Wandern rund um den Pfälzerwald Turko-Gräber und Westwall: Historische Wanderung im Bienwald
Etwas versteckt und fast unscheinbar liegen im Bienwald die so genannten Turkogräber. Was sich dahinter verbirgt? Die Turko-Soldaten, deren Spitzname sich von der offiziellen Bezeichnung „Tirailleurs tunisiens“ ableitet, kämpften für die Franzosen im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Fünf der Männer aus Nordafrika sind an dieser Stelle im Bienwald beigesetzt worden. Verletzt wurden sie in der Schlacht bei Weißenburg im August 1870 und kamen von dort zum Bahnhof in Schaidt, wo sie an ihren schweren Verletzungen verstarben. Nur zwei Namen sind bekannt: Ali Buamed und Bodajib Abdhermann, die aus Oran im heutigen Algerien stammen. Das alles kann auf einer Infotafel vor Ort nachgelesen werden.
Der Wanderweg im Überblick:
Die Turkogräber sind eine Station auf dem Westwallweg bei Schaidt in der Südpfalz. Der Weg wurde von dem dortigen Pfälzerwaldverein initiiert – und auch die Turkogräber werden von den Vereinsmitgliedern gepflegt. Los geht es am Sportgelände von Schaidt, bei dem es Parkplätze gibt. In dem Dorf gibt es außerdem einen Bahnhof, von dem aus der Weg zur Wanderung durch die Ringgasse ausgeschildert ist. Als Orientierung dient der rote Punkt. Über den offenen Platz geht es in Richtung Tenniscourt. Nun muss man kurz aufmerksam sein, um die Abzweigung rechts nicht zu übersehen, die in ein kleines Waldstück führt und dann an der Straße entlang zur „Bildeiche“.
Ein-Mann-Bunker am Wegesrand
Um 1800 schnitzte ein Auswanderer aus Schaidt einen Bildstock und bat damit um Schutz für eine glückliche Überfahrt nach Amerika. Dieses Bild fand seinen Platz über 150 Jahre lang in der hohlen Eiche, bis der Baum zerfiel. Danach wurde die heutige „Bildeiche“ aufgestellt, die zuletzt 1995 erneuert wurde. Nun geht es in den Wald hinein, nach wenigen Minuten ist ein auffälliger Betonklotz mitten im Dickicht zu sehen. Dabei handelt es sich um einen Ein-Mann-Bunker. Eine Informationstafel verrät, dass im Herbst 1944 im Bienwald noch viele dieser Bunker, in denen grade einmal ein Soldat samt Waffe Platz fand, ausgehoben wurden.
Die Markierung führt weiter an zerfallenen Überresten einer größeren Bunkeranlage vorbei und dann bald nach links. Über einen schmalen, verwachsenen Pfad geht es erneut zu Ein-Mann-Bunkern oder „Kochbunkern“, wie sie nach ihrem Erfinder dem Gauleiter Erich Koch genannt wurden. Weiter auf dem Hauptweg ist die nächste Station die über 350 Jahre alte Bismarckeiche, die einen Umfang von sechs Metern hat und als eine der ältesten Eichen im Bienwald gilt.
Bunkeranlage wurde gesprengt
Nun folgt ein besonders idyllischer Wegabschnitt, der immer am Heilbach entlangführt. Der urige „Heilbachpfad“ verläuft am Jakobshäuschen vorbei. Man befindet sich bereits auf dem letzten Drittel der Tour, erblickt weitere Überreste einer Bunkeranlage und läuft nun an einer Reihe von „Mundatsteinen“ entlang. Diese Grenzsteine wurden zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert gesetzt, um den Klosterbezirk Weißenburg und das Gebiet des Bistums Speyer zu markieren. Weiter geht es nun zu den bereits beschriebenen Turkogräbern, die man hier in Ruhe begutachten kann.
Wenige Minuten später ist dann der ehemalige Bunker „Kiefernwald“ erreicht. Zu sehen ist nur noch ein begrünter Hügel, da der Westwallbunker 1946 gesprengt wurden. Eine Informationstafel veranschaulicht die Geschichte der Anlage und des Ortes Schaidt im Zweiten Weltkrieg. Der Weg bringt Wandersleut’ nun bald aus dem Wald hinaus und über einen asphaltierten Weg zurück zur Sportanlage.
Info
Der Westwall-Weg im Bienwald bei Schaidt ist eine acht Kilometer lange Tour. Es sind keine nennenswerte Steigungen zu überwinden, die Wege sind aber teils schmal und verwurzelt. In den Sommermonaten sollte ein entsprechender Mückenschutz im Wandergepäck nicht fehlen! Viele Infos finden sich unter www.pwv-schaidt.de und über die Actionbound-App. Einkehren kann man beispielsweise am Schützenhaus. Das Naturfreundehaus Kandel liegt nicht weit weg.