Zweibrücken Stadtrat stellt sich einstimmig an die Seite der Beschäftigten von Tadano-Demag

Von einer bedrückenden Zeit, voller Ängste, sprach Salvatore Vicari (im Bild links) namens der Tadano-Demag-Mitarbeiter im Stadt
Von einer bedrückenden Zeit, voller Ängste, sprach Salvatore Vicari (im Bild links) namens der Tadano-Demag-Mitarbeiter im Stadtrat. Vertrauensleute der Gewerkschaft zeigte ein Plakat mit dem Slogan ihrer anlaufenden Kampagne, mit der die Werkschließung Wallerscheid und der Verlust von mehr als 400 Arbeitsplätzen verhindert werden soll.

Der Zweibrücker Stadtrat hat sich in seiner Sitzung am Mittwoch mit großer Geste und stehendem Applaus an die Seite der Mitarbeiter von Tadano-Demag und ihrer Angehörigen gestellt.

Einstimmung wurde am Abend eine Resolution gefasst, in der das Management des Mobilkranenbauers dazu aufgefordert wird, von seinen Plänen der Werkschließung Wallerscheid und der Streichung von mehr als 400 Stellen in beiden Zweibrücker Werken Abstand zu nehmen und dem traditionsreichen Zweibrücker Kranenbau eine gute Zukunft zu geben. „Wir stehen zu Tadano, wir stehen zur Belegschaft“, sagte Oberbürgermeister Marold Wosnitza und versprach an der Seite von Betriebsrat und Gewerkschaft alles zu unternehmen, um positiv auf das Management des japanischen Konzerns einzuwirken und die 1300 Arbeitsplätze beim größten Zweibrücker Arbeitgeber zu sichern.

Begleitet von zehn Vertrauensleuten der Gewerkschaft bei Tadano-Demag, hatte Salvatore Vicari, der zweite Bevollmächtigte der Gewerkschaft IG Metall Homburg-Saarpfalz, namens der Mitarbeiterschaft vor der Abstimmung die Situation dargestellt und auch Ziele benannt. Es sei eine sehr bedrückende Zeit, mit vielen Ängsten bei den Beschäftigten, aber auch viel Mut. „Wir hatten in der Betriebsversammlung am Dienstag eine unglaublich gute Stimmung, weil jeder an Lösungen, an Verbesserungen mitarbeiten will, wir gemeinsam das Unternehmen wieder auf Kurs bringen wollen“, sagte Vicari. Man wolle mit einem bis Mitte/Ende Juni zu erstellenden Konzept die Leitung von Tadano überzeugen, dass die Werkschließung Wallerscheid und der Abbau von gut 400 Arbeitsplätzen ein Irrweg sei, auf jeden Fall nicht alternativlos. Beide Werke und alle Arbeitsplätze könnten, ja müssten erhalten werden. „Unser Ziel ist ein Tarifvertrag, eine Zukunftsvereinbarung“, erklärte Vicari. Ein Vertrag, der die seit Jahrzehnten, seit dem Verkauf der alten Demag durch Mannesmann, eigentlich ständig vorhandene Angst um die Arbeitsplätze bei Demag, ob vormals unter Terex oder heute unter Tadano, beende.

Eine solche Sicherheit hätten die hoch qualifizierten Mitarbeiter einfach verdient. „Sie bauen Weltklasse-Krane. Die sicher so gut sind wie die von Liebherr. Die machen aber das Vierfache an Umsatz“, wies Salvatore Vicari, der seitens der Gewerkschaft Betriebsbetreuer von Tadano-Demag ist, auf (Management-) Fehler hin, die dem deutschen Wetterbewerber zum Vorteil gereichten – und nun von der Tadano-Geschäftsführung als ein Hauptgrund für die angekündigten Maßnahmen angeführt wird. Die 2008 noch 2500 Mitarbeiter starke Belegschaft am Standort habe enorm gelitten. Ein Abbau in der angekündigten Dimension, auf den Verlust von 392 Stellen aus der gerade mal drei Jahre zurückliegenden Planinsolvenz folgend, stelle alles infrage. Vicari: „Dann geht es ums Überleben des ganzen Standorts.“

Eine Resolution wie die zur Abstimmung stehende sei ein starkes Zeichen der Solidarität an die Belegschaft, eine Ermutigung im anstehenden Kampf, und alles andere als eine Selbstverständlichkeit, erklärte Salvatore Vicari namens der Tadano-Demag-Beschäftigten. Und bedankte sich im Voraus bei den Stadträten.

Mit stehendem Applaus, einer ungewöhnlichen Geste, begleiteten die Stadträte den Auszug der Delegation des Kranbauers aus dem Ra
Mit stehendem Applaus, einer ungewöhnlichen Geste, begleiteten die Stadträte den Auszug der Delegation des Kranbauers aus dem Ratssaal.

Die Stadtratsmitglieder stimmten der Erklärung einstimmig zu. Und begleiteten die Vertrauensleute mit stehendem Applaus bei ihrem Auszug aus dem Ratssaal.

Die Erklärung im Wortlaut

Die mit den Worten „Keine Werkschließung bei Tadano“ überschriebene Resolution hat folgenden Wortlaut:

„Der Rat der Stadt Zweibrücken steht solidarisch an der Seite der Beschäftigten von Tadano am hiesigen Standort. Die Diskussion um die Zukunft des größten Arbeitgebers unserer Stadt und vor allem um die Arbeitsplätze verfolgen wir, die Mitglieder des Stadtrates, mit großer Aufmerksamkeit. Unsere Sorge gilt in erster Linie den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ihren Familien. Natürlich ist sich der Stadtrat auch der möglichen finanziellen Folgen aus Steuermindereinnahmen bewusst.

Der Stadtrat unterstützt deshalb die Bemühungen des Betriebsrates und der IG Metall, die um den Erhalt des Standorts und aller Arbeitsplätze kämpfen und dafür auch Konzepte entwickelt haben.

Der Stadtrat fordert den Stadtvorstand und die Verwaltung auf, alle Optionen, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten bestehen, zu nutzen, um eine Werksschließung zu verhindern und dabei den Stadtrat entsprechend einzubinden. Dazu gehört auch, weiterhin eine klare und unmissverständliche Position zum Erhalt des Standorts gegenüber der Unternehmensleitung einzunehmen und diese zu kommunizieren.

Der Stadtrat fordert die Landesregierung auf, wo möglich und nötig, weiterhin unterstützend tätig zu werden. Der Rat der Stadt Zweibrücken fordert zudem die Konzernleitung von Tadano auf, sich ihrer Verantwortung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Zweibrücken bewusst zu sein und entsprechend zu handeln. Er fordert weiterhin, das große Know-how und Engagement der Beschäftigten gerade in dieser Situation zu nutzen, auf den Betriebsrat und die Gewerkschaft zuzugehen und die Verhandlungen konstruktiv zum Wohle des Standorts zu führen.“

Den Button der Kampagne der Gewerkschaft IG Metall wird man nun wohl häufiger in Zweibrücken und der Umgebung sehen.
Den Button der Kampagne der Gewerkschaft IG Metall wird man nun wohl häufiger in Zweibrücken und der Umgebung sehen.
Ebenso ein Aufkleber, den sich Oberbürgermeister Marold Wosnitza und viele Stadträte am Mittwoch zu bekommen erbaten.
Ebenso ein Aufkleber, den sich Oberbürgermeister Marold Wosnitza und viele Stadträte am Mittwoch zu bekommen erbaten.
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