Sport Wie auf dem zugefrorenen Weiher

Sinsheim. So viel scheint nun festzustehen: Das Winter Game der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) am Samstag zwischen den Schwenninger Wild Wings und den Adlern Mannheim in der Sinsheimer Fußballarena wird wettertechnisch seinem Namen alle Ehre machen.

„Warm anziehen, vielleicht Skiklamotten, Sitzkissen mitbringen“, empfahl Veranstaltungsleiter und Technikchef Markus Wincher gestern Mittag bei einer Stadionbegehung für die Medien den bis zu 26.500 Zuschauern – und er schien alles andere als unglücklich darüber zu sein. Ebenso wie Adler-Klubchef Daniel Hopp. Denn von etwaigen Sorgen, dass es milde zwölf Grad und Dauerregen geben könnte, „sind wir jetzt weit weg“, sagte Hopp und wagte sich mit dicker Pudelmütze in den Schneesturm, der am Mittag über Sinsheim fegte. Wincher übrigens betonte dennoch: „Bis plus 15 Grad können wir absolut ligataugliches Eis garantieren.“ Vorhergesagt sind für übermorgen Dauerfrost und minimaler Schneefall. Dennoch könne es natürlich sein, so Wincher, dass die beiden aus der Mannheimer SAP-Arena nach Sinsheim verfrachteten Eismaschinen mitten im Spiel mal das Eis freiräumen müssen. Der Begriff „ligataugliches Eis“ hat insofern Bedeutsamkeit, als dass die Eishockey-Partie ab 17 Uhr in der Wirsol Rhein-Neckar-Arena unter freiem Himmel im Prinzip ein normales Spiel um Punkte ist. Zum dritten Mal nach 2013 (Nürnberg, 50.000 Zuschauer) und 2015 (Düsseldorf, 51.125) lädt die DEL zum Winter Game, diesmal geht es aber nicht um einen Zuschauerrekord (rund 25.500 Tickets sind bisher verkauft), sondern um das Konzept. „The good old Hockey game“ lautet das Motto. Zurück zu den Wurzeln quasi. „Es soll wirken, als wenn sich zwei Mannschaften auf einem zugefrorenen See zum Spielen treffen. Wir wollten uns bewusst absetzen“, erklärt Daniel Hopp den Einfall, der bereits seit dem 21. Dezember, also direkt nach dem letzten Fußball-Bundesliga-Auftritt der TSG 1899 Hoffenheim, in der Arena aufwendig in Szene gesetzt wird. „Da der Rasen ausgeschält wurde, war es in der Tat ein Spatenstich“, berichtet Bauingenieur Wincher. Nur am 25. und 26. Dezember blieben die Werkzeuge liegen. Rasen ist ein gutes Stichwort. Da jetzt die Eisfläche auf dem Grün thront, daneben eine stimmungsvolle Winterlandschaft mit künstlichen Seen, Holzstegen, Bäumen, Schilf und Kajaks entstanden ist, wird das Grün nach dem Eishockey-Knüller komplett ausgetauscht. Derzeit wächst am Niederrhein neues Gras, sollte das aber wegen Dauerfrosts nicht nutzbar sein, wird Rollrasen aus Portugal importiert – was teurer käme. Insgesamt beziffert Hopp das Budget fürs Winter Game „auf eine starke Million Euro. Das Ziel ist, mit einem Überschuss aus dem Event zu gehen“. Und natürlich mit einem wohl einmaligen Erlebnis im Rhein-Neckar-Raum. Auch mit dem Motodrom des Hockenheimrings, dem Mannheimer Carl-Benz-Stadion und dem Kaiserslauterer Fritz-Walter-Stadion hatten sich die Adler als Gastgeber – wenngleich Schwenningen am Samstag nominell Heimrecht genießt – gedanklich mal beschäftigt, doch schnell kristallisierte sich Sinsheim als idealer Ort des ungewöhnlichen Geschehens heraus. Am Freitagabend werden beide Teams zum ersten und einzigen Mal hier trainieren. Gestern Mittag fehlten der Eisfläche noch zwei Zentimeter zur optimalen Stärke von acht Zentimetern. „Freitag ist Großkampftag mit hundert Arbeitern im Innenraum“, kündigte Wincher an. Für sämtliche Kühlkomponenten ist eine Spezialfirma aus Österreich im Einsatz. Der Abbau samt Rasenrestauration werde dann noch einmal bis zu sechs Tage dauern.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x