Sport Böser Blackout

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Hallensprecher Kevin Gerwin fand gleich die Sprache wieder. „Wir gewinnen zusammen – und verlieren zusammen.“ Es war sehr, sehr ruhig in der SAP-Arena am Samstagabend, als das Handball-Spitzenspiel zwischen den Rhein-Neckar-Löwen und der SG Flensburg-Handewitt zu Ende war. 17:21 stand da auf dem Anzeigewürfel, hätte sich Anders Eggert beim Siebenmeter ein bisschen beeilt, wäre die Partie 17:22 ausgegangen. Auch dieses Resultat hätte nicht verraten, wie chancenlos die Löwen an diesem Tag waren. „Flensburg hat gezeigt, was für eine Riesenmannschaft das ist. Das ist eine Wahnsinnstruppe. Wir werden nicht viele Spiele zu Hause mit 21 Gegentoren verlieren. Wir werden uns aber nicht nervös machen lassen. Dazu ist die Mannschaft zu gefestigt. So eine Niederlage kann passieren“, meinte der Sportliche Leiter der Löwen, Oliver Roggisch. Es gehört zu den Gemeinplätzen, dass Spieler nach Niederlagen gerne betonen, froh zu sein, gleich wieder spielen zu können. Um die Niederlage eben vergessen zu machen. Die ziemlich geknickten Löwen waren froh, dass sie jetzt erst einmal ein paar Tage zum Trainieren haben, das nächste Spiel in der englischen Woche ist erst am Donnerstag (19 Uhr) beim SC DHfK Leipzig, nicht schon am Mittwoch. „Es ist gut, dass wir ein paar Tage haben, um uns zu verbessern. In Leipzig müssen wir wieder ein anderes Niveau bringen“, betonte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen. Seine Meister-Mannschaft verlor das Spiel im Angriff. Sie ließ sich von Torhüter-Oldie Mattias Anderson (38) den Schneid abkaufen, warf zu schwach und überhastet, rannte sich am Bollwerk um Tobias Karlsson immer wieder fest. „Wir haben zu statisch gespielt“, fand Patrick Groetzki. Mattias Andersson schmunzelte, als er darauf angesprochen wurde, gerade gegen die Löwen immer seine absolut beste Leistung abzurufen. Dass der Coup schon Aussagekraft mit Blick auf das Titelrennen haben könnte, glaubt der schwedische Top-Torhüter nicht: „Klar war das ein Ausrufezeichen. Aber es war erst der vierte Spieltag.“ Ähnlich sah es der überragende Feldspieler, Ex-Nationalspieler Holger Glandorf. „Wir haben verdient gewonnen, dass es vom Spielverlauf so deutlich war, blendet man aus. Es ging darum, unsere Aufgabe zu erfüllen. Es ist noch eine lange Reise“, erklärte der halbrechte Rückraumspieler der Flensburger. Coach Ljubomir Vranjes, der Tüftler aus dem Norden, zeigte sich als Charmeur, lobte „Rhein-Neckar“ als die in der zweiten Halbzeit bessere Mannschaft. War sie ja auch, rein rechnerisch gesehen. Mit 10:8 ging der Durchgang an den Titelverteidiger, der Eindruck, den Gastgeber in der Vorreiterrolle gesehen zu haben, mochte sich nicht einstellen. Fast keiner der Löwen-Spieler erreichte Normalform, allenfalls Harald Reinkind zeigte passable Ansätze. Zu wenig. Die Löwen müssen sich schon früh in der Saison sortieren.

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