Handball RHEINPFALZ Plus Artikel Chefin der Rhein-Neckar Löwen: „Noch zu wenige Männer, die Elternzeit nehmen“

Zu lieb? Manchmal heißt es, sie sei zu soft und sage den Leuten zum Beispiel zu spät, dass sie den Verein verlassen müssten. Jen
Zu lieb? Manchmal heißt es, sie sei zu soft und sage den Leuten zum Beispiel zu spät, dass sie den Verein verlassen müssten. Jennifer Kettemann sieht das positiv und ist stolz darauf: »Wir gelten in der Liga als sehr menschlicher Klub. Das ist auch unsere Philosophie.«

Jetzt direkt weiterlesen

Mit dem Plus-Abo alle Artikel auf rheinpfalz.de lesen

nur 1€ monatlich kündbar

Sie sind bereits Digital-Abonnent?
Hier einloggen

Sportmanagement ist Männersache? Von wegen! Die Pfälzerin und dreifache Mutter Jennifer Kettemann leitet als einzige Frau einen Handball-Bundesligisten, die Rhein-Neckar Löwen. Wir haben mit ihr über den Spagat zwischen Familientisch und Sport-Arena, ihren größten Fehler – und eingeschränkte Handyzeit für die Söhne gesprochen.

Frau Kettemann, Sie hatten bis kurz vor Heiligabend ein straffes Programm: Nationalspieler verpflichten, Uwe Gensheimer als künftigen Sportchef vorstellen, der normale Spielbetrieb. Schalten Sie per Knopfdruck auf Weihnachten um?
Viele empfinden ja die Vorweihnachtszeit als sehr stressig. In meinem Job haben wir immer noch Vertragsgespräche, das ist anstrengend und fordernd. Deshalb fiebere ich Weihnachten wirklich entgegen. Endlich kann ich mal richtig Urlaub machen. Im Laufe des Jahres geht das kaum. In der Sommerpause, wenn die Mannschaft nicht da ist, habe ich noch zu viel um die Ohren. Ich fahre immer erst in der Saisonvorbereitung weg – und auch da habe ich kein wirklich gutes Gefühl. Direkt abschalten fällt mir schwer. In einem Unternehmen wie SAP ist das anders. Urlaub ist klarer geregelt. Das ist der einzige Aspekt, den ich etwas vermisse.

Fahren Sie weg über die Feiertage?
Wir gehen nach Weihnachten eine Woche Skifahren mit Freunden und ganz vielen Kindern.

Wie sieht der Heiligabend bei Familie Kettemann aus?
Ganz klassisch; bei meinen Eltern zu Hause. Wir sind eine richtige Patchwork-Familie und eine bunte Mischung: Zur engen Familie kommen immer auch mein Ex-Mann dazu, Omas und Opas, die Ex-Schwiegermutter, die Ex-Schwiegeroma. Wir verstehen uns alle gut, und es ist schön, dass wir diese Zeit zusammen mit den Kindern verbringen.

Hatten Sie überhaupt Zeit, Geschenke zu kaufen?
Ich habe schon Anfang November angefangen. Plätzchen habe ich auch schon vor sechs Wochen gebacken.

Sind noch Plätzchen übrig?
Nicht viele. Wir müssen wohl noch mal backen. Sogar mein großer Sohn, der ist schon 12, hat mitgebacken. Er hat auch dafür gesorgt, dass „In der Weihnachtsbäckerei“ läuft. Das ist ein schönes Ritual bei uns. Und der Mittlere übt gerade für Weihnachten ein Stück am Klavier ein.

Können Sie das: Musikhören, backen und an die Kaderplanung denken? Wie viele Stunden am Tag sind Sie mit den Löwen beschäftigt?
Ich kann das nicht beziffern. Sobald ich im Auto sitze, telefoniere ich. Ich nutze jede freie Sekunde. Wenn mein jüngster Sohn schläft, bin ich am Rechner oder Telefon und arbeite. Ich schaue trotzdem, dass ich viel für die Jungs da bin. Ich habe zwei Handys, und das Löwen-Handy stelle ich auch mal auf lautlos, damit ich Zeit für die Kinder habe.

Als Sie zum dritten Mal Mutter wurden, hatten Sie da nicht den Wunsch, eine längere Auszeit zu nehmen?
Nein. Mein Partner und ich haben jahrelang darüber gesprochen, ob wir noch einmal Nachwuchs wollen oder nicht. Wir sind in einem Alter, in dem wir wussten, was der Schritt bedeutet. Es ist zwar etwas peinlich zu erwähnen, aber wir hatten sogar lange vor der Geburt eine Excel-Tabelle angelegt und eingetragen, wer wann wie arbeiten kann. In der Theorie war das ein guter Plan.

Und in der Praxis?
Nun ja... (lacht). Für mich war jedenfalls von Anfang an klar, dass ich weitermachen würde, weil ich meinen Job sehr liebe. Ich habe sehr früh mit dem Aufsichtsrat gesprochen. Damals ging es um meine Vertragsverlängerung, ich habe schon in der fünften oder sechsten Woche gesagt, dass ich schwanger bin. Ich konnte nicht einen Vertrag verlängern und dann sagen: Hey, ich bin schwanger.

