Sport Ein heiß-kaltes Vergnügen

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Dauerfrost, leichter Schneefall und ein Torfestival beim Freiluftspektakel – das dritte Winter Game in Deutschland

hat Erinnerungswert. Die Punkte sichern sich die Adler Mannheim durch den 7:3-Erfolg gegen die Schwenninger Wild Wings.

„Diesmal fühlt es sich gut an“, befand Chad Kolarik strahlend, denn: „Ich war schon einmal bei einem Outdoor-Spiel dabei und eben doch nicht. Es war in Hartford, ich war verletzt und musste zuschauen.“ Und grinsend fügte der Toptorjäger der Adler hinzu: „Außer mir waren da nicht mehr so viele Zuschauer …“ Gestern nun, ganz klar, da fühlte es sich angesichts seines Einsatzes, seiner gewitzten Treffer zur 4:2- sowie 5:3-Führung und der imposanten Kulisse im Stadion richtig gut an – und vor allem kalt. Minus fünf Grad Celsius zeigte das Thermometer, als die beiden Teams über einen Holzsteg zum „Aufwärmen“ aufs Eis kamen. Die Kälte, versicherte Stürmer David Wolf, spüre man in der Bewegung am Körper nicht so – wohl aber im Gesicht, der Fahrtwind eben. Einige Stunden zuvor hatten die Jungadler Mannheim bei ihrem 8:0-Schützenfest gegen den EC Bad Tölz einen Zuschauerrekord für die Deutsche Nachwuchs-Liga aufgestellt: Fast 12.000 Menschen waren da schon gegen Ende der Partie im Stadion. Die DEL-Partie sahen dann 25.022 Zuschauer. Es waren natürlich deutlich weniger als vor zwei und vier Jahren in den viel größeren Stadien von Düsseldorf und Nürnberg. Aber Ligachef Gernot Tripcke stellte klar: „Wir würden uns zu Tode reiten, wenn wir immer wieder den Zuschauerrekord brechen wollen.“ Auf das Konzept, das Motto, die Umsetzung komme es an – und da überzeugte der Sinsheimer Retro-Charme mit künstlicher Winterlandschaft um einen zugefrorenen Weiher (die Spielfläche) herum voll und ganz. Überraschung für die Adler-Fans: Neue-Deutsche-Welle-Legende Peter Schilling intonierte mit ihnen live die Hymne „Major Tom“. Und dann ging’s los, denn das Wichtigste blieb ja das Spiel um Punkte zwischen dem nominellen „Heimteam“ Schwenningen und Mannheim. Wobei: So richtig los ging’s fünf Minuten lang eher nicht, da wirkte die Partie in der ungewohnten Umgebung und auf dem sehr harten Eis reichlich wirr. Außerdem sprang dreimal Dennis Endras’ Tor aus der Verankerung. Als dieses Problem gelöst war, wurde wirklich Eishockey gespielt. Das Signal dazu gab Christoph Ullmann mit seinem prima Pass auf Brent Raedeke, der buchstäblich eiskalt zur 1:0-Führung verwandelte (6.). Marcus Kink ließ einen Pfostenknaller folgen. Die erste Überzahl der Partie aber nutzte Will Acton zum Ausgleich (17.). Der Schwenninger Mittelstürmer war auch der Torschütze zum 2:1 direkt nach Wiederbeginn, klasse sein verdeckter Schlenzer. Auf der Gegenseite zwang Danny Richmond SERC-Torwart Joey MacDonald zu einem prächtigen Save. Wenig überraschend, dass der Mannheimer Mann der Stunde den Ausgleich – in Überzahl, von der blauen Linie – besorgen musste: Es war Matthias Plachtas zehnter (!) Punkt in sieben Spielen (30.), der elfte folgte. Und nach einem Fehler Trivellatos staubte Luke Adam nach dem ersten Versuch von Marcel Goc zum 2:3 ab (32.). Das 2:4 Chad Kolariks war ein halbes Eigentor des Schwenninger Goalies, dem postwendend Simon Gysbers im Powerplay den Anschlusstreffer folgen ließ. Im Schlussabschnitt rettete Dennis Endras seine Adler in erneuter Unterzahl zweimal vor dem Ausgleich, bevor der clevere Kolarik bei Mannheims 3:5 erneut einen Gegner – diesmal Jiri Hunkes – zu Hilfe nahm. Zauberhaft das 3:6, das Raedeke per No-Look-Rückpass glänzend für Plachta auflegte. Der perfekte Abschluss des frostigen und stimmungsvollen Spektakels: Als Marcus Kink ins leere Tor traf, brach ihm der Stock entzwei. Das war wirklich Retro …

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