Panorama Australiens reichste Frau versucht, Porträt entfernen zu lassen

Umstritten: das Porträt von Gina Rinehart in Vincent Namatjiras Werk „Australia in Colour“.
Umstritten: das Porträt von Gina Rinehart in Vincent Namatjiras Werk »Australia in Colour«.

Gina Rinehart, Australiens reichste Frau, ist höchst unzufrieden mit einem Porträt, das ein berühmter indigener Maler von ihr angefertigt hat. Es soll wieder raus aus dem Museum, in dem es hängt. Warum sich die Dame mit dieser Forderung keinen Gefallen getan hat.

Gina Rinehart ist eine umstrittene Persönlichkeit in Australien: Von den einen wird die Bergbaumagnatin und reichste Frau des Landes geradezu vergöttert. Sie preisen ihren Geschäftssinn und ihre Liebe für Australien. Die anderen sehen die 70-Jährige als Leugnerin des Klimawandels, die versucht, mit ihrem Reichtum Einfluss in Politik und Gesellschaft zu nehmen.

Vor allem ihre Kritiker fühlen sich derzeit bestätigt, nachdem Rinehart laut australischer Medien versucht, ein Porträt von ihr, das der zeitgenössische indigene Maler Vincent Namatjira von ihr gemalt hat, aus einem Museum entfernen zu lassen.

In bester Gesellschaft

Eigentlich könnte man meinen, dass Rinehart sich geschmeichelt fühlen würde, denn Namatjira hat eine ganze Porträt-Serie gemalt, die derzeit in der National Gallery of Australia in Canberra ausgestellt wird, und sie ist dabei in bester Gesellschaft. Neben ihrem Porträt hängen dort beispielsweise Bilder der bekannten indigenen Sportler Adam Goodes und Cathy Freeman, der verstorbenen britischen Königin Elizabeth II., mehrerer früherer Premierminister und ein Selbstporträt von Namatjira. Doch Rinehart scheint sich auf dem Gemälde nicht zu gefallen und will es deswegen „verschwinden“ lassen.

Tatsächlich ist das Bild kein „hübsches“ Porträt, das ein wenig Weichzeichner zum Einsatz bringt. Stattdessen rückt es die Doppelkinne der etwas übergewichtigen Rinehart in den Mittelpunkt. Die nach unten gezogenen Mundwinkel geben ihr einen eher leicht verärgerten Ausdruck. Doch auch die anderen Porträts des Künstlers, der für seine karikaturartigen Gemälde bekannt ist, sind nicht unbedingt schmeichelnd. Eines seiner Bilder zeigt den britischen König Charles, der auch Australiens Staatsoberhaupt ist, in vollem Ornat und scheinbar ohne Hals in der australischen Wüste.

Der Durchschnittsmensch würde sich vermutlich „unwohl fühlen“, wenn er auf diese Weise dargestellt werde, meinte die Cartoonistin von „The Guardian“, Fiona Katauskas, gegenüber dem australischen Sender ABC, doch das Porträt würde „nicht als besonders anstößig auffallen“.

Bizarre Beschwerden

Wie weit der Einflussversuch der Milliardärin geht, zeigte ein Artikel im „Sydney Morning Herald“. Dieser will erfahren haben, dass ein Dutzend Beschwerden über das Porträt in der National Gallery of Australia eingegangen sind, darunter einige von Sportlern, die von Rineharts Firma Hancock Prospecting gesponsert werden. Berichten zufolge beschuldigte jemand das Museum, sich mit dem Porträt von Rinehart „dem Willen der Kommunistischen Partei Chinas zu beugen“.

Das Museum hat trotz dieser Beschwerden bisher keine Anstalten gemacht, das Porträt zu entfernen. „Die Nationalgalerie lädt die Öffentlichkeit zu einem Dialog über unsere Sammlung und Ausstellungen ein“, sagte ein Sprecher. Und: „Wir präsentieren der australischen Öffentlichkeit Kunstwerke, um Menschen zu inspirieren, Kunst zu erkunden, zu erleben und etwas über sie zu lernen.“

Namatjira selbst äußerte sich gegenüber der Nachrichtenseite News.com.au. „Ich male die Welt so, wie ich sie sehe“, sagte der Künstler. Die Leute müssten seine Bilder nicht mögen, aber er hoffe, dass sie sich die Zeit nehmen würden, um hinzuschauen und darüber nachzudenken: „Warum hat dieser Aborigine-Typ diese mächtigen Menschen gemalt? Was will er damit sagen?“ Er male Menschen, die reich, mächtig oder bedeutend seien – Menschen, die einen Einfluss auf Australien und auf ihn persönlich hatten.

Rinehart selbst hat sich bisher auf eine Anfrage nicht geäußert. Seit ihr Versuch, das Bild zu entfernen, publik wurde, teilen jedoch immer mehr Internetnutzer Fotos des Gemäldes. Viele kommentieren dabei, dass sie sichergestellt habe, dass nun jeder das Porträt kenne. So schrieb ein Nutzer auf der Plattform X, dass die lustigste Sache dabei sei, dass Gina Rinehart offenbar noch nie vom Streisand-Effekt gehört habe. Das ist das Phänomen, wenn ein Versuch, eine unliebsame Information zu unterdrücken, das Gegenteil bewirkt – nämlich die öffentliche Aufmerksamkeit auf eben diese Information zu lenken.

Das Original.
Das Original.
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