Politik Der gefräßige Gott des Geldes

Guter Fußballer? Sicher. Stilikone? Das entscheiden seine (meist jungen) Fans. Neymar wird wohl für 222 Millionen Euro von Barça
Guter Fußballer? Sicher. Stilikone? Das entscheiden seine (meist jungen) Fans. Neymar wird wohl für 222 Millionen Euro von Barça nach Paris wechseln.

Fakten werden nicht nur im Profifußball gern online geschaffen. Der US-Präsident hat Twitter, der kickende Superstar Lionel Messi Instagram. Der Argentinier postete gestern dort Fotos, die seine gemeinsame Zeit mit dem brasilianischen Stürmer Neymar beim FC Barcelona dokumentierten. „Es war eine enorme Freude, all die Jahre mit Dir zu teilen“, schrieb Messi wehmütig. Neymar selbst soll sich bereits vom Team verabschiedet haben. Für 222 Millionen Euro (im Wortlaut, damit niemand glaubt, es sei eine 2 zuviel: zweihundertzweiundzwanzig) wird er wohl Barça verlassen und zu Paris Saint-Germain wechseln. Mit dem Wort „historisch“ darf der Rekordtransfer – sobald er bestätigt ist – unterlegt werden. Noch gilt der Franzose Paul Pogba als teuerster Spieler der Welt: Manchester United ließ ihn sich 105 Millionen kosten – kaum die Hälfte, also vergleichsweise läppisch. Die ebenso unvermeidliche wie berechtigte Entrüstungsmaschinerie wird nun richtig anlaufen. Das personifizierte Gewissen der Bundesliga fand schon wie häufig wahre und gleichsam fatalistische Worte. „Es ist mir wirklich egal, ob 220 oder 440 Millionen Euro gezahlt werden“, sagte Freiburgs Trainer Christian Streich, „wir sind in einem irrealen Bereich angekommen, aber der ist gerade Realität. Der Gott des Geldes wird immer größer, irgendwann verschlingt er alles.“ 222 Millionen als Ablöse sind in Neymars Vertrag mit Barcelona festgeschrieben. Verhandelt wurde also nur über die „Extras“. Von 100 Millionen Wechselprämie und einem Nettogehalt über 30 Millionen ist die Rede. Ob das mit katarischem Geld gefütterte Paris damit die Regeln des Financial Fairplay einhält, bei dem Einnahmen und Ausgaben eines Vereins geprüft werden? Diese Frage muss, wenn sie es damit überhaupt halbwegs ernst meint, die Europäische Fußball-Union (Uefa) prüfen. Vielleicht ist sie bei dieser kolportierten Variante aber auch machtlos: Neymar kauft sich selbst, verschenkt sich dann an PSG und wird aus Katar wieder ausbezahlt. Absurd? Ja, aber vielleicht Streichs „Realität“. Übrigens: Anders als Kumpel Messi war Neymar nie Weltfußballer. Kann er mit seinen 25 Jahren ja noch werden. Meist aber setzt diese Wahl auch einen internationalen Titel mit der National- oder Klubmannschaft voraus. Als letztere hat sich PSG seit 1996 in Europa nicht mehr sonderlich hervorgetan. Aber jetzt, da der Fußballgott und der Gott des Geldes längst auch Kumpels sind ...

x