Sport Overtime wird keine Überstunde

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Mannheim. Sie machen es unnötig spannend: Erst in der Verlängerung bezwangen die Adler Mannheim gestern Abend die Nürnberg Ice Tigers und gewannen damit Spiel fünf der Play-off-Serie 4:3 (0:2, 3:1, 0:0; 1:0). Jetzt geht’s im Halbfinale weiter: Ab nächsten Freitag, zunächst zu Hause, gegen die Grizzly Adams Wolfsburg.

Der erste Spielabschnitt war ein (abschreckendes) Musterbeispiel dafür, wie man sich als in allen Belangen bessere Mannschaft einlullen lassen kann und sich selbst in nutzloser Überlegenheit einschläfert. Denn überlegen, das waren die Adler fraglos, sie hatten fast ständig die Scheibe, auch ein paar ganz nette Chancen. Aber das Wort nett sollte es in den Play-offs nicht geben, da hielten einige den Stock doch etwas zu locker – und gemeint war damit nicht Goalie Dennis Endras, der in der ersten Unterzahl kurz mit einem geliehenen Spielerstock und nicht mit seiner abhandengekommen Torwartkelle bestehen musste. Nach verschossenem Ullmann-Penalty war Ice-Tigers-Keeper Andreas Jenike in seinem erst zweiten Play-off-Spiel dieser Saison dann wohlig warm geschossen. Und in ihrer zweiten Überzahl beendeten die Gäste das Scheingefecht, das sie bisher geführt hatten: Yasin Ehliz lenkte den Puck zum 0:1 ins Netz. Doch nicht nur das: Im folgenden Nürnberger Angriff mündete eine wahre Mannheimer Fehlerkette mit Ullmann, Hecht und Wagner als brüchigen Gliedern ins 0:2, das Play-off-Monster Leonhard Pföderl nachlegte. Die Schockstarre – auch im Publikum – wurde ausgerechnet durch die Großchance der Gäste zum 0:3 gelöst: Kaufmann vergab den von Akdag verursachten Penalty, danach war die Halle wieder da. Jetzt klappte es sogar in Überzahl: Endlich wurde konsequent geschossen und auf den Abpraller gelauert, den Kai Hospelt zum Anschlusstreffer verwertete. Nun überschlugen sich die Ereignisse: Eben hatte Nürnberg noch eine Vier-auf-zwei-Situation, dann der Konter, Jochen Hecht passte quer zu Frank Mauer, der zum 2:2 traf. Aber auf einen moralischen Einbruch der Ice Tigers hofften die Fans vergeblich: Marcus Weber gelang mit einem satten Fernschuss die erneute Führung. Die Adler spielten sich zurück in eine diesmal nicht trügerische Überlegenheit: Frank Mauers hartnäckige Vorarbeit veredelte Christoph Ullmann im Nachsetzen mit dem 3:3. Matthias Plachtas Lattentreffer war der letzte Höhepunkt eines aufregenden Spieldrittels. Die Adler-Dominanz hielt an. Nach Nowak-Fehler scheiterte Hecht frei vor und an Jenike. Sinan Akdag verzeichnete nach tollem Solo den nächsten Lattentreffer. Und dann holte Richmond eine Strafzeit heraus – Powerplay drei Minuten vor Schluss, allerdings nur dem Namen nach. Allein der ansonsten aktive Metropolit vertändelte dreimal die Scheibe. Die Overtime geriet aber nicht zur Überstunde: Erneut Frank Mauer vollendete einen Konter mit dem dann doch hochverdienten Siegtreffer. Der Play-off-Frühling wird in Mannheim diesmal endlich mal wieder länger – und heißer.

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