Sport Kaktus und Knochenmühle

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Mannheim/Glendale. Nach dem besten Jahr seiner noch eher kurzen Profikarriere, gekrönt mit der Meisterschaft der Adler Mannheim, wagt Nationalspieler Matthias Plachta den mutigen und großen Sprung nach Nordamerika – in die beste Eishockey-Liga der Welt (wir informierten). Das „Fangnetz“ unter ihm blendet der 24-Jährige eher aus.

„So will ich gar nicht denken“, betont Plachta, angesprochen auf den langfristigen Vertrag mit den Adlern (bis 2020). Der ruht momentan und gibt ihm die Sicherheit, zumindest kommende Saison jederzeit zurückkehren zu können aus dem Abenteuer NHL bei den Arizona Coyotes. „Ganz weit im Hinterkopf“ speichert der Flügelstürmer diese Absicherung, stellt aber klar: „Mein Ziel ist, drüben zu bleiben – wenn es geht, die gesamte Karriere.“ Und mit Blick auf seinen Adler-Teamkollegen Jochen Hecht (38), der ja eine 13-jährige NHL-Laufbahn hinter sich hat, fügt er an: „Wenn er mit 25 Jahren hätte zurückkehren müssen, hätte er in Deutschland sicher auch einen Job gefunden.“ Natürlich hat Plachta mit Hecht über Nordamerika gesprochen, zumal beide den selben Berater (Roly Thompson) haben. Und natürlich weiß Plachta, dass Hecht in seinem ersten Jahr, damals für St. Louis, den Umweg über das Farmteam Worcester Ice Cats gehen musste, bevor er sich etablierte. Mit „gesundem Menschenverstand“ will Plachta die Herausforderung angehen – und weiß, dass es ihn nach den Trainingscamps (ab 5. August) zunächst zum Coyotes-Partner Springfield Falcons in die American Hockey League (AHL) verschlagen könnte. „Wenn, dann versuche ich, mich von unten nach oben zu arbeiten. Und sollte ich gleich bei Arizona beginnen, werde ich alles tun, um oben zu bleiben“, sagt der gebürtige Freiburger pragmatisch und mit Nachdruck. Ihm braucht vor der Knochenmühle Nordamerika nicht bange sein. Trotz seiner begnadeten Hände – ein „Erbe“ seines Vater Jacek Plachta – und des tollen Schusses hat Matthias Plachta immer mit dem nötigen physischen Einsatz gearbeitet, Über- und Unterzahl gespielt. „Ich denke, dass Arizona weiß, was ich kann. Ich kann alles spielen“, findet er. Nach der herausragenden Saison in Mannheim – 19 Tore, 25 Assists – ist der Karriereschritt eigentlich logisch. Und fällt doch schwer. Denn „diesen Zusammenhalt einer Mannschaft habe ich in meiner kurzen Profikarriere so noch nie erlebt“. Dass Trainer Geoff Ward die Adler nun doch gen NHL verlässt und Assistenzcoach der New Jersey Devils wird, hat auch Plachta überrascht. „Es gab viele gedrückte Gesichter“, berichtet er vom Sommertraining in Mannheim, das er auch noch zum Fithalten nutzt: „Ihn zu ersetzen, wird sehr schwer.“ In Glendale, der Spielstätte der Coyotes vor den Toren der Metropole Phoenix, hat sich Plachta kürzlich schon umgesehen und hat hier mit den Fitnesstrainern des Teams von Nationalspieler Tobias Rieder sein Sommerprogramm besprochen. Das gängige Arizona-Klischee – „Kaktus, Berge, Sand, sehr warm“ – kann er bestätigen, meint aber: „Geschmackssache. Mir hat’s gefallen, eigentlich ganz schön.“ Noch schöner wird er’s finden, wenn er bleiben darf ...

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