Zweibrücken 30 Jahre SPD-Geschäftsführer: Was „de Carlos“ jetzt vorhat

16. Mai 2015: Carlos Pendon-Reyes (vorne links) gratuliert seinem engen Freund Kurt Pirmann zum 60. Geburtstag.
16. Mai 2015: Carlos Pendon-Reyes (vorne links) gratuliert seinem engen Freund Kurt Pirmann zum 60. Geburtstag.

Er ist ein „spanischer Pfälzer“. In Andalusien geboren, lebt Carlos Pendon-Reyes seit Kindesbeinen in Zweibrücken. Er ist Sozialdemokrat, Gewerkschafter und Menschenfreund.

Beim Unterbezirksparteitag am Wochenende in Hornbach hat die SPD Pirmasens-Zweibrücken ihren langjährigen Geschäftsführer Carlos Pendon-Reyes in den Ruhestand verabschiedet. Von seinen Freunden schlicht „de Carlos“ genannt, hängt Pendon-Reyes nach 30 Jahren seinen Beruf als Partei-Geschäftsführer an den Nagel. Sein Nachfolger ist der Kaiserslauterer SPD-Stadtvorsitzende und Gewerkschaftssekretär Marcel Schulz.

Sein Vater hatte einst den dreijährigen Carlos, die beiden Geschwister und die Mutter aus dem spanischen Geburtsort Málaga nach Zweibrücken nachgeholt: Dort war der Papa 1963 als Gastarbeiter von der Firma Dingler angeworben worden, die dringend Verstärkung bei ihren Elektroschweißern brauchte. Heute bezeichnet sich Carlos Pendon-Reyes längst als „spanischer Pfälzer“. 1988, vor dem Wahlkampf für die erste seiner drei Legislaturperioden im Zweibrücker Stadtrat, hat er den Pass aus seinem Geburtsland gegen den deutschen eingetauscht.

„Die Verantwortung für alles“

„In der Grundschule galten wir als exotisch und ziemlich interessant“, erzählt Pendon-Reyes, dass er als Kind in der Südwestpfalz sehr freundlich aufgenommen worden sei. Mit Ausländerfeindlichkeit habe es seine Familie nie zu tun bekommen. Gleichwohl war der Neuanfang in einem fremden Land schwer. „Am ersten Schultag musste ich dringend auf die Toilette, konnte das aber auf Deutsch noch nicht sagen.“

Die Sprachprobleme hat der kleine Carlos rasch überwunden. Freunde fand er als Eishockeyspieler beim HCZ; als Leichtathlet brachte er es zum Zweibrücker Jugendstadtmeister im Dreikampf. Seine Mitschüler wählten ihn zum Klassensprecher und zum allerersten Schulsprecher in der Geschichte der Hauptschule Mitte.

„Als ich 14 war, sagte mein Lehrer zu uns Schülern, dass wir ,bald die Verantwortung für alles’ haben würden“, erinnert sich der Zweibrücker: „Diesen Satz habe ich nie vergessen.“ Und so engagierte sich der Enkel eines sozialistischen Antifaschisten, der im Spanischen Bürgerkrieg gegen Franco gekämpft hatte, seit Antritt seiner Maschinenschlosser-Lehre bei Dingler als Gewerkschafter bei der IG Metall. Später, in den 80ern bei John Deere, wirkte er im Betriebsrat. Seit 1983 SPD-Mitglied, hatte er in Zweibrücken zehn Jahre lang den Vorsitz bei den Jusos inne; vier Jahre zudem auch im Juso-Unterbezirk.

