Speyer Universität: Wo der „Geist von Speyer“ spukt

Absolvent der Uni Speyer: Peter Altmaier kommt zum Vortrag.
Absolvent der Uni Speyer: Peter Altmaier kommt zum Vortrag.

Rund 330 Studenten hat die Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften, fast alle wohnen während der Semester in Speyer. Doch vom regen Hochschulleben ist in der Stadt wenig zu spüren. Das soll sich ändern, unter anderem durch den Vortrag einer gewichtigen Persönlichkeit.

Speyer ist zwar eine Uni-Stadt, doch keine Studentenstadt. Was nicht daran liegt, dass es keine Studierenden geben würde, rund 330 sind derzeit an der Universität für Verwaltungswissenschaften eingeschrieben. Allerdings werden sie anders bezeichnet. „Wir nennen uns Hörerinnen und Hörer“, sagt Philip Erdmann. Der 27-Jährige ist Sprecher und somit oberster Repräsentant der Hörerschaft, also der Gemeinschaft aller Hörenden an der Speyerer Uni, die ja auch ihrerseits eine besondere Einrichtung ist.

Getragen von den 16 Ländern und dem Bund, dient die föderale Hochschule der Weiterbildung von Verwaltungsexperten, die bereits andernorts ein Studium absolviert haben, meist der Verwaltungs- oder der Rechtswissenschaft. Wer als Student, pardon: Hörer, nach Speyer kommt, hat also bereits ein Stück akademische Laufbahn hinter sich – und gehört zugleich zu den Besten seiner Fachrichtung, wie Erdmanns Stellvertreter Maurice Fritz (25) betont. Daher rührt auch Speyers Ruf als verwaltungstechnische „Kaderschmiede“.

Sprecher der Studis: Philip Erdmann (links) und Maurice Fritz.
Sprecher der Studis: Philip Erdmann (links) und Maurice Fritz.

Die Hörenden blieben oft nur für wenige Semester vor Ort, diese seien jedoch intensiv, berichtet Erdmann. Der Unterricht erstrecke sich oft aufs Wochenende, weil viele Dozenten aus der Praxis kämen und eben nur dann Zeit hätten, sagt Erdmann. Was für die Lernenden zweierlei bedeute: Erstens, „dass wir froh sind, wenn wir wenigstens an Weihnachten mal ein paar Tage Zeit haben, um nach Hause zu fahren“. Und dass die Hörerschaft sehr schnell zusammenwachse, „fast wie eine Familie“, ergänzt Fritz. Dabei entstünden Bindungen und Netzwerke, die fortdauern: „Es ist immer wieder die Rede vom ,Geist vom Speyer’, der hier an der Uni herrscht.“

Große Fluktuation bei den Studenten

Diesen „Geist“ in die Stadtgesellschaft zu tragen, erweist sich indes aufgrund der Abgeschlossenheit des Campuslebens als schwierig. Da jedes Semester etwa die Hälfte der „Studis“ ausgetauscht werde, gebe es wenig personelle Kontinuität, räumen die beiden Hörerschaft-Sprecher ein. Die jeweils neu gewählten Mitglieder der Studi-Vertretung müssten auf diese Weise die Beziehungen zur Stadt und deren Menschen jeweils wieder neu aufbauen. Nun arbeite man jedoch an einer Art Handreichung für die Nachfolger mit den wichtigsten Infos.

So will der Verwaltungsnachwuchs eine gewisse Verstetigung von Initiativen erreichen, die in die Stadtgesellschaft hineinwirken, wie einen jährlichen Blutspende-Tag sowie eine Typisierungsaktion für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Angestoßen von der Hochschulseelsorge habe die Hörerschaft Kekse gebacken und zugunsten des Frauenhauses und der Aktion „MahlZeit“ auf dem Campus verkauft. Ein Höhepunkt sei die Teilnahme am Brezelfestumzug gewesen: Die Leute hätten zweimal hingeschaut, „was das für eine Gruppe ist“, erinnert sich Erdmann.

Peter Altmaier zu Gast

Um den Austausch mit der Öffentlichkeit zu fördern, bemühen sich die jungen Verwaltungsspezialisten, ehemalige Absolventen der Uni für Vorträge nach Speyer zu holen. Für Mittwoch, 25. Januar, 19.30 Uhr, hat sich CDU-Politiker Peter Altmaier angekündigt. Der langjährige Vertraute von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Ex-Bundesumwelt- und Bundeswirtschaftsminister und Chef des Kanzleramtes wird zu „Transformation der Verwaltung“ sprechen und aus der Praxis berichten.

Überhaupt spiele die Praxis eine große Rolle an der Speyerer Uni. Alles sei sehr anwendungsorientiert, „das Denken hier ist ein ganz anderes als im Jura-Studium“, sagt Erdmann. Hier könne man sich selbst Themen aussuchen, Lösungswege aufzeigen, es werde viel diskutiert, Kommunikation und soziale Kompetenzen würden gefördert. „Das macht Speyer so besonders“, betont auch Fritz. Daher sei die Uni auch so ein Magnet für Studis aus dem ganzen Bundesgebiet.

Natürlich sei auch die Stadt selbst attraktiv, ansehnlich, überschaubar, heimelig, mit einem großen Angebot an Gastronomie, Kultur und Freizeitmöglichkeiten – sofern man freie Zeit hat. „Die meisten sind ja nicht so lange da“, sagt Erdmann, da sei das Programm an der Uni schon knackig. Aber nicht so eng getaktet, dass nicht doch Platz zum Feiern bliebe. Das Motto für den Semester-Abschlussball am Freitag, 27. Januar: Casino Royale. Gepokert werde dann auch. Aber nur zum Spaß. Glücksspiel ist schließlich streng reguliert.

Termin

Vortragsabend mit Ex-Bundesminister

Peter Altmaier (CDU), Mittwoch, 25. Januar, 19.30 Uhr, Aula der Universität, danach Diskussion. Eintritt frei.

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