Die Entscheidung war also richtig so?
Ja, aber ich bin niemand, der sich hinsetzt und sagt: Total easy, ich kriege alles geregelt und abends sitze ich entspannt auf der Couch, wenn mein Mann nach Hause kommt. Es ist schon eine Herausforderung. Als mein jüngster Sohn gerade vier, fünf Wochen alt war, haben wir Vertragsgespräche per Videokonferenz gemacht – und ich habe ihn dabei im Kinderwagen vor mir hergeschoben. Ging auch. Ich kann dennoch jede Frau verstehen, die sagt: Ich bleibe jetzt erst mal drei Jahre zu Hause. Jeder muss das für sich entscheiden; jeder Weg hat Vor- und Nachteile.

Väter können auch zu Hause bleiben.
Leider gibt es noch viel zu wenige Männer, die Elternzeit nehmen. Aber warum? Sie können genauso ein krankes Kind versorgen, ins Bett bringen, vorlesen, etwas kochen. Unsere Gesellschaft muss da offener werden. Es kann nicht sein, dass man komisch angeschaut wird, wenn man sagt, „mein Mann ist heute zu Hause und kümmert sich“ oder nimmt Elternzeit. Wir sind da teilweise noch wenig fortschrittlich und sehr rückständig.

Wie ist’s bei Ihnen? Wer macht was?
Wir teilen uns da gut rein, haben so etwas wie „Kinderdienst“. Jeder kann und sollte alles erledigen können.

Spontan & schnell: Kurzfristig verlegte Kettemann (r.) das Interview in ein Frankenthaler Café. Sie kam geradelt, um schneller w
Spontan & schnell: Kurzfristig verlegte Kettemann (r.) das Interview in ein Frankenthaler Café. Sie kam geradelt, um schneller wieder zu Hause bei ihrem kranken Sohn zu sein.

Ist es leichter, die Löwen-Familie zu hüten oder die Kettemann-Kinder?
(Lacht) Mal so, mal so. Mir macht meine Arbeit wahnsinnig Spaß, sie erfüllt mich, auch wenn die Zeit für mich sehr limitiert ist. Aber das ist der Preis, den man zahlen muss. Ich würde diese Belastung für keinen anderen Job eingehen.

Die Doppelbelastung ist sicher kräftezehrend. Wie lange bleiben Sie den Löwen noch erhalten?
Keine Ahnung. Ich habe im beruflichen Kontext noch nie langfristige Pläne gemacht, mein Vertrag läuft bis 2026. Im Moment sehe ich kein Ende. Aber natürlich: Meine Tage sind komplett durchgetaktet, und ab und zu komme ich an meine Grenzen. Wenn eines der Kinder krank wird, dann müssen wir die ganzen Abläufe umstellen, Termine verlegen, Lücken finden. Ich bin nicht der Mama-Typ, der dann sagt: Ich muss aber arbeiten. Eine Mutter muss auch präsent sein. Ich versuche jede Woche, dreimal um 13 Uhr zu Hause zu sein, damit das Essen pünktlich nach der Schule auf dem Tisch steht. Ich möchte die Zeit mit den Jungs nutzen. Erst wenn sie abends im Bett sind, wird der Laptop wieder angeschaltet.

Sagen

Bitte loggen Sie sich ein um den Artikel im Klartext zu sehen.

die riKden mcnlm:aah bHduayd&nq;o g,ew da?&J!ouqla.M;am ieB nus inds mzu piBeesil ynsHad ma scihT eevnbro.t Udn ennw cih asd nov dne dnKenri erla,vgne mssu hci das ahuc r.vlebneo hIc bin rhes rvrieisktt, saw ienedM etng.ha eMni ggiel;zosr&r nohS aht iene letirineertedvsDu rmdsietihlzcBi rop T,ga erd ttieMlre inee hea.bl Ich ibn da ,dasmclhito dei nsJug snlelo sura an ied hfircse Lfut, itm eranedn irdnKen eepsiln edor zmu rtS.po

lsA iSe 0261 uz edn luownLem&; ,amkne wedrnu iSe isn ltake essarW oegr.enwf uNn helnuumr;&f iSe wUe rinemesGeh gasnmal na dei guaebfA sal rtepSchof .nehar lmaHt;entu& eiS scih uahc os ien pmuorfumabrgAa ;clmugeD?h&uawtssn mts;mti es awr nie Srngup nsi etalk .Wesras iDe eAbtir mi uSotbrkpl tis waest eresnda sal in emien r;Gnnigz.k&ozolsre hIc oenknt edise fErurhagn nhitc orevhr masem,nl erab se tah zedtromt nagz gut eag.tplkp cIh wderu miemr l;,uteztrtsutmu&n mabek zum eipliseB hcua tneiMdraneiing nud htate ine sda f&lue;hm,luG assd anm rim kDcur mha.ct nDe zlmg&utl&oreisg;n; rcukD amehc ihc mir es.ltbs

asW lfah hInne ni erd Assaapfenh?gn ssDa wri iohrlcpts zu red iZte rehs lfrcerehigo a.newr

x