Sport Das Geschehen auf den Trainerbänken

„Was Pavel Gross macht, kümmert mich nicht.“ Geoff Ward sagt das völlig nüchtern, ohne erkennbaren Vorwurf in der Stimme. Die berüchtigten Psychospiele seines Wolfsburger Kollegen sind für ihn kein Thema, über das er reden möchte. Er bleibt der Maxime treu, sich nur um sein Team zu kümmern. Und bei seiner Vita, mit all seiner Erfahrung aus Nordamerika in der besten Liga der Welt, gekrönt vom Stanley-Cup-Sieg mit Boston, nimmt man ihm auch ab, dass vieles an ihm abperlt, was andere auf die Palme bringen könnte und auch bringt. Natürlich aber kennt Ward die Vorgeschichte: Vor zwei Jahren wurden die Adler beim Viertelfinal-Aus gegen die Grizzly Adams vor allem in Spiel eins der Serie auch „ausgecoacht“. Man muss Gross’ Tricks nicht mögen, aber sie sind in den Play-offs nicht verwerflich. Ständige Einflussnahme auf die Schiedsrichter, das reflexartige (und häufig erfolgreiche) Anfordern eines Videobeweises bei Gegentoren, um den Gegner aus dem Rhythmus zu bringen – alles nicht neu, aber nervig. Manchmal geht dabei die eigentliche Coaching-Leistung des bald 47-Jährigen unter: Dass er seit nun fünf Jahren als Cheftrainer in den entscheidenden Momenten sehr viel aus seinem nicht immer optimal bestückten Team herausholt und es auf den Punkt bestens vorbereitet – wie die beiden bisherigen ersten Drittel der Halbfinalserie bewiesen. Trotzdem: bei den Adler-Fans ist Gross, der wie sein Co-Trainer Mike Pellegrims von 1997 bis 1999 als Spieler dreimal Meister mit Mannheim wurde, schon ziemlich unten durch. Geoff Ward wiederum hat sich anders als Harold Kreis vor zwei Jahren noch nicht aus dem Konzept bringen lassen. Auffällig sein Gespür für Auszeiten – für den richtigen Moment und dann auch Ton. Seine Personalentscheidungen kreieren oft neues Momentum. „Ganz ruhig zieht er sein Spiel durch. Das ist für den Gegner demoralisierend“, glaubt Adler-Geschäftsführer Matthias Binder. (olw)

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