Mulmiges Gefühl bei Kurt Beck

In der SPD gut vernetzt, wurde Carlos Pendon-Reyes 1993 von Hans Otto Streuber darauf aufmerksam gemacht, dass die Stelle als hauptamtlicher Parteigeschäftsführer für den SPD-Unterbezirk Pirmasens-Zweibrücken neu zu besetzen sei. „Das wär’ doch was für dich“, sagte der Zweibrücker Oberbürgermeister zu seinem Parteifreund. Noch gut erinnert sich der heute 63-Jährige „an das mulmige Gefühl, als ich zum Vorstellungsgespräch bei SPD-Größen wie Kurt Beck und der Kulturministerin Rose Götte antreten musste“. Als Geschäftsführer in der Südwestpfalz trat Pendon-Reyes die Nachfolge seines engen Freundes Kurt Pirmann an. 2006 übernahm er zudem die Geschäftsführung des Unterbezirks Donnersbergkreis. Seit 2010 war Carlos Pendon-Reyes für die gesamte Westpfalz zuständig: Von der SPD-Geschäftsstelle in Kaiserslautern aus liefen bei ihm die organisatorischen Fäden für die Sozialdemokraten in Stadt und Kreis Kaiserslautern, in Zweibrücken und Pirmasens sowie in den Landkreisen Donnersberg, Kusel und Südwestpfalz zusammen.

Um die lange Ämterliste komplett zu machen: Zwölf Jahre lang hatte Carlos Pendon-Reyes als Vorsitzender an der Spitze des Betriebsrats für die SPD-Angestellten in ganz Rheinland-Pfalz gestanden.

„Kurt Pirmann hatte mir 1994 gesagt, dass ich den Geschäftsführer allerhöchstens zehn Jahre lang machen soll – ,sonst machst du dich kaputt’“, gesteht der Neu-Rentner, dass nicht zuletzt seine Ehefrau Angelika heilfroh ist, „dass mit all dem jetzt wirklich Schluss ist. Auch wenn am Ende dann doch 30 Jahre daraus geworden sind.“ Denn „dieser Job ist Hochleistungssport“, berichtet Pendon-Reyes von ständigen zwölf- und noch mehrstündigen Arbeitstagen, von vielen, vielen Wochenend- und Abendterminen. „Schon als wir beide noch bei den Jusos waren, habe ich mich mit Angelika mal darüber unterhalten, dass wir eigentlich nie die Zeit haben, um mal ins Schwimmbad zu gehen.“

Sein ganz privater Jakobsweg

Das soll sich jetzt ändern. Schließlich sind es nicht zuletzt gesundheitliche Gründe, die den „spanischen Pfälzer“ jetzt zum Aufhören veranlasst haben. „Ich möchte jetzt endlich all das machen, das zuhause so lange liegengeblieben ist“, möchte der gelernte Maschinenbau-Meister seine Schrauber-Kenntnisse nun auch daheim wieder mehr zur Geltung bringen – zum Beispiel an seinem Motorrad, einer schwergewichtigen Yamaha FJR 1300. „Außerdem koche ich für mein Leben gern und liebe Wein – das sieht man mir ja auch an“, bemerkt Pendon-Reyes augenzwinkernd. Fest hat sich der Vater einer erwachsenen Tochter vorgenommen, sich der Familie und dem Freundeskreis jetzt endlich so ausgiebig zu widmen, wie er sich das schon immer gewünscht hat. „Ich liebe das Reisen, auch in die nähere Umgebung in der Pfalz und in Lothringen. Und neuerdings sieht man mich vermehrt auf Musikveranstaltungen in Zweibrücken, Pirmasens und Homburg. Das hatte ich alles so lange vermisst.“

Einen ganz besonderen Vorsatz will er möglichst bald in die Wirklichkeit umsetzen: „Sehr gerne möchte ich mal mit meinem Motorrad bis nach Málaga fahren. Nicht über die Autobahn, sondern auf Landstraßen. Dann fahre ich dort vor dem Krankenhaus vor, in dem ich 1960 geboren wurde. Für so eine Tour muss man natürlich sehr viel Zeit einplanen. Das wäre dann mein ganz privater Jakobsweg.“

Carlos Pendon-Reyes heute.
Carlos Pendon-Reyes heute.
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