Recht. Tino Leo als Autor und Regisseur, Angela Pfenninger als Autorin und Schauspielerin und Bernhard Weller als Schauspieler ist hier eine überaus eindringliche theatralische Vergegenwärtigung eines nicht unwichtigen Aspekts der pfälzischen Geschichte gelungen, das nicht nur durch die erwähnten Jahrestage wieder stärker ins Bewusstsein gekommen ist. Der Umgang mit dem höchst problematischen Denkmal für zwei der umgekommenen Attentäter vom 9. Januar 1924 auf dem Speyerer Friedhof ist ja schon seit einiger Zeit ein Thema der Stadtpolitik.

Das Stück „Die autonome Republik“ hat viele sehr positive Dimensionen: Es ist eine spannende Szenenfolge, die fern von akademischer Trockenheit lebendige Schlaglichter auf die pfälzische Geschichte in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wirft. Es ist ein Stück, das politische und gesellschaftliche Ereignisse in persönlichen Begegnungen und Reflexionen spiegelt – und eines, das Menschen, die von den Ereignissen in jener Zeit betroffen sind, in ihren Reaktionen darauf und in ihren Emotionen vorstellt.

Viele Aspekte werden angesprochen

Viele Aspekte werden dabei angesprochen, wobei der Text nirgends vordergründig, einseitig oder karikierend ist. Der damals aufkommende Rechtsradikalismus wird deutlich angesprochen, die Motivation der Separatisten wird nachvollziehbar – und auch die Ambitionen der Siegermächte, die das Leben in der Pfalz und im Rheinland beeinflussten, werden angesprochen. Es gibt eine ganze Menge zu lernen in dieser Stunde über ein historisches Kapitel, das ja lange wenig bekannt und durchdacht wurde. Zum Nachdenken regt das Stück in nicht geringem Maße an und liefert deshalb einen wichtigen Beitrag zur Auseinandersetzung mit dem Thema.

„Die autonome Republik“ bietet aber auch packendes Theater – und dafür stehen in der konsequenten Regie von Tino Leo die beiden vorzüglichen Akteure, die in ihren unterschiedlichen Rollen immer mit starker Präsenz und großer Überzeugungskraft spielen.

Einige Szenen sind sehr direkt und bringen Situationen auf den Punkt, in anderen wirkt eine schlüssige Dramaturgie, die etwa in Gestalt einer Reportage oder über Pressezitate das historische Geschehen von vor 100 Jahren vermittelt.

Spürbar beeindruckt

Die rund 120 Besucherinnen und Besucher im voll besetzten Alten Stadtsaal waren spürbar beeindruckt und hatten im Anschluss an die Vorstellung auch die Chance zum Austausch mit den Machern und Veranstaltern dieser wichtigen Theateraufführung nahe – wie eingangs gesagt – eines geschichtlichen Ortes.

Die Aufführung in Speyer war keine Veranstaltung der Stadt, sondern eine der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, die das verdienstvolle Projekt wesentlich gefördert hat. Es sind auch Vorstellungen in Schulen möglich – und auch in Orbis, der nordpfälzischen Heimat von Franz Joseph Heinz, wäre eine Aufführung natürlich naheliegend.

Info

Der großen Nachfrage wegen ist am Samstag, 17. Februar, eine zweite Vorstellung im Alten Stadtsaal in Speyer. Reservierung unter www.tinoleo.de. Der Eintritt ist frei.

Info auch https://www.lpb.rlp.de/

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