Wochenend-Meinung Dass Tadano Entlassungen ankündigt und weiterhin vollen Einsatz fordert, ist zynisch

Im Werk Wallerscheid sollen die Lichter ausgehen.
Im Werk Wallerscheid sollen die Lichter ausgehen.

Was für eine miese Woche für die Beschäftigten des größten Zweibrücker Arbeitgebers! Auch wenn hinter vorgehaltener Hand schon lange über mögliche Schreckensszenarien geredet wurde, war es für die Betroffenen doch ein Schlag in Magengrube, dass aus den Ängsten nun Realität wurde. Tadano Demag will über 400 Stellen streichen und mit dem Wallerscheid ein komplettes Werk dichtmachen – eine sehr harte Maßnahme, ungerechtfertigt hart, glaubt man jenen, die seit Jahren und Jahrzehnten dort arbeiten.

Sie sagen: Der Kahlschlag ist überhaupt nicht alternativlos, wie das Management behauptet. Sie sagen: Das Ganze ist geschäftspolitisch gewollt, sonst nichts, die Zweibrücker Standorte seien wettbewerbsfähig, keine Auslaufmodelle. Krane würden nach wie vor fast überall auf der Welt gebraucht, von einer nachlassenden Nachfrage könne keine Rede sein. Nur von Missmanagement, schlechten Beratern und Ideen, die von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen seien. Vor dem als Rettung gepriesenen One-Tadano-Konzept – Kran-Unterbau in Lauf, Oberbau und Montage in Zweibrücken – hatten etliche gewarnt. Es muss sehr bitter für sie sein, all dem zusehen zu müssen, ohne etwas tun zu können.

Etwas über ein Jahr ist es her, dass der neue Geschäftsführer nach Zweibrücken kam. Er sprach von gut gefüllten Auftragsbüchern und dass 2023 das letzte Verlustjahr werden sollte. 2024 werde man dann wieder Gewinn machen. Sogar von einer eventuellen Stellenerhöhung war die Rede. Und jetzt? Sitzt man in Zweibrücken vor einem Scherbenhaufen. Frust und Wut machen sich breit. Der Appell an die Belegschaft, trotz allem mit vollem Einsatz weiterzuarbeiten, „um die Kontinuität aufrecht zu erhalten“, wie es in einem Schreiben an die Mitarbeiter heißt, wird von letzteren als blanker Hohn empfunden. Zurecht. Weiterhin alles geben, und am Ende müssen dann 400 ausgewählte Kolleginnen und Kollegen gehen? Das ist zynisch.

Natürlich wurde die Schieflage nicht alleine vom aktuellen Management verursacht. Sonst wäre das Unternehmen nicht im Herbst 2020 in die Insolvenz geraten, in deren Folge 2021 einem Viertel der Belegschaft gekündigt wurde. Im Herbst desselben Jahres wollte Tadano dann 370 Leiharbeiter über einen Zeitraum von vier Jahren einstellen. Der Betriebsrat tobte, die Entlassenen fühlten sich, auf gut Deutsch, verarscht. Ein Wort, das auch aktuell sehr häufig benutzt wird, fragt man in der Belegschaft nach. „Wir werden hier nur verarscht“, ist die Meinung vieler über ihren (Noch-)Arbeitgeber. Die Beschäftigten haben das Vertrauen in die Geschäftsführung verloren.

Und sie halten Entwicklungen für möglich, die sie früher in dem über 100 Jahre alten Traditionsunternehmen ausgeschlossen hätten. Zum Beispiel diese: Tadano macht das Werk Wallerscheid zu, entlässt 400 Leute, stellt dann fest, dass das mit dem Produktionsausbau in Lauf nicht funktioniert, kommt zurück zum Wallerscheid und stellt hier wieder Leute ein – zu schlechteren Bedingungen als zuvor, versteht sich. Oder, noch schlimmer: In wenigen Jahren geht es auch dem Zweibrücker Hauptsitz in der Dinglerstraße an den Kragen.

Die Geschäftsleitung sollte nun dringend mit weiteren Informationen zur Zukunft des Kranbauers herausrücken.

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