Wir über uns Nach 32 Jahren: Thomas Salzmann verlässt die Zweibrücker RHEINPFALZ

Als Thomas Salzmann 1991 zur Zweibrücker Rundschau kam, verließen die Amerikaner die Stadt. Aber es lag nicht an ihm.
Als Thomas Salzmann 1991 zur Zweibrücker Rundschau kam, verließen die Amerikaner die Stadt. Aber es lag nicht an ihm.

Jetzt ist es bald soweit. Die letzte Arbeitswoche naht. Am Donnerstagabend ist Schluss – am 17., ein Tag bevor mein Großvater 116 Jahre alt geworden wäre. Schön, dass er den Berufseinstieg des Enkels bei der RHEINPFALZ noch erleben durfte. Heute ist es 32 Jahre, einen Monat und elf Tage her. Eine lange Zeit, die ich als Spätberufener – bis auf elf Monate im Volontariat – ausschließlich in der Redaktion Zweibrücken gearbeitet habe.

Als ich 1991 kam, kehrten die Amerikaner Zweibrücken den Rücken. Nein, nicht wegen mir. Die weltpolitischen Veränderungen waren schuld: der Fall des Eisernen Vorhangs, die deutsche Wiedervereinigung. Erst gaben die Amis den Zweibrücker Flughafen auf, und einige Monate später kündigten sie auch den Abschied vom Kreuzberg an. Es waren bewegte und bewegende Zeiten, in denen Zweibrücken und auch ich lernte, was Konversion bedeutet. Die Umnutzung der militärischen Flächen im Stadtgebiet war eine politische Herkulesaufgabe, die im Gefolge viele Landes- und auch mal Bundespolitiker in die Westpfalz trieb, aber auch immer wieder windige Geschäftsleute anlockte, die auf die schnelle Mark aus waren. Für die Zeitung eine sehr spannende Zeit.

Das Königreich und die Modern-Air-Pleite

Und es gab über die Jahre Hunderte spannender Themen: Ich erinnere an das Königreich vom Kreuzberg, an die Pleite von Modern Air, in dessen Fahrwasser einige bekannte Zweibrücker wie auch städtische Töchter jeweils 250.000 Mark abschreiben mussten, weil die Zeit noch nicht reif war für ein Flughafen-Drehkreuz. Der Bau des Outlets, Ferienflüge ab Zweibrücken, Linienflüge nach Berlin und London – das machte viele Zweibrücker stolz. Es war schön, diese Entwicklung und den Aufschwung der Stadt journalistisch zu begleiten.

Sechs Oberbürgermeister – von Werner von Blon über Hans-Otto Streuber, Jürgen Lambert, Helmut Reichling und Kurt Pirmann bis zu Marold Wosnitza – brachten die Stadt in diesen 32 Jahren voran: die meisten mehr, einer weniger. Alles kluge Leute, die es verstanden, sich ins rechte Licht zu rücken. Streuber und Lambert habe ich sehr geschätzt. Streuber stellte viele Weichen der Stadtentwicklung, Lambert hielt ihm als Verwaltungsfachmann den Rücken frei und führte später, nachdem Streuber rheinland-pfälzischer Sparkassenpräsident wurde, die Projekte fort. Wosnitza ist erst kurz im Amt und muss noch Akzente setzen.

Vor 13 Jahren: Ein schlimmer Sonntagsdienst

Schlimm war der Sonntagsdienst am 8. Februar 2009, als ich morgens erfuhr, dass Alt-OB Werner von Blon, der auch für die RHEINPFALZ eine Kolumne schrieb, am Abend zuvor in der Saarlandstraße von einem Auto erfasst wurde und wenige Stunden später in der Uniklinik Homburg verstorben war. Das Leben kann schnell eine unvorhersehbare Wendung nehmen. Auch Kurt Pirmann, der im neuen Amt loslegte wie die Feuerwehr, um Fußgängerzone und Alexanderplatz neu zu gestalten, machte diese leidvolle Erfahrung, kämpfte über Monate vergeblich gegen den Krebs in seinem Körper an. Er hatte eigentlich noch so viel vor, wollte im Ruhestand für seine Enkel da sein.

Eine Krebserkrankung, die bei mir im März 2016 frühzeitig entdeckt wurde, setzte auch mir zu. Die Diagnose war ein Schock. Plötzlich wird einen die Endlichkeit des Seins bewusst. Mit damals 57 Jahren. Mein Glück war, dass die fiesen Zellen noch nicht gestreut hatten und ich medizinisch sehr gut versorgt wurde. Diese Erfahrung war einschneidend und erleichterte mir die Entscheidung, mich früher aus dem Arbeitsleben zu verabschieden und einen Altersteilzeitvertrag zu unterzeichnen. Der Vorruhestand beginnt nun ab 18. Februar.

Wissensvorsprung und die Ansprüche

Der Job war sehr interessant, man wusste Vieles eher als die Allgemeinheit, für die man die Nachrichten aufbereitet hat. Es hat einfach Spaß gemacht, auch wenn es mitunter recht stressig war, weil man den Ansprüchen der Leser und auch den eigenen gerecht werden will.

Keiner ist unersetzlich, andere machen den Job nur etwas anders. Und wenn sie ihn sogar ein bisschen besser machen als ich, dann machen sie ganz sicher nichts verkehrt. In diesem Sinne wünsche ich der verbleibenden Mannschaft der Zweibrücker Rundschau, dass die noch offenen Stellen baldmöglichst besetzt werden, und denen, die das Team demnächst komplettieren, einen guten Start und interessante Geschichten. Und Sie, liebe Leser, bleiben Sie uns gewogen. Das Team ist motiviert, die Aufgaben sind mit den zusätzlichen digitalen Angeboten aber nicht weniger geworden.

Wer anderer Meinung ist, kann mich ansprechen

Meine Maxime war stets, kritisch zu berichten, aber jedem Gesprächspartner mit Respekt zu begegnen und vor keinem „hohen Tier“ in Ehrfurcht zu erstarren. Eine Portion gesundes Misstrauen und Dinge hinterfragen, das sind auch keine schlechten Eigenschaften für einen Journalisten. Ich denke, ich bin dem gerecht geworden.

Wer anderer Meinung ist oder wissen will, was ich künftig vorhabe, der kann mich gerne mal in der Stadt ansprechen – wenn ich nicht gerade auf Reisen bin. Und falls Parteien noch einen vernünftigen Mitstreiter suchen, der sich ein bisschen auskennt und dem die Stadt am Herzen liegt, vielleicht bin ich dann 2024 so weit, für den Stadtrat zu kandidieren.

PS: Um zum Anfang zurückzukommen. Mein Großvater ist am 18. Dezember 1992 mit 86 Jahren gestorben. Tags darauf wurde mein Sohn zwei Jahre alt.

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