Politik Airbus-Absturz (4): Der Freitag im Überblick

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Am Dienstag ist ein Germanwings-Airbus vom Typ 320 in Südostfrankreich abgestürzt. An Bord waren 150 Menschen, alle Insassen sind vermutlich tot, unter ihnen auch 75 Deutsche. Laut Staatsanwaltschaft hat der 27-jährige Co-Pilot den Absturz der Maschine bewusst herbeigeführt. Sein Motiv ist noch unklar. Er soll laut Staatsanwaltschaft Düsseldorf jedoch eine Krankschreibung für den Absturztag verheimlicht haben. Die deutschen Airlines reagieren und wollen neue Regeln für das Cockpit festlegen. In Frankreich werden derweil die menschlichen Überreste der Opfer geborgen.

Wir halten Sie über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden.

17:10 Uhr:

Bundespräsident Joachim Gauck hat den Angehörigen der Absturzopfer von Germanwings sein Mitgefühl ausgedrückt und ihnen Unterstützung versprochen. Nach dem Besuch eines Gedenkgottesdienstes im westfälischen Haltern sagte er, es entstehe ein „Band des Mitleidens und Mittrauerns“. In der Notsituation erweise sich, „dass wir in einer Gesellschaft von Menschen leben und nicht nur von funktionierenden Wesen“. Das Staatsoberhaupt wurde von der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) begleitet. Die kleine Stadt Haltern am Rande des Ruhrgebiets ist von dem Unglück in Südfrankreich besonders betroffen. Eine Gruppe von 16 Schülern und 2 Lehrerinnen des Halterner Joseph-König-Gymnasiums befand sich an Bord der abgestürzten Maschine. Zu den trauernden Mitschülern und Angehörigen habe er gesagt, dass nicht alles Leid abgewendet werden könne, aber „dass wir Arme und Hände haben, um zu helfen, wo wir es tun können“.  (dpa)
14.15 Uhr:
Die Fluggesellschaft Germanwings hat sich inhaltlich nicht zu den Ermittlungsergebnissen geäußert, dass der Copilot am Unglückstag krankgeschrieben war. Wenn der 27-Jährige die Krankschreibung nicht von sich aus beim Arbeitgeber eingereicht habe, habe Germanwings davon keine Kenntnis bekommen, sagte ein Sprecher am Freitag. Das sei wie bei anderen Berufen auch. Die Ermittler hatten in der Wohnung des Copiloten nach eigenen Angaben eine zerrissene Krankschreibung für den Absturztag gefunden. (dpa)
12.37 Uhr:
Der Copilot war nach Angaben der Staatsanwaltschaft Düsseldorf im medizinischer Behandlung. Bei den Durchsuchungen seien kein Abschiedsbrief oder ein Bekennerschreiben gefunden worden, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag mit. „Allerdings wurden Dokumente medizinischen Inhalts sichergestellt, die auf eine bestehende Erkrankung und entsprechende ärztliche Behandlungen hinweisen.“ Der Umstand, dass dabei zerrissene, aktuelle und auch den Tattag umfassende Krankschreibungen gefunden wurden, stütze nach vorläufiger Bewertung die Annahme, dass der Verstorbene seine Erkrankung gegenüber dem Arbeitgeber und dem beruflichen Umfeld verheimlicht habe. (rtr)
12.28 Uhr:
In den französischen Alpen gibt es nach dem Flugzeugabsturz bereits einen ersten Gedenkort. In dem Ort Le Vernet, der am nächsten an der Absturzstelle liegt, erinnert eine Stele an die 150 Opfer. „In Erinnerung an die Opfer des Flugzeugunglücks vom 24. März 2015“, ist darauf in vier Sprachen zu lesen: Französisch, Deutsch, Spanisch und Englisch. Das Mahnmal sei sehr rasch aufgestellt worden, sagte der Bürgermeister des Nachbarortes Seyne-les-Alpes. Die Präfektur der Region habe die Entscheidung zur Errichtung der Stele getroffen. (dpa)
11.59 Uhr:
Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft will sich noch heute zum Stand der Ermittlungen nach dem Germanwings-Absturz äußern. Die Düsseldorfer Polizei kündigte für die Behörde eine schriftliche Mitteilung an. Britische Medienberichte über einen „entscheidenden Fund“ in den Unterlagen des Germanwings-Copiloten stufte die Polizei als sprachliches Missverständnis ein. Einem englischen Journalisten habe man wie zuvor deutschen Journalisten bestätigt, dass bei den Durchsuchungen „Beweismittel sichergestellt“ worden seien. Dies sei aber nach deutschem Verständnis neutral für alle beschlagnahmten Gegenstände gemeint, nicht im Sinne eines entscheidenden Beweises. (dpa)
