Wirtschaft Wirtschaft in Frühlingslaune

In den Chefetagen der deutschen Wirtschaft herrscht überwiegend gute Laune. Das signalisiert jedenfalls der Ifo-Geschäftsklimaindex, der im April unerwartet deutlich um einen halben Zähler auf 112,9 Punkte und damit auf seinen höchsten Stand seit knapp sechs Jahren gestiegen ist.

„Die deutsche Wirtschaft wächst kräftig“, sagte Ifo-Chef Clemens Fuest gestern. Die Stimmung bei den der 7000 hierzulande befragten Unternehmen verbesserte sich den dritten Monat in Folge zwar nur im Teilindex aktuelle Geschäftslage. Hier ist das Plus von 119,5 auf 121,1 Punkte aber bemerkenswert hoch ausgefallen, während es im Teilindex für die Erwartung an die Geschäfte im kommenden Halbjahr von 105,7 auf 105,2 Zähler rückläufig war. Weder Konjunkturexperten von Banken noch das Ifo-Institut selbst sehen das aber als problematisch an. „Die Auftragsbestände entwickeln sich hervorragend“, betont Fuest. Anhaltend aufwärts gehe es insbesondere im Groß- und Einzelhandel, was eine unverwüstliche Konsumlaune seitens Verbrauchern signalisiere. Am Bau ist das Geschäftsklima sogar so gut wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Lediglich in der Industrie ging es im April etwas zurück. Allerdings planten die Firmen dort eine weitere Erhöhung der Produktion, beruhigt Fuest. Vor allem die heimische Elektrotechnikbranche berichte aktuell von sehr guten Geschäften. Die Kapazitätsauslastung in der deutschen Industrie liege unverändert bei 86 Prozent und damit anhaltend über dem langjährigen Mittel von 83,6 Prozent. Neue Höhenflüge im Geschäftsklima scheinen zudem programmiert. Denn das Ifo hat die heimische Wirtschaft noch vor der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen am Wochenende befragt. Deren Ergebnis hat in der Wirtschaft vernehmbar für Aufatmen gesorgt. So ist Deutschlands wichtigster Aktienindex Dax als Folge auf einen neuen Höchststand geklettert und erreichte erstmals Werte über 12.400 Punkte. Für die Stichwahl in Frankreich zwischen dem europa- und deutschlandfreundlichen Emmanuel Macron sowie seiner rechtspopulistischen Konkurrentin Marine Le Pen erwarten politische Beobachter einen klaren Sieg des 39-jährigen Politikers. „Setzt sich Macron auch beim zweiten Urnengang am 7. Mai durch, dürfte die deutsche Industrie durchatmen“, sagte der Konjunkturexperte der VP Bank, Thomas Gitzel. Viele seiner Kollegen sehen das genauso und spekulieren für den Ifo-Index deshalb Ende Mai auf einen weiteren Rekordstand. Sollte Macron seine angekündigten Reformen durchsetzen, erwarten Experten, dass davon auch die deutsche Wirtschaft profitiert. Frankreich ist einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands neben China und den USA. Ohnehin profitiert die exportstarke deutsche Wirtschaft derzeit vom anziehenden Welthandel. Kommentar

x