US-Wahl Das schwarze Schaf der Familie: Kennedy-Clan unterstützt eigenen Kandidaten nicht

Name mit besonderem Klang: Robert F. Kennedy Junior.
Name mit besonderem Klang: Robert F. Kennedy Junior.

Bei einem demonstrativen Auftritt in Philadelphia unterstützen 15 Mitglieder der legendären Kennedy-Politikerfamilie Joe Biden. Das ist eine klare Distanzierung von ihrem Verwandten Robert F. Kennedy Junior, der als Unabhängiger für das Weiße Haus kandidiert. Am Ende könnte er nämlich Donald Trump zum Sieg verhelfen.

Ex-Präsident John F. Kennedy und sein Bruder Robert F. („Bobby“) Kennedy sind mehr als ein halbes Jahrhundert tot, ihre Dynastie spielt in der amerikanischen Politik längst keine beherrschende Rolle mehr. Aber der Name hat immer noch einen besonderen Klang – und den versucht gerade ihr Neffe Robert F. Kennedy Junior auszunutzen, der als unabhängiger Kandidat bei der Präsidentschaftswahl antritt. Der 70-jährige frühere Umweltaktivist ist Impfgegner und verbreitet inzwischen krudeste, teils antisemitische Verschwörungspropaganda. Er hat keine Chance auf einen Einzug in das Weiße Haus. Doch in einem extrem knappen Kopf-an-Kopf-Rennen mit Donald Trump könnte er Biden die entscheidenden Prozentpunkte kosten.

Fast alle für Biden

Deshalb ist der Auftritt für Biden so wichtig. Insgesamt 15 Mitglieder der Kennedy-Familie, darunter sechs Geschwister des Kandidaten, sind zu einer Kundgebung des Präsidenten nach Philadelphia gekommen. Fast jedes Enkelkind von Joe und Rose Kennedy – das sind die Eltern des Ex-Präsidenten und des Ex-Justizministers – unterstütze Joe Biden, sagt Kerry Kennedy, eine Schwester des Kandidaten. Ob er seinem Bruder raten würde, aufzugeben, wird Joseph O. Kennedy II. gefragt. „Selbstverständlich würde ich das“, antwortet er.

Zwar greift kein Kennedy das schwarze Schaf der Familie direkt an. Aber die Vehemenz, mit der Kerry Kennedy vor einer erneuten Präsidentschaft von Donald Trump warnt, macht überdeutlich, dass der Familienclan nichts damit zu tun haben will, wenn Trump am Ende gewinnen sollte.

Ein triumphaler Aufbruch ist das nicht. Die Sporthalle im überwiegend schwarzen Norden von Philadelphia wirkt schmucklos. Gerade mal 200 ausgewählte Gäste haben auf den Stühlen Platz gefunden. Aber dahinter stehen unzählige Kameras. Und in den Abendnachrichten werden Bilder gezeigt werden, die dem Narrativ von Robert F. Kennedy entgegenlaufen. Dessen Unterstützer hatten während des Superbowl-Finales einen alten Werbespot von John F. Kennedy geschaltet und frech auf dessen Neffen umgemünzt.

Angeblich soll diesem von Trump inzwischen sogar das Vizepräsidentenamt angeboten worden sein, was er nach eigenen Angaben aber ablehnte. Tatsächlich ist dieser Kennedy für Trump so lange nützlich, wie er Stimmen bei den Demokraten abräumt. Bei Umfragen kommt er derzeit auf rund sieben Prozent. Doch könnte er mit seinen rechten Thesen auch für Republikaner-Wähler attraktiv sein. Kürzlich hat ihn Trump deshalb vorsorglich schon einmal den „linksradikalsten aller Kandidaten“ genannt.

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