Politik Frankreich: Stichwahl zwischen Macron und Le Pen

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Paris. Der Mitte-Links-Politiker Emmanuel Macron und die Rechtspopulistin Marine Le Pen haben nach ersten Hochrechnungen die erste Runde der französischen Präsidentschaftswahl gewonnen. Wie die Sender France 2 und TF1 gestern Abend berichteten, werden der Ex-Wirtschaftsminister und die Chefin des rechtsextremen Front National (FN) bei der Stichwahl am 7. Mai um den Einzug in den Elyséepalast kämpfen. Macron dürfte nach den Hochrechnungen knapp 24 Prozent der Stimmen bekommen haben, Le Pen knapp 22 Prozent. Le Pen schnitt wesentlich besser ab als vor fünf Jahren, als sie im ersten Wahlgang 17,9 Prozent der Stimmen bekam. Die FN-Chefin sprach von einem „historischen Ergebnis“ für Frankreich. Die Zugewinne für Le Pen ist für viele Franzosen und Europäer ein Schock. Zum zweiten Mal seit 2002 steht der FN in der Stichwahl. Die FN-Chefin will die Euro-Währung in Frankreich abschaffen und ihre Mitbürger über die EU-Mitgliedschaft abstimmen lassen. Der entscheidende zweite Wahlgang am 7. Mai dürfte damit auch zu einer Abstimmung über Europa werden. Macron, Chef der politischen Bewegung „En Marche!“ (Auf dem Weg), ist europafreundlich eingestellt. In der Stichwahl könne Macron mit 62 Prozent der Stimmen rechnen – dieses Umfrageergebnis veröffentlichte das französische Meinungsforschungsinstitut Ipsos noch am Wahlabend. Macron sieht seinen Erfolg in der ersten Runde als eine Wende in der französischen Politik. „Die Franzosen haben ihren Wunsch nach einer Erneuerung ausgesprochen“, sagte er am Abend. Ein Kapitel der französischen Politik sei nun geschlossen worden. Macron war unter dem amtierenden Präsidenten François Hollande Wirtschaftsminister; sein Parteibuch bei den Sozialisten hat der 39-jährige Polit-Jungstar aber schon lange abgegeben. Er profilierte sich früh als liberaler Gegenspieler von Le Pen. Er tritt für eine enge Partnerschaft mit Deutschland ein. Der Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon erreichte laut Hochrechnungen zwischen 19 und 19,5 Prozent, ebenso wie der konservative Kandidat François Fillon. Fillon kündigte an, er werde in der Stichwahl für Macron stimmen. „Die Enthaltung entspricht nicht meinen Genen, vor allem wenn eine extremistische Partei sich der Macht nähert“, sagte er. Auch Frankreichs Premierminister Bernard Cazeneuve und der sozialistische Präsidentschaftskandidat Benoît Hamon riefen dazu auf, für Macron zu stimmen. „Ich bin dabei gescheitert, das Desaster, das sich angekündigt hatte, zu verhindern. Ich übernehme dafür die volle Verantwortung“, sagte Hamon vor seinen Anhängern. Die „Auslöschung der Linken durch die extreme Rechte“ sei eine schwere Wahlniederlage. Hamon kam nur auf gut sechs Prozent – das mit Abstand schlechteste Ergebnis für einen Kandidaten der Sozialistischen Partei bei einer Präsidentschaftswahl in der Fünften Republik. Seite 3 |dpa/afp/vex DOPPELTERZEILENUMBRUCH

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