09.36 Uhr:
Nach den deutschen Fluglinien haben auch die meisten britischen Luftfahrtgesellschaften ihre Cockpit-Regeln geändert und verlangen die Anwesenheit von ständig mindestens zwei Menschen. Die Flugsicherheitsbehörde Civil Aviation Authority sei mit allen Airlines in Kontakt getreten und habe empfohlen, „alle nötigen Vorkehrungen zu treffen“. Bei den Fluggesellschaften Virgin Atlantic, Easyjet, Monarch und Thomas Cook muss künftig ein Mitglied der Kabinen-Besatzung sich im Cockpit aufhalten, wenn einer der Piloten seinen Platz verlassen muss. British Airways wollte sich zunächst nicht äußern. Die Billigflieger Jet2 und Flybe sowie der irische Billiganbieter Ryanair hatten die Regelung nach eigenen Angaben schon vor dem Absturz des Germanwing-Airbusses über den französischen Alpen eingeführt. Auch Air Baltic, Norwegian und Air Canada führen nach eigenen Angaben die Zwei-Personen-Regel ein. Bei der tschechischen Fluglinie Czech Airlines (CSA) und der tschechischen Charterfluggesellschaft Travel Service gilt die Vier-Augen-Regel bereits. Auch Australien überprüft die Regeln. Die Regierung habe von den Fluglinien Information zu den Abläufen im Cockpit angefordert, berichtete die Nachrichtenagentur AAP. Neuseeland führt die Zwei-Personen-Regel ab sofort ein, teilte die dortige Zivil-Luftfahrtbehörde (CAA) mit. (dpa)
07.41 Uhr:
Die Bergungsarbeiten am Ort des Airbus-Wracks in den französischen Alpen sind in den vierten Tag gegangen. Die ersten Hubschrauber starteten am Morgen bei wolkenfreiem Himmel in Richtung Tête de l'Estrop - hinter diesem Gipfel war die Maschine der Lufthansa-Tochter Germanwings zerschellt. Die Aufmerksamkeit der Einsatzkräfte gilt besonders der Suche nach dem zweiten Flugschreiber, der weitere Erkenntnisse zum Geschehen im Cockpit vor dem Absturz liefern könnte. Die Helikopter bringen die sterblichen Überreste der Passagiere und Crew-Mitglieder in das Einsatzzentrum in Seyne-les-Alpes. Rechtsmediziner arbeiten bereits an der Identifizierung der Leichen, die schon ins Tal gebracht wurden. (dpa)
05.07 Uhr:
Deutsche Airline wollen die Zwei-Personen-Regel im Cockpit einführen. Künftig solle sich kein Pilot während des Fluges mehr allein im Cockpit aufhalten dürfen, so der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft. (dpa)
04.10 Uhr:
Die Staatsanwälte erwägen Ermittlungen wegen eines Tötungsdeliktes gegen den 27-Jährigen Co-Piloten aus Montabaur. Ermittler betraten am Donnerstag sein Elternhaus und seine Düsseldorfer Wohnung. Der Mann war seit 2013 Copilot bei Germanwings. Vor sechs Jahren gab es nach Angaben von Lufthansa-Chef Carsten Spohr eine mehrmonatige Unterbrechung der Pilotenausbildung. Danach sei die Eignung des Mannes nach allen Standards überprüft worden. Bei den routinemäßigen Sicherheitsüberprüfungen stellte die Luftaufsicht laut Bezirksregierung Düsseldorf aber keine Auffälligkeiten fest. (dpa)
00.30 Uhr:
Bei Germanwings herrscht nach dem vermutlich vorsätzlich durch den Copiloten herbeigeführten Absturz Fassungslosigkeit und Entsetzen. „Wir sind alle unter vollkommenem Schock“, sagte Germanwings-Chef Thomas Winkelmann. Die Tat sei „völlig unerklärlich“. Mit Blick auf die Forderung nach der Verschärfung von Cockpit-Regeln, sagte Winkelmann: „Mir stellt sich die Frage, wenn ein Mensch mit solcher Energie einen kriminellen Akt begehen will, ob das dann zu verhindern ist, wenn beispielsweise eine Flugbegleiterin oder ein Flugbegleiter im Cockpit ist.“ (dpa) MEHR ZUM THEMA

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