Speyer „Die autonome Republik“: Histotainment macht Bühne zum Lernort der Geschichte
Geschichte auf der Bühne lebendig werden lassen und so komplizierte politische Hintergründe und Zusammenhänge fürs Publikum verständlich und unterhaltsam aufbereiten, das ist das Ziel von Tino Leo. Histotainment nennt der Schauspieler, Autor und Coach aus Mainz das Fach, auf das er sich spezialisiert hat. Sein Zwei-Personen-Stück „Die autonome Republik“ mit Angela Pfenninger und Bernhard Weller („Spitz und Stumpf“) in zwölf Rollen greift dramatische, politisch motivierte Ereignisse in der Pfalz nach dem Ersten Weltkrieg auf. Die beiden Darsteller wechseln blitzschnell die Parts.
Historische Hintergründe
28. November 1918. Kaiser Wilhelm dankt ab und ebnet so der Weimarer Republik den Weg. Ruhe kehrt jedoch nicht ein. Durch hohe Kriegsreparationen gerät die Inflation außer Kontrolle, viele Menschen sind arbeits- und perspektivlos. Auch im französisch besetzten Grenzgebiet links des Rheins, das zum Freistaat Bayern gehört, brodelt es: Separatisten wollen die Pfalz zur autonomen Republik machen und deren wirtschaftlichen Anschluss an Frankreich forcieren.
Ein charismatischer Vorsitzender der Pfälzer Bauernschaft wird zum Anführer der Separatistenbewegung: Franz-Joseph Heinz, genannt Heinz-Orbis. 1923 ruft er in Speyer die „Regierung der Autonomen Pfalz im Verband der Rheinischen Republik“ aus. Damit stellen er und seine Gefolgsleute sich auch gegen die Regierung des Freistaats Bayern, die sich das nicht gefallen lässt. Die Lage eskaliert. Es kommt zu Anschlägen auf Infrastruktur und politische Gegner. Auch das Attentat auf Heinz am 9. Januar 1924, vor fast genau 100 Jahren also, endet blutig ...
Mainzer Autor und Regisseur Tino Leo ist auf Histotainment spezialisiert
Tino Leo, seit 2020 Leiter der Schauspielschule Mainz, hat das Stück nach wahren Begebenheiten mit Darstellerin Angela Pfenninger recherchiert, entwickelt, geschrieben und inszeniert. Er vermittele Geschichte für alle, betont er: „Es geht mir immer um Menschen, nie nur um Fakten.“ Das Publikum könne sich mit den handelnden Personen identifizieren und ihnen emotional folgen. So bleibe das Thema im Kopf.
„Die autonome Republik“ – Fr 12.1., 20 Uhr, Speyer, Alter Stadtsaal, Eintritt frei, Infos: www.tinoleo.de