Jugendliche Mehr Abiturienten machen Ausbildung

Ein Ausbilder im gewerblich-technischen Bereich erteilt Rat.
Ein Ausbilder im gewerblich-technischen Bereich erteilt Rat.

Insgesamt sind die Ausbildungszahlen in Deutschland rückläufig. Doch insgesamt schwindet vor allem das Interesse an der dualen Ausbildung (Lehre in Betrieb und Berufsschule). Gerade studierberechtigte Jugendliche tendieren zur schulischen Berufsausbildung – auch in Rheinland-Pfalz.

Das FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie in Berlin hat im Auftrag der Bertelsmann Stiftung Langzeitdaten im Bildungsbereich untersucht. Das Ergebnis ist der „Monitor Ausbildungschancen 2023“, der – aufgeschlüsselt nach Bundesländern – an diesem Donnerstag offiziell vorgestellt wird. Klar ist: Insgesamt ist die Anzahl der Ausbildungsverhältnisse in Deutschland von über 783.000 im Jahr 2011 auf 686.000 im Jahr 2021 gesunken. Das entspricht einem Rückgang um 12,5 Prozent. Das Überraschende dabei ist: Gegen den Trend der insgesamt rückläufigen Ausbildungszahlen beginnen in vielen Ländern mehr junge Menschen eine schulische Berufsausbildung.

Im Gegensatz zur dualen Berufsausbildung spielt sich die schulische Ausbildung überwiegend in der Berufsschule ab. Typische Beispiele dafür sind Physiotherapeuten, pharmazeutisch-technische Assistenten oder Erzieher. „In vielen Bundesländern konnte der Zuwachs der schulischen Ausbildung den Rückgang der dualen Ausbildungsverhältnisse etwas ausgleichen, vereinzelt sogar kompensieren“, sagte Dieter Dohmen, FiBS-Leiter und Autor der Studie.

Rheinland-Pfalz über Bundestrend

Dies trifft auch für Rheinland-Pfalz zu. 2021 wurden mit 36.700 abgeschlossenen dualen und schulischen Ausbildungsverträgen über 5000 weniger unterzeichnet als im Jahr 2011. Der Rückgang betrifft jedoch nur die duale Ausbildung (minus 20 Prozent; deutschlandweit minus 18 Prozent). Die schulische Ausbildung hingegen wuchs stark um fünf Prozent (bundesweit nur ein Prozent).

Ganz im Bundestrend liegt Rheinland-Pfalz, was den kontinuierlich gestiegenen Anteil von Schulabgängern mit Studienberechtigung bei der Berufsausbildung betrifft. Der lag 2021 bei fast der Hälfte des Abschlussjahrgangs mit Hochschulberechtigung. Anders als oft kritisiert, interessieren sich Abiturienten oder Schüler mit Fachhochschulreife also sehr wohl für (bestimmte) Ausbildungsberufe.

Im Hintertreffen

Die Folge davon ist allerdings, dass Jugendliche mit Hauptschulabschluss ins Hintertreffen geraten. Bei Jugendlichen mit mittlerem Bildungsabschluss stellt sich FiBS zufolge die Frage: Bevorzugen so viele von ihnen die schulische Ausbildung, weil es beim Übergang ins duale System hakt – oder führt der Ausbau der schulischen Ausbildung dazu, dass sich einfach das Interesse an dualen Ausbildungen verringert hat